Wendepunkt: Oxea verlegt Konzernzentrale
Oxea legt umfangreiches Investitionsprogramm auf, Interview mit CEO Dr. Salim Al Huthaili
Im März 2007 wurde Oxea als Buy-out der Geschäftszweige Oxo-Derivate und Oxo-Intermediates von Celanese und European Oxo unter Führung der Private-Equity-Firma Advent International gegründet. Im Dezember 2013 erwarb die Oman Oil Company (OOC) den Oxo-Chemikalien-Produzenten von Advent. Im März 2016 wurde Dr. Salim Al Huthaili zum Chief Executive Officer ernannt. Er kam bereits 2015 von Oman Oil Company als Vorsitzender des Aufsichtsrats zu Oxea und rückte später in die Geschäftsführung auf. Nun stellt er bei Oxea die Weichen auf künftiges Wachstum. Dr. Michael Reubold fragte Dr. Al Huthaili nach seiner Wachstumsstrategie und der Rolle, die das deutsche Unternehmen für die Entwicklung der Chemieindustrie Omans spielen soll.
CHEManager: Dr. Al Huthaili, Oxea feiert 2017 sein zehnjähriges Jubiläum. Pünktlich zu diesem Anlass wird ihr Unternehmen in die neue Zentrale in Monheim umziehen. War die alte Zentrale für Oxea zu klein geworden?
Dr. S. Al Huthaili: Oxea ist in den vergangenen zehn Jahren sowohl im Hinblick auf die Produktpalette als auch auf das Umsatzvolumen erheblich gewachsen. Wir sind inzwischen einer der weltweit führenden Hersteller von Oxo-Chemikalien und mit Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien ein globales Unternehmen. Als Folge dieses Wachstums haben sich die Verwaltungsabteilungen im Laufe der Zeit auf dem ganzen Standort in Oberhausen verstreut. Der neue Hauptsitz ist der sichtbare Wendepunkt für Oxea.
Das neue Gebäude in Monheim bietet unseren Teams eine wesentlich bessere Arbeitsumgebung. Mein Schwerpunkt liegt darauf, alle Funktionen in einer Zentrale zu konsolidieren und so die Kommunikation zwischen den Teams zu intensivieren und die Ideengenerierung zu fördern. Der Umzug verschafft uns einerseits genügend Kapazität für weiteres Wachstum sowohl in Monheim als auch in Oberhausen. Und andererseits entspricht die neue Struktur den Anforderungen an eine Zentrale eines erfolgreichen Unternehmens. Zudem ist die neue Zentrale deutlich energieeffizienter als die alten Gebäude, die auch relativ hohe Wartungskosten verursachten.
Was sind Ihre Wachstumspläne und was ist Ihre Wachstumsstrategie für Oxea?
Dr. S. Al Huthaili: Die Zukunft von Oxea hängt davon ab, was wir tun können, um in die Zukunft des Unternehmens zu investieren. Um weiterhin als nachhaltiges und profitables Unternehmen zu bestehen, streben wir selektives Wachstum in Schwerpunktbereichen, den weiteren Ausbau unseres Portfolios und Volumenwachstum in Bereichen an, in denen wir weitere Möglichkeiten sehen. Ein breiteres Produktportfolio wird uns auf den Märkten attraktiver machen und weitere Nachfrage nach unseren Produkten generieren.
Wir haben für 2017 ein umfangreiches Investitionsprogramm aufgelegt, um unsere Kapitalbasis und Gesamtprofitabilität zu verbessern. Wir denken auch über Investitionsmöglichkeiten am Standort unserer Muttergesellschaft in Duqm, Oman, nach.
Das neue Strategieteam von Oxea verfolgt verschiedene Wachstumsaktivitäten, die deutlich darüber hinausgehen, nur Engpässe an unseren weltweiten Produktionsanlagen zu beseitigen. Wir sehen uns die Vorteile jedes einzelnen Standorts genau an und untersuchen, wie wir dort unsere Technologien einsetzen können, um einen noch besseren Beitrag zum Gesamtkonzern zu leisten. Dies umfasst Strategien, um die Produktion in unseren Intermediate-Anlagen zu maximieren und unsere Wertschöpfungskette von Molekülen und Rohstoffen besser auszunutzen.
Was unser Volumenwachstum anbelangt, so erhielten wir im Dezember 2016 die endgültige Investitionsfreigabe für unser US-Propanol-Projekt in Bay City, Texas. Unser Schwerpunkt liegt ansonsten darauf, die vorhandenen Kapazitäten erst vollständig auszulasten, bevor wir wieder groß investieren. Wir suchen ständig nach Ideen, um unser Derivate-Geschäft selektiv wachsen zu lassen. Unser Marketing und unsere weltweiten Technologiegruppen erforschen ständig neue Produkte und Anwendungen.
