Bilfinger sieht Wachstumspotenzial in Pharma und Biopharma
Attraktive Potenziale im Segment integrierte Lösungen für Anlagenmodule
Mit seinem 2-4-6-Konzept hat der Vorstand des Bilfinger-Konzerns im Februar 2017 die Unternehmensgruppe strategisch neu ausgerichtet. Der Fokus der Geschäftsaktivitäten liegt auf zwei Geschäftsfeldern, vier Kernregionen und sechs Industrien. Seinen Kunden bietet Bilfinger mit dieser neuen Aufstellung zusätzlichen Mehrwert: Konzernweit werden die Stärken gebündelt und Leistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette angeboten.
Zwei Geschäftsfelder
Im Geschäftsfeld Engineering & Technologies entwickelt und erweitert Bilfinger Industrieanlagen, steigert ihre Effizienz und bietet diverse Umwelttechnologien an. Im Geschäftsfeld Maintenance, Modifications & Operations übernimmt Bilfinger die Instandhaltung, die Modifikation und den Betrieb von Industrieanlagen. Während das erste Geschäftsfeld mit seinen rund 9.000 Mitarbeitern international aufgestellt ist, hat das Instandhaltungsgeschäft mit rund 23.000 Mitarbeitern eine regionale Struktur. CEO Tom Blades: „Diese Aufstellung ermöglicht auf der einen Seite einen schnellen Austausch von Innovationsideen und Best-Practice-Erfahrungen bei Engineering- und Technologie-Aufträgen, auf der anderen Seite eine unmittelbare Nähe zum Kunden und eine hohe Flexibilität bei der Instandhaltung, Erweiterung und dem Betrieb von Industrieanlagen.“
Vier Kernregionen
Mit seinem Fokus auf vier Kernregionen konzentriert sich Bilfinger auf die Regionen, in denen seine Tochtergesellschaften über jahrzehntelange Erfahrungen, eine starke Marktpräsenz und herausragende Reputationen verfügen. Während Kontinentaleuropa und Nordwesteuropa die beiden Regionen sind, in denen derzeit der Hauptanteil der Leistung von Bilfinger entsteht, stellen Nordamerika und der Nahe Osten attraktive Wachstumsregionen für das Leistungsspektrum des Konzerns dar.
Sechs Fokusindustrien
Seine Leistungen erbringt Bilfinger insbesondere in den Industrien Chemie und Petrochemie, Energie und Versorger, Öl und Gas, Pharma und Biopharma, Metallurgie sowie Zement. In diesen Branchen bietet das Unternehmen ein Leistungsspektrum, das die gesamte Wertschöpfungskette einer Industrieanlage abdeckt: Von Consulting, Engineering, Fertigung, Montage, Instandhaltung, Anlagen-Erweiterung und deren Generalrevision bis zu Umwelttechnologien und digitalen Anwendungen.
Wachstumsbranche Pharma und Biopharma
„In der Pharma- und Biopharma-Branche sehen wir zahlreiche Potentiale, um stärker als der Markt zu wachsen. Wir werden uns daher in dieser Branche noch stärker positionieren und unser Leistungsspektrum für Pharma- und Biopharma-Anlagen systematisch erweitern“, sagt Blades. Bislang stammen rund 5% der Gesamtleistung von Bilfinger aus der Pharma- und Biopharmabranche. Ziel der neuen Unternehmensstrategie ist es, diesen Anteil in den kommenden Jahren konsequent auszubauen.
Aufgrund des zunehmenden Kostendrucks in der Pharma- und Biopharmabranche kommt es vermehrt zu einem Outsourcing von Leistungen. Gleichzeitig werden immer höhere Anforderungen an die technischen Eigenschaften der Geräte sowie an die Hygiene gestellt. Darüber hinaus entstehen in dieser Branche viele neue innovative Therapien, die entsprechende Gerätschaften und deren Wartung benötigen. „Für Bilfinger ergeben sich aus diesen Marktentwicklungen attraktive Wachstumschancen: Mit unserem Leistungsspektrum sind wir der ideale Partner für die Pharma- und Biopharmaindustrie, da wir sowohl das Engineering als auch die Instandhaltung aus einer Hand anbieten können“, sagt Blades.
Hohe Nachfrage nach vorgefertigten Anlagen
Zu den Leistungsfeldern mit den höchsten Wachstumspotenzialen in der Pharma- und Biopharmaindustrie zählt die Vorfertigung von Anlagen. Spezialisiert auf diese Leistung ist die Bilfinger Industrietechnik Salzburg. Das Unternehmen konnte in den vergangenen vier Jahren seinen Umsatz nahezu verdoppeln und die Anzahl seiner Mitarbeiter um ein Drittel steigern.
