WVIS-Branchenmonitor 2016: Industrieservice bleibt in der Erfolgsspur
Wachstum bei industriellen Dienstleistern hält an
Einmal mehr ist der Industrieservice seinem Ruf als dynamische Wachstumsbranche gerecht geworden. Laut WVIS-Branchenmonitor 2016, den der Wirtschaftsverband für Industrieservice jetzt veröffentlicht hat, legte die Branche 2015 in Deutschland, aber auch international zu. Entsprechend gut ist die Stimmung unter den industriellen Dienstleistern. Im WVIS-Branchenmonitor werden jährlich Marktdaten des Industrieservice weltweit erhoben und Wachstumsperspektiven aufgezeigt.
In besonders guter Form waren die Industrieserviceunternehmen 2015 speziell in Europa, aber auch weltweit. Lediglich hierzulande kamen sie nicht ganz an die Erfolge des Vorjahrs heran. Dem aktuellen WVIS-Branchenmonitor zufolge hat der Industrieservice in Deutschland 2015 um 5,2% zugelegt – nach 9,8% im Jahr zuvor. Europa verzeichnete einen Anstieg von 10,1 (2014: 11,1%), der Weltmarkt von 9,3 (2014: 7,5%). Die großen Industrieserviceanbieter konnten ihre Umsätze in Deutschland 2015 mit einem Plus von 0,6 bis 1,2 (2014: 2%) verteidigen. Dagegen machten kleinere und mittlere Industriedienstleister aufgrund ihrer Flexibilität und Spezialisierung mit im Schnitt deutlichen Umsatzverbesserungen weiter Boden gut. „Für die Gesamtbranche Industrieservice war 2015 ohne Zweifel ein erfolgreiches Jahr, auch wenn die energiepolitischen Rahmenbedingungen das Marktwachstum in Deutschland ein Stück weit gehemmt haben“, erklärt WVIS-Geschäftsführer Dr. Reinhard Maaß.
Gleichwohl bleiben die Industrieserviceunternehmen hinsichtlich der langfristigen Wachstumschancen in Deutschland optimistisch. Diese liegen laut WVIS-Branchenmonitor 2016 bei 8%, im Vorjahr waren es 9% gewesen. Damit rangiert Deutschland nach wie vor an dritter Stelle. Die Spitzenplätze belegen allerdings nicht mehr Nordamerika und China. War für die beiden Wirtschaftsräume im WVIS-Branchenmonitor 2015 mit 15 beziehungsweise 14% das größte langfristige Wachstumspotenzial gesehen worden, belaufen sich die Prognosen heute auf lediglich 6 beziehungsweise 5%. Platz eins nimmt nunmehr Europa mit 11 (Vorjahr: 6,5%) ein, gefolgt von Skandinavien mit 9 (Vorjahr: 3,8%). Die Erwartungen an Russland sind mit 3% gleich geblieben.
Schwerpunkt der Nachfrage liegt auf klassischer Instandhaltung Die industriellen Dienstleistungen werden nach wie vor zu einem hohen Anteil in der Prozessindustrie erbracht. Dabei bleibt die Chemische Industrie die wichtigste Klientel für den Industrieservice. 2015 steuerte diese Branche im Schnitt 37,3% zum Gesamtumsatz der Industriedienstleister bei. An zweiter Stelle rangiert mit durchschnittlich 31,4% weiterhin das Segment Kraftwerke, Energie- und Umwelttechnik, gefolgt vom Automobil- und Fahrzeugbau mit 23,3%. Bei den nachgefragten Dienstleistungen dominieren die typischen Aufgaben der Instandhaltung, also Wartung, Instandsetzung und Inspektion. Der durchschnittliche Anteil dieses Bereichs am Gesamtumsatz der Industrieserviceunternehmen belief sich 2015 auf 46,2%. Das Segment Technische Reinigung/Isolierung/Gerüstbau kam auf 40% und verdrängte damit Montage/Installation (38%) auf Platz drei. Dies spiegelt auch die Umsatzverteilung im Industrieservicemarkt wider. Danach erreichten Instandhaltung 27% und Technische Reinigung/Isolierung/Gerüstbau 22,2%. Auf Montage/Installation entfielen 17%, auf Engineering 11,4%.