Kann das Wachstum von Oxea vom Zugang zu wettbewerbsfähigen Rohstoffen durch Oman Oil Company profitieren?
Dr. S. Al Huthaili: Oxea ist ein von Technologie geprägtes Unternehmen mit einer Geschichte von über 75 Jahren. Wir hängen nicht so sehr von günstigen Rohstoffen ab, sondern unterscheiden uns vom Wettbewerb eher durch Prozessoptimierung, beispielsweise im Bereich der Sicherheit, im Betrieb unserer Anlagen, im Vertrieb, und so weiter. Oxea blieb dank kommerzieller Integration und langfristiger Partnerschaften mit Lieferanten bislang so erfolgreich. Meiner Ansicht nach können wir also auch ohne Vorteile durch günstigeres Rohmaterial wettbewerbsfähig bleiben. Wenn sich jedoch solche Möglichkeiten bieten, werden wir sie entsprechend nutzen. Die Duqm-Plattform könnte uns Wettbewerbsvorteile bringen und dazu beitragen, dass wir unsere kontinuierliche Leistungssteigerung noch verbessern.
So arbeiten wir beispielsweise eng mit anderen OOC-Tochtergesellschaften wie Oman Trading International zusammen, um solche Möglichkeiten zu ermitteln. Wir nutzen auch das Know-how der Konzerngesellschaften wie Oman Oil Refineries und Petroleum Industries Company - ORPIC - und von OOC selbst. Interessante Ideen werden auch für OOC und verbundene Unternehmen genutzt.
OOC hat eine strategisch günstige geografische Lage als Tor zum asiatischen Markt. Kann Oxea diese Gelegenheit nutzen, um in den Schwellenländern im Osten stärker zu werden?
Dr. S. Al Huthaili: Der asiatische Markt kann in Zukunft sehr bequem von Duqm in Oman aus bedient werden. Große Märkte wie Indien liegen praktisch nebenan. Und schon in der Vergangenheit hat Oman Kontinente wie Asien und Afrika durch Seefahrt und Handel wirtschaftlich miteinander verbunden. Oxea beobachtet ständig intensiv die Entwicklung und die Nachfrage der asiatischen Märkte. Unsere eigene Anlage in Nanjing, China, stieg dieses Jahr vom Projekt zur Produktionsanlage auf. Die Volumina wachsen weiterhin stetig. Mit unserer weltweiten Marktstellung und Niederlassungen in Tokio, Schanghai und Singapur sind die Märkte im Osten bereits sehr gut abgedeckt und werden dies auch in Zukunft sein.
Erwägen Sie auch Akquisitionen, um das Geschäft von Oxea auszubauen?
Dr. S. Al Huthaili: Oxea ist ein auf technische Führungspositionen und Wachstum ausgerichtetes Unternehmen. Unser Ziel ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Deshalb möchten wir unsere globale Marktposition ausbauen, sei es durch organisches Wachstum oder Fusionen und Übernahmen oder einer Kombination daraus. Wenn sich solche Gelegenheiten bieten, werden wir sie bewerten und gegebenenfalls nutzen. Oxea hat ausreichende Erfahrung, und in der Vergangenheit haben wir sehr sorgfältig darauf geachtet, Fallstricke, die mit M&A-Transaktionen einhergehen, zu vermeiden.
Als Oxea vor drei Jahren Teil der Oman Oil Company wurde, sagte die OOC, man wolle die Oxo-Chemikalien-Plattform nutzen, um sein eigenes Chemikalienportfolio zu erweitern. Können Sie dazu ein wenig mehr sagen?
Dr. S. Al Huthaili: Oman hat genügend Know-how im Upstream-Bereich der Öl- und Gasindustrie. Allerdings ist Downstream relativ neu für das Land. Es gibt einige wenige Unternehmen im Land und andere, die international tätig sind, wie Oxea. Unsere Schwesterfirma, ORPIC, entwickelt den ersten chemischen Cracker im Land. Pläne und Machbarkeitsstudien für einen zweiten sogenannten Mixed-feed-Cracker in Duqm werden gerade erarbeitet und für die Produkte von Oxea ist derzeit viel Raum vorgesehen.
OOC spielt eine wichtige Rolle bei den Bemühungen des Sultanats, die nationale Wirtschaft zu diversifizieren. Oxea ist die einzige hundertprozentige Beteiligung im Investmentportfolio von OOC – zeigt das die strategische Bedeutung, die Oxea für OOC und das Sultanat Oman hat?
