WVIS-Kolumne Neues aus dem Industrieservice: Die Chemie muss stimmen
23.05.2017 -
Was Du heute kannst besorgen, das plane gleich auch schon für morgen. So abgewandelt könnte der bekannte Spruch die Aufgabe zusammenfassen, der sich die Prozessindustrie im Nachklang der Energiewende täglich neu stellen muss. Nachhaltigkeit heißt das Zaubermittel im wirtschaftlichen Jargon, aus dem, eine Prise Effizienz beigemischt, das Lösungselixier für langfristigen Erfolg entspringen soll. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist alt und trotzdem so aktuell wie nie zuvor. Es geht im Kern darum sicherzustellen, dass ein System in seinen wesentlichen Eigenschaften langfristig erhalten bleibt. Dabei ist kein Akteur in der Lage, wirksame Nachhaltigkeitsstrategien alleine zu gestalten. Zu viele Einzelaspekte und Spezialitäten gilt es zu berücksichtigen, die ein Unternehmen nicht alleine erkennen und in ökonomische Konzepte umwandeln kann. Daher sind Betreiber und Hersteller gut beraten, sich den verschiedenen Sichtweisen der Welt um sich herum zu öffnen.
Die Spezialisten des Industrieservice leisten hier einen großen Beitrag zur praktischen Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Prozesskette. Mit dem Fachwissen um die Wirkung der kleinsten Teile im großen Gesamtprozess, halten die Dienstleistungsanbieter Lösungen für nachhaltiges Planen, Bauen, Produzieren, Instandhalten, Reinigen und für den Rückbau bereit. Exemplarisch sei hier die Initiative der Technologieanbieter ›Energieeffizienz in der Prozessindustrie‹ genannt, die Anlagenbetreibern bereits vor Jahren konkrete Optimierungsmöglichkeiten aufzeigte, wie bspw. mit effizienten Dämmungssystemen neue Bedingungen für Energie- und Stromsteuerermäßigungen geschaffen werden können. Überall dort, wo heisse Medien transportiert oder gespeichert werden, kommen exakte Analysetools, von Wärmebildkameras bis hin zu ganzheitlichen prozessorientierten Energiechecks, zum Einsatz, die zielsicher den Anforderungen von Wirtschaft und Politik zuarbeiten. Diese interdisziplinäre Kooperation ist der Schlüssel zu Nachhaltigkeit und Effizienz, heute wie morgen.
Gerade bei politischen Entscheidungen und der Entwicklung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen rückt der Nachhaltigkeitsaspekt ebenfalls immer wieder in den Vordergrund. Während mit der Energiewende von Seiten der Politik ein überstürztes Dekret ausgegeben wurde, sollten Unternehmen zwischenzeitlich auch aus eigenem Interesse so nachhaltig wie möglich wirtschaften. Die Investitionen heute führen zu Einsparungen in der Zukunft. Fehlendes Kapital oder zu lange Amortisationszeiten für Investitionen sollten dabei ebenfalls unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet werden. Im Schulterschluss mit den Partnern in der Politik könnten zu lange Amortisationszeiten für Effizienzinvestitionen sogar durch das eine oder andere Förderprogramm verringert werden. Mit dieser Kooperation zwischen Politik und Unternehmen wird die grundsätzliche Bereitschaft der Unternehmen zu investieren, gestärkt.
Die Alternative wäre, dass - solange im internationalen Vergleich höchste und weiter steigende Kostenbelastungen für Industriestrom Effizienzinvestitionen in der Prozessindustrie marginalisieren - die Entscheider in den Unternehmen eher zu Standortverlagerungen als zu Investitionen in die Standorte tendieren werden. Selbst kurzzeitig sinkende Kosten können fehlende Kalkulationssicherheit für Investitionen nicht ausgleichen. Untätigkeit setzt Unternehmen und Politik also gleichermaßen großen Risiken aus. Daher bleibt abschließend nur daran zu erinnern, dass soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung ohne wirtschaftlichen Erfolg nicht realisierbar ist.
Herzlichst
Ihr Reinhard Maaß
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