Chemische Industrie gilt mit Abstand als Wachstumsbranche
Als künftige Wachstumstreiber werten die Anbieter von industriellen Services wie im letztjährigen WVIS-Branchenmonitor in erster Linie Instandhaltung, Engineering sowie Montage/Installation. Bei den Kundenbranchen indes sehen sie weder für die Automobilindustrie noch für den Maschinenbau die Wachstumschancen des Vorjahrs. Vielmehr liegen nun wieder die klassischen Branchen der Prozessindustrie, allen voran die Chemische Industrie, bei den Nennungen weit vorn. Trotz der nachteiligen Auswirkungen der Energiewende für die Energiewirtschaft keimt bei den Industriedienstleistern in diesem Geschäftsfeld Hoffnung auf. Die Zurückhaltung bei Investitionen durch die Kraftwerksbetreiber sowie die flexible Fahrweise der Anlagen, führen nun wieder zu einer Steigerung der Instandhaltungsleistungen. Dabei spielt der gesamt Lebenszyklus der Anlage – von der Inbetriebnahme bis hin zum Rückbau – eine wichtige Rolle. Mit Zunahme der erneuerbaren Energien ergeben sich aus ihrer Sicht inzwischen zusätzliche Chancen für hochwertige Services zum Beispiel für Windkraftanlagen.
Perspektiven für den Industrieservice sind weiterhin gut
Die insgesamt positive Stimmung in Reihen der Industriedienstleister kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gesamte Branche des Industrieservice von anhaltendem Wettbewerb sowie von Marktkonsolidierung geprägt ist. Entsprechend müssen sich alle Anbieter von industriellen Dienstleistungen mit einem gewissen Preisdruck auseinandersetzen.
Die Bedeutung integrierter Dienstleistungen wird aus Sicht der Industrieserviceunternehmen weiter zunehmen. So fragen Kunden immer mehr Managementleistungen im Gesamtportfolio ab. Detail-Know-how und regionale Nähe sind nach wie vor wesentliche Kriterien für die Klientel der Industriedienstleister. Dabei ist eine hohe Servicequalität in Verbindung mit einem breiten Leistungsportfolio zum Teil wichtiger, als es maßgeschneiderte Dienstleistungen sind. Der Trend zum Outsourcing setzt sich fort. Durch den Personal- und Know-how-Abbau bei Anlagebetreibern bieten sich für den Industrieservice weiterhin interessante Perspektiven. Doch auch an den industriellen Dienstleistern geht der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern nicht spurlos vorüber.
Industrie 4.0 bleibt aus Sicht der Industrieserviceunternehmen eines der vorherrschenden Themen der nächsten Jahre und wird sich positiv auf das Servicegeschäft auswirken. Denn der damit verbundene Strukturwandel erhöht Flexibilisierung und Fragmentierung der Wertschöpfungsketten und macht innovative Dienstleistungen notwendig. Doch dem aktuellen WVIS-Branchenmonitor zufolge, der erstmals Entwicklungsstand und Handlungsbedarfe des Industrieservice in puncto Industrie 4.0 untersucht hat, sind viele Industriedienstleister in dieser Hinsicht noch untätig. „Es steht außer Frage, dass der Trend zur Digitalisierung und zu vernetzten Lösungen dem Industrieservice wichtige Impulse liefern wird und die Industriedienstleister den Einzug von Industrie 4.0 in die Industrieunternehmen maßgeblich mitgestalten werden“, betont Maaß. „Dafür aber sollten sich alle Anbieter schon heute intensiv mit der Entwicklung neuer Dienstleistungen und neuer Geschäftsmodelle befassen.“
Zum Branchenmonitor
Der seit 2010 jährlich durchgeführte WVIS-Branchenmonitor gibt Aufschluss über die Stimmungslage im Industrieservice. Wachstumsprognosen, Dienstleistungsportfolio sowie Arbeitsmarktentwicklung werden repräsentativ für die Branche abgefragt und ausgewertet. Die Befragung fand im Frühjahr 2016 auf Basis der Unternehmensdaten des Jahres 2015 sowie der Prognosen und Einschätzungen der teilnehmenden Industriedienstleister statt. So vermittelt der WVIS ein umfassendes Bild vom wirtschaftlichen Umfeld in Deutschland und Europa, zeigt Märkte und Trends auf und informiert über die aktuelle Entwicklung im Industrieservice. Der Bericht kann beim WVIS erworben werden.