Recycling von Rohstoffen im Fokus der Chemiepark-Experten
12.03.2019 -
Nicht nur für das Frühstücksei, sondern auch für die Produktion im Chemiepark ist Salz – also Natriumchlorid – ein unerlässlicher Rohstoff für die Chlorproduktion. Chlor, das vor allem aus Schwimmbädern und Reinigungsmitteln bekannt ist, ist gleichzeitig einer der wichtigsten Grundstoffe in der chemischen Industrie, bspw. für die Kunststoffproduktion. In diesen industriellen Prozessen wird Salz in Abwasser gebunden, das in der Regel über die Klärwerke in den Umwelt-Kreislauf zurückgeführt wird.
Um den wichtigen Rohstoff Salz aus dem Abwasser in der Chlorproduktion wieder nutzbar zu machen, haben Fachleute des Werkstoffherstellers Covestro wissenschaftlich-technische Lösungen entwickelt. Das Leverkusener Unternehmen wurde dabei von Chemiepark-Betreiber Currenta unterstützt. Ihre Erfahrungen haben die Experten auf einer Veranstaltung der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (Dechema) in Leverkusen interessierten Fachleuten aus ganz Deutschland vorgestellt. Im Entsorgungs- und Recyclingzentrum in Bürrig sprachen die rund 30 Fachleute auch über das bereits erfolgreiche System, mit dem Covestro am Standort Krefeld-Uerdingen täglich rund 700 m³ Wasser recycelt.
Win-Win-Situation für
Umwelt und Unternehmen
Rainer Weber, Chemiker beim Werkstoffproduzenten, erklärt: „Das Verfahren schützt nicht nur die Umwelt und entlastet die Klärwerke, sondern es spart auch Ressourcen, wie Wasser und Salz. Wir arbeiten mit diesem Verfahren nachhaltig und umweltbewusst. Das ist uns sehr wichtig.“ Auch an den anderen Chemiepark-Standorten der Servicegesellschaft in Leverkusen und Dormagen sollen demnächst Salz eingespart und Klärsysteme entlastet werden. Dazu wird weiter geforscht, denn „die Technologie lässt sich nicht eins zu eins auf andere Standorte übertragen, da bereits minimale Unterschiede darüber entscheiden, ob das Verfahren funktioniert oder nicht“, erläutert Weber.
Klärverfahren für Chemiestandorte
Für jeden Chemiepark ist Wasser unentbehrlich: als Bestandteil von Produkten, als Löse, Reinigungs- und Kühlmittel, als Energieträger in Form von Dampf und natürlich für den täglichen Gebrauch durch die Menschen. Die Kläranlage im Chemiepark in Dormagen sorgt dafür, dass Belastungen vor der Einleitung in den Rhein sicher eliminiert werden.
Der größte Teil des Wassers wird zum Kühlen genutzt und vor der Nutzung gefiltert. Es ist nach der Nutzung deutlich klarer als das Flusswasser und muss nicht behandelt werden. Rund 10 % des am Dormagener Standort eingesetzten Wassers sind klärpflichtig. Es handelt sich um sogenannte Biowässer: organisch belastete, saure oder alkalische Abwässer aus den Produktionsbetrieben, Laboratorien und Technika, aber auch um das Sanitär- und Küchenabwasser. Stoffe, die eine biologische Reinigung stören würden oder biologisch nicht eliminiert werden können, werden bereits in den Betrieben entfernt.
Vier Olympia-Schwimmbecken
Die Dormagener Kläranlage kann rund 11 Mio. l Abwasser am Tag reinigen. Das entspricht dem Fassungsvermögen von mehr als vier großen Schwimmbecken mit olympischen Ausmaßen. Das Biowasser wird in der Kläranlage mehrstufig gereinigt, ausgerichtet an den jeweiligen Inhaltsstoffen des Wassers: In den biologischen Klärstufen werden organische Belastungen durch Bakterien sehr effektiv abgebaut. Damit das funktioniert, müssen u. a. Temperatur und Salzgehalt stimmen, darf das Abwasser weder mit Säuren noch mit Laugen belastet sein. Deshalb steht am Anfang des Klärverfahrens immer eine Neutralisation. Danach werden feste Bestandteile mechanisch herausgefiltert, bevor die erste von zwei biologischen Reinigungsstufen durchlaufen wird.
Asche und sauberes Wasser
Nach der bakteriellen Zersetzung von Kohlenstoffen und Stickstoff wird der braune Klärschlamm von der Flüssigkeit getrennt. Ein Teil dieses Bioschlamms wird zur Aufrechterhaltung einer konstanten Schlammkonzentration in die Biostufe zurückgeleitet. Der Rest wird verbrannt. Am Ende bleiben Asche, die deponiert wird, und geklärtes, sauberes Wasser, das wieder in den Rhein geleitet wird. Laufende Analysen und unangemeldete Kontrollen durch Behördenvertreter stellen sicher, dass die Wasserqualität stimmt.