Standortbetreiber Veolia bietet Software zur Effizienzsteigerung an
In den IPs in Heinsberg und Düren werden Effizienzgewinne softwaregestützt realisiert
Vielen Unternehmen fehlt das Know-how oder schlichtweg die Zeit, neben dem Tagesgeschäft aufwändige Analysen und Maßnahmen für Effizienzsteigerungen aufzusetzen. Das Beispiel der Industrieparks in Heinsberg und Düren zeigt, wie Energieeffizienzgewinne softwaregestützt auch über kleinere „Stellschrauben“ realisiert werden können.
Chemische Industrie, Hersteller von Brennstoffzellen und Karbonfasern sowie Lebensmittelverarbeitung – das sind einige der Branchen, die in den von Veolia betriebenen nordrhein-westfälischen Industrieparks in Heinsberg (Bizzpark Oberbruch) und Düren-Niederau ansässig sind. Aus einer Hand bietet das Unternehmen dort die Versorgung mit unterschiedlichen Medien an wie Prozess- und Kühlwasser, Dampf, Druckluft, die Lieferung von Strom und Gas und das Energieeffizienzmanagement, aber auch die Abwasserentsorgung sowie Services wie das Facility Management und die standortbezogene Logistik.
Modernisierung der Versorgungsanlagen
Im Industriepark Düren-Niederau hat die Betreibergesellschaft kurz nach der Übernahme 2016 damit begonnen, den Standort weiterzuentwickeln und das Kraftwerk und die Versorgungsanlagen im Hinblick auf Effizienz und Nachhaltigkeit zu optimieren. So wurde die KWK-Dampfkesselanlage um zwei Mikrogasturbinen erweitert, um das Strom-Eigenerzeugungskonzept am Standort zu verbessern. Parallel dazu wurden ältere Druckluftverdichter durch zwei Druckluft-Wärme-Kraftwerke (DWKW) ersetzt und damit der Strombedarf am Standort weiter reduziert. Die Abwärme von Verdichter, Motor und Abgas der DWKW‘s wird zur Aufheizung des Kesselspeisewassers genutzt, so dass ein thermischer Wirkungsgrad von 85 % erreicht wird.
Digitalisierung aller Daten und Messwerte
Dann nahm der in Berlin ansässige Dienstleister speziell das Energiemanagement in Angriff: Dafür implementierte man die Energieeffizienzsoftware EnEffCo, einem in der Industrie bewährten Controlling-Tool der Unternehmenstochter Ökotec Energiemanagement. Das System überwacht mehr als 600 definierte Messpunkte, die nicht nur Strom, Gas oder die Energiemedien umfassen, sondern auch die Wasserförderung und die Abwasserreinigung einbeziehen. Das Programm ordnet die Messdaten den einzelnen Anlagen zu und erstellt ein umfassendes Reporting über vorher definierte Kennzahlen durch wenige Mausklicks. Die umfassende Digitalisierung aller Daten und Messwerte ermöglicht eine genau Analyse und effiziente Auswertung. So wird etwa eine schnelle Reaktion auf erhöhte Verbräuche z. B. aufgrund von Leckagen sichergestellt. „Die Software ist für uns eine große Hilfe, neben dem Tagesgeschäft präzise Analysen für eine Effizienzsteigerung zu erstellen, die wir dann mit der Praxis abgleichen können“, erläutert Stefan Langer, für den Energie- und Wasserbetrieb zuständiger Geschäftsführer.
Bereits kurz nach Implementierung konnten über die Auswertung historischer Zeitverläufe Einsparpotenziale identifiziert und erprobt werden. So wurde in Heinsberg das Potenzial für eine Prozessoptimierung im Bereich der Kältemaschinen inklusive dazugehöriger Pumpen und Rückkühlung über einen eigenen Kühlturm ermittelt. Darüber hinaus identifizierte die Auswertung eine Optimierung im Bereich der Kühlwasserversorgung: Da der Kunde periodisch verändert Kälte abnahm, konnte über die Abschaltung einer Bypass-Regelung der Verbrauch an Kühlwasser reduziert und somit Pumpenergie in der Größenordnung weiterer 80 MWh eingespart werden.