Mit einer Stammbelegschaft von mehr als 500 Mitarbeitenden plant, fertigt und errichtet die Bilfinger Industrietechnik Salzburg Rohrleitungen und Produktionsanlagen für die Biotechnologie- und Pharma-Branche. Das Leistungsspektrum umfasst das Engineering, die Automatisierung, Fertigung und Montage von Anlagen ebenso wie die Qualifizierung, die Inbetriebnahme und die Wartung. Zur Produktpalette gehören Bioreaktorsysteme und Fermentationsanlagen, aber auch Ansatz-, Reinstmedien-, Aufreinigungs- und CIP-/SIP-Systeme. Dabei bietet die Bilfinger Industrietechnik Salzburg nicht nur Produktions- sondern zudem Versuchs-, Pilot-, Labor- und Nebenanlagen. Jüngst entwickelte Anlagen sind unter anderen Zellkulturanlagen zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern, Chromatographiesäulen zur Aufreinigung sowie Erzeugeranlagen für Reinstmedien mit einer patentierten Marktneuheit.
Produktivitäts- und Zeitgewinn durch vorgefertigte Anlagen
Eine Vorfertigung von Anlagen beziehungsweise Anlagenmodulen hat für den Kunden zahlreiche Vorteile: Sie ist unabhängig vom Baugeschehen an ihrem späteren Bestimmungsort und ermöglicht eine hohe zeitliche Flexibilität bei der Abnahme und Durchführung von Qualifizierungsschritten. Da bei einer vorgefertigten Anlage diese lediglich an ihrem späteren Bestimmungsort aufgestellt, beziehungsweise erneut montiert werden muss, reduziert sich der Vor-Ort-Einsatz auf ein Minimum, was zu einer leichteren Koordination der Gewerke und zu einer höheren Arbeitssicherheit auf der eigentlichen Baustelle führt. Darüber hinaus minimiert die Vorfertigung von Modulen die Zeitspanne zur Errichtung der kompletten Anlage, da sich diese parallel und nicht hintereinander fertigen lassen.
Bilfinger Industrietechnik Salzburg bietet unterschiedliche Komplexitätsgrade bei der Vorfertigung von Anlagen: Bei der sogenannten Spool-Fertigung werden Rohrgebilde unter Werkstattbedingungen gebaut – gegebenenfalls mit Armaturen. Die Erstellung ganzer Baugruppen nennt sich Piping-Module. Anlagen, beziehungsweise Anlagenteile in Kompaktbauweise, die transportfähige Vorfertigungseinheiten darstellen, werden als Skids angeboten. Dabei handelt es sich entweder um rein mechanische, mechanisch-elektrische oder voll funktionsfähige Skids mit installierter Automatisierung, den sogenannten Package Units.
Ausbau der Kapazitäten in Salzburg
Um der wachsenden Nachfrage nach vorgefertigten Anlagen zu entsprechen, hat Bilfinger Industrietechnik Salzburg Ende April eine neue Firmenzentrale bezogen. Der neue, rund 12.000 m2 große Standort im Gewerbepark Puch/Urstein besteht aus einem Bürogebäude und neuen Fertigungs- sowie Montagehallen, die auch die Fertigung großer Anlagen ermöglichen. Sie sind so ausgestattet, dass sie auch höchsten Kundenansprüchen bei der Fertigung entsprechen. Tobias Eitel, Geschäftsführer von Bilfinger Industrietechnik Salzburg: „Der neue Standort bietet optimale Produktionsbedingungen und ermöglicht es uns, noch größere Aufträge von Salzburg aus zu bewältigen. Darüber hinaus unterstützt er durch Bereitstellung zusätzlicher Fertigungskapazitäten die weitere Internationalisierung unseres Geschäfts.“
Das Unternehmen fertigt seine Anlagen für Kunden in ganz Europa, liefert aber auch nach China und in andere asiatische Staaten. Unlängst konnten Aufträge von drei internationalen Pharmaunternehmen aus Irland, Belgien und Dänemark für den Bau und die Erweiterung biotechnologischer Prozessanlagen gewonnen werden. Für diese drei Aufträge mit einem Gesamtvolumen von rund 60 Millionen Euro fertigt und montiert Bilfinger Industrietechnik Salzburg rund 60 km Rohrleitungen und errichtet Anlagen mit einer Gesamtlänge von 50 m, einer Breite von sechs und einer Höhe von 6,5 m. In allen drei Fällen werden wesentliche Leistungen am Firmensitz in Salzburg erbracht.
Auch in Deutschland expandiert das Unternehmen: Im November hat Bilfinger Industrietechnik Salzburg mit Dresden seinen vierten Standort in Deutschland eröffnet. Bislang war das Unternehmen in Deutschland mit eigenen Niederlassungen in Heidelberg, Penzberg und Stuttgart präsent. Schwerpunkte des Dresdner Standorts sind Engineering-Leistungen sowie Projektmanagement.