Dr. S. Al Huthaili: Oxea ist eines der Downstream-Standbeine im OOC-Portfolio. Das Unternehmen bringt in vielerlei Hinsicht Mehrwert und trotz des jüngsten Abschwungs in der Branche unterstützt OOC das Wachstum von Oxea als eines seiner wichtigsten Portfoliounternehmen nach Kräften. Dies hat mehrere Gründe.
Oxea ist erstens ein Global Player mit einer enormen Reichweite und großer Wirtschaftserfahrung. OOC kann die Marktreichweite von Oxea nutzen. Wir arbeiten außerdem mit über OOC verbundenen Unternehmen zusammen, beispielsweise indem wir nach Möglichkeit Büroräume mit Oman Trading International gemeinsam nutzen.
Zweitens kann die Stärke von Oxea bei Forschung und Entwicklung ein weiteres Standbein sein, wo OOC und verbundene Unternehmen unsere Erfahrung nutzen können. Wir halten bereits mehrere Tausend Patente, davon viele für Schlüsseltechnologien, und produzieren weiterhin neue Patente mit konstanter und stetiger Rate. Diese starke Konzentration auf Forschung und Entwicklung ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, das von OOC auch als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer starken Forschungs- und Entwicklungskultur in Oman genutzt werden soll, die den Schwerpunkt auf Wachstum und Nachhaltigkeit legt.
Drittens dient Oxea mit seinem enormen technischen Wissen und Prozesswissen als wichtige Ausbildungsplattform für junge Ingenieure. Neun Personen aus Oman werden derzeit in Oberhausen geschult. Es ist geplant, dass diese zukünftigen Ingenieure einmal führende Positionen in anderen omanischen Unternehmen einnehmen werden.
Vor Ihrem Eintritt bei Oxea waren Sie Strategie- und Performance-Direktor für das OOC Downstream-Geschäft. Davor leiteten Sie das operative Geschäft von Shell Chemicals im Nahen Osten. Wie würden Sie die Voraussetzungen des Sultanats beschreiben, um seine petrochemischen Anlagen zu entwickeln und ein wichtiger Chemiehersteller zu werden?
Dr. S. Al Huthaili: In der Vergangenheit hat sich Oman auf den Upstream-Bereich der Öl- und Gasindustrie konzentriert. Das Sultanat plant jedoch außerhalb dieses Geschäftsfelds erhebliche Investitionen, die die Wirtschaft des Landes diversifizieren sollen, um sie widerstandsfähiger zu machen und nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen. Oman unternimmt wohlkalkulierte Schritte, um eine bedeutende petrochemische Plattform aufzubauen. So ist beispielsweise der neue Cracker in Duqm erst der zweite seiner Art im ganzen Sultanat. Der erste Cracker wird von ORPIC in Sohar, im Norden von Oman, entwickelt.
Diese Investitionen sind sehr langfristig und teuer. Daher benötigen die Planung und Umsetzung solcher Investitionen viel Zeit. Ich bin sicher, dass in einigen Jahren erhebliche Investitionen in die Petrochemie erfolgt sein werden, die die Anlagen, die wir bereits im Land haben, ergänzen. Alle Zutaten zur Entwicklung eines starken Petrochemie- und Industriezentrums sind vorhanden. Meiner Ansicht nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir die Realisierung der derzeitigen Pläne erleben werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter von Oxea in Ihrer neuen Wachstumsstrategie?
Dr. S. Al Huthaili: Das größte Kapital von Oxea sind seine Mitarbeiter. Ohne unser Team könnten wir nicht produzieren und nichts verkaufen. Mein persönlicher Wunsch ist es, Oxea wachsen zu lassen und dadurch viele weitere Mitarbeiter einzustellen. Dies muss jedoch nachhaltig erfolgen. Wir konzentrieren uns auf ein wirtschaftlich nachhaltiges Wachstumsmodell. Mir ist nicht so wichtig, dass Oxea rund 1.500 Mitarbeiter hat, sondern ich denke an die Familien, die Oxea weltweit unterstützt. Mein Ziel besteht darin, dass alle Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden stolz darauf sind, mit Oxea zu arbeiten.
Meine Kommunikation mit allen Mitarbeitern hat sich intensiviert und ich habe erhebliche Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass meine Botschaften klar sind. Dies gibt dem Team eine Menge Selbstvertrauen, sodass eine stärkere Fokussierung auf die Umsetzung möglich ist. Das Team hat 2016 großartige Arbeit geleistet. Wir haben eine ständige Verbesserung unserer Ergebnisse gesehen, und dies trotz der Ungewissheit, die im ersten Quartal 2016 herrschte. Wir sind voller Zuversicht, dass das Team unsere Erwartungen 2017 noch übertrifft. Die Entwicklung unserer Mitarbeiter und Investitionen in Menschen sind die Eckpfeiler der Wachstumsstrategie von Oxea.