Strategie & Management

Gründer-Erfahrungen

Achema-Gründerpreis 2018, Ausschreibung läuft

19.06.2017 -

Ein junger Wissenschaftler hat eine Idee, aus der sich ein Produkt oder eine Dienstleistung entwickeln lässt. Er findet Mitstreiter, entwickelt ein Konzept, sichert sich eine erste finanzielle Unterstützung, beteiligt sich an Wettbewerben – und dann?

Wir haben die Finalisten des ersten Achema-Gründerpreises befragt, wie sich ihre Unternehmen seit 2015 entwickelt haben. Eines vorneweg: Es gibt sie alle noch! Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn als Faustregel gilt in der Start-up-Welt: Nur eines von zehn neugegründeten Unternehmen kann sich auf Dauer am Markt behaupten.

Mehrgleisig vorgehen

Damit ihnen das Überleben gelingen konnte, mussten die ausgezeichneten Unternehmen aus den Sparten Biotechnologie, Messtechnik/Analytik und Energie mehrgleisig vorgehen: Einerseits galt es, die Technologien weiterzuentwickeln, Prototypen zu bauen und die Produktpaletten kontinuierlich zu erweitern. Dabei passten die Firmen teilweise auch ihre Geschäftsmodelle an: So hat sich bspw. Sciomics als Dienstleiter in frühen Entwicklungsphasen für Biomarker positioniert, aber als zweites Standbein auch die Auftragsforschung ausgebaut. 4Gene hat sein Produktportfolio von 7 auf 22 Aromaglykoside ausgeweitet, von denen zwei in industriellem Maßstab verfügbar sind. Noch in einer etwas früheren Phase ist Glyconic, das derzeit mit Hilfe der GG-Bio-Initiative des BMBF seine ersten kosmetischen Inhaltsstoffe zur Marktreife bringt.

Kunden gewinnen, Bürokratie meistern

Andererseits galt es, die Finanzierung fortlaufend sicherzustellen. Bei vielen der Firmen stand am Anfang eine öffentliche Förderung, etwa über das EXIST-Programm der Bundesregierung. Für die Etablierung am Markt und vor allem das Scale-up braucht es aber weitere Kapitalgeber und Investoren, die sich auf das Wagnis Chemie-Start-up einlassen. Und es galt, Pilotkunden zu finden. Die Strategien dafür waren unterschiedlich: Während Hydrogenious mit seinen Lösungen für die Wasserstoffspeicherung in dieselartigen Flüssigkeiten erfolgreich auf kleine, innovative Partner setzt, gelang es dem Messtechnikanbieter Bentekk, den Fuß in die Tür von Großunternehmen wie BASF und Total zu bekommen und die Kundenbasis dank Mundpropaganda schnell zu erweitern.

Doch nicht nur die Kundengewinnung stellt eine Hürde dar, für deren Überwindung einiges an Kreativität und Durchhaltevermögen notwendig ist. Gefragt, was in den letzten zwei Jahren das größte Hindernis war, wurden oft auch bürokratische und regulatorische Rahmenbedingungen genannt. Hier hat sich die Unterstützung durch Zulieferer und Partner bewährt – gemeinsam lassen sich Stolpersteine leichter aus dem Weg räumen.

Was sich Gründer wünschen

Die Wünsche der Gründer ähneln sich: Besserer Zugang zu Kapital, vor allem auch zu den Summen, die für ein Up-scaling von Technologien auf den industriellen Maßstab nötig sind. Das ist für Start-ups im Chemieumfeld sicher eine größere Hürde als für Firmen in anderen Branchen, die auch in kleinerem Maßstab erfolgreich sein und eher organisch wachsen können. Doch es kommen auch nicht-monetäre Aspekte dazu: Sichtbarkeit, mehr Aufmerksamkeit für innovative Lösungen und eine gründerfreundlichere Kultur, die auch ein Scheitern toleriert.

Was kann ein Wettbewerb beitragen?

Ein Sieg bei einem Gründerwettbewerb kann nicht alle der angesprochenen Probleme lösen – aber er kann dazu erheblich beitragen. Dabei ist nicht das Preisgeld der ausschlaggebende Faktor. In den Antworten der Achema-Gründerpreis-Finalisten kommt zum Ausdruck, dass die Auszeichnung im Wesentlichen in zwei Richtungen wirkt: Nach innen dient sie als Bestätigung und Motivation, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Dabei ist besonders wichtig, dass die Bewertung durch Experten erfolgt, deren Rat von den Gründern sehr geschätzt wurde und bei einigen dazu beigetragen hat, ihr Geschäftsmodell noch einmal zu schärfen. Und natürlich erhöht eine solche Auszeichnung mit der hohen Sichtbarkeit in der internationalen Fachwelt die Chancen, Kontakte zu knüpfen – und zwar sowohl zu möglichen Kunden und Kooperationspartnern als auch zu Investoren. Der Enthusiasmus scheint bei allen Gründern nach wie vor ungebrochen – allen Hürden zum Trotz.

Die vollständigen Interviews mit den Finalisten des ACHEMA-Gründerpreises 2015 werden in den kommenden Wochen auf www.achema-gruenderpreis.de veröffentlicht. Dort ist auch weiterhin die Anmeldung für die Phasen 2 und 3 des laufenden Wettbewerbs, also Konzept und Businessplan, möglich.

Kontakt

Dechema e.V.

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