Neues Projekt: Optimierter Betrieb der Kessel
Aktuell wird die Software für das Prozessmonitoring der Anlage zur Dampferzeugung angepasst, um Potenzial für eine optimierte Betriebsweise der Kessel zu identifizieren. So werden zunächst Kennzahlen und Messstellen unter Berücksichtigung aller relevanten externen Einflussfaktoren konzipiert, letzteres laut Langer ein wichtiger Aspekt. Dann wollen die Betreiber ihr Augenmerk speziell auf die Spitzenlastkessel richten, deren Zuschaltung es nach Möglichkeit zu vermeiden gilt. Die Leistung der vorhandenen Kessel wird mit dem Bedarf an Wärme abgeglichen, dann können entsprechende Einstellungen an der Regelungstechnik vorgenommen werden, um einen Mehrverbrauch zu vermeiden. „Wir werden gewünschte Einstellungen automatisiert in der Anlagen- oder Grenzwertüberwachung vornehmen und einen dauerhaften Nachweis der Einsparungen führen“, sagt der Geschäftsführer.
Für Langer hat sich der Einsatz der Effizienzsoftware bereits gelohnt, denn neben der Zeitersparnis durch weitgehende Digitalisierung und die Überprüfung seiner Effizienzziele hat er Transparenz gewonnen und nutzt die Anlagenüberwachung bereits bei Störungen und zur Instandhaltung.
Service für die Kunden im Industriepark
Für die im Industriepark mit Medien belieferten Industrie- und Gewerbebetriebe bietet der Standortmanager einen zusätzlichen Service: Kunden erhalten einen monatlichen, individualisierten Report. Somit werden die Betriebe über den Verbrauch an Strom, Gas, Wasser und anderen Medien in der gewünschten Detaillierung informiert. Weitere Messpunkte werden auf Kundenwunsch aufgenommen und in die Auswertung einbezogen. Besondere abweichende Verbräuche fallen so schnell auf.
Da viele Industrie- und Gewerbeunternehmen in ihrem Arbeitsalltag nicht die Zeit aufbringen können, Potenziale für eine Effizienzsteigerung und Energieeinsparung zu identifizieren und entsprechend zu handeln, wurden Hubgrade entwickelt. Hubgrade ist eine Smart Monitoring Dienstleistung basierend auf EnEffCo, bei der das methodische Vorgehen der Daten- und Kennzahlüberwachung mit praxisnahem Wissen aus der Prozess- und Anlagentechnik ergänzt wird. In Echtzeit überwachen Experten mittels Hubgrade relevante Effizienz KPIs ,erstellen normenkonforme Reportings und schlagen Effizienzmaßnahmen vor, die dann auch bei Bedarf durch Techniker realisiert werden können.
So verläuft die Effizienzoptimierung im Industriepark
▪ 1. Ausarbeitung von Kennzahlen und Messkonzepten für relevante (Teil-)Anlagen oder Anlagensysteme mit Handlungsempfehlung
▪ 2. Effizienz erhalten
- Implementierung Anlagenüberwachung (Vergleich der aktuellen Energieeffizienz mit historischen Verhalten/Energieeffizienz)
- Implementierung Alarmwesen (schnelles Eingreifen ermöglichen)
- Implementierung eines Standardreports (automatisiertes Reporting für jeweilige Zielgruppen am Standort,
- Implementierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses durch Effizienz-Controlling-Prozesses)
▪ 3. Effizienz steigern
- Einsparpotentiale identifizieren (Analyse der Anlage, Benchmarking)
- Maßnahmen entwickeln, Anlageneffizienz optimieren
- Maßnahmen/Einsparungen transparent nachweisen (Reports und Dashboards)
▪ 4. Reporting über Maßnahmen und für die Geschäftsführung läuft parallel zu Schritten 1-3.