Risikomanagement unterstützt die Schadenprävention
Datenbasiertes Tool bietet Chemieunternehmen Orientierungshilfen für Expansionspläne in China
Made in China – Das ist gang und gäbe. Doch kann die Produktion in dem asiatischen Staat stets gewährleistet werden? Gibt es Risiken, die zu einer Betriebsunterbrechung führen können? Und wenn ja, wo lauern diese Gefahren? Erste Antworten auf diese Fragen bietet der jährlich erscheinende FM Global Resilience Index. Dieser ist eine Orientierungshilfe für Entscheider und vergleicht die betriebliche Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Lieferkettenunterbrechung in 130 Ländern und Gebieten in einem Ranking.
Mittlerweile ist China nicht nur der größte Chemiemarkt weltweit, sondern auch der größte Chemieproduzent. 2015 waren fast 30.000 Firmen in der chinesischen Chemie- und Petrochemiebranche tätig, der Jahresumsatz betrug dabei jeweils mindestens 20 Mio. RMB (über 2,7 Mio. EUR). Seit Jahren sind auch deutsche Chemiekonzerne mit Tochterfirmen und Joint Ventures in China aktiv. Neben der Investition in Fabriken werden auch vermehrt Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen gefördert. Doch wie gut sind die Produktionsstandorte in China gegenüber möglichen Betriebsstörungen gewappnet? Wo liegen die Risiken für eine Störung der Lieferkette?
Resilienz globaler Lieferketten
Eine erste Orientierungshilfe für Entscheider beim Aufspüren der Risken ist der FM Global Resilience Index. Dieses datenbasierte Tool vergleicht 130 Länder und Gebiete anhand ihrer Anfälligkeit für Lieferkettenunterbrechungen. Den Gesamtpunktzahlen der analysierten Länder liegen neun Treiber zugrunde, von denen die betriebliche Resilienz gegenüber Lieferkettenunterbrechungen abhängt. Diese Treiber werden zu drei Faktoren zusammengefasst: Wirtschaft, Risikoqualität und Lieferkette. Während die Treiber zur Bewertung des Wirtschaftsfaktors das "Bruttoinlandsprodukt pro Kopf", das "politische Risiko" und die "Ölintensität" umfassen, wird der Faktor Risikoqualität durch "vorherrschende Elementarrisiken" sowie durch die "Qualität des Risikomanagements bei Elementar- und Brandrisiken" bestimmt. Der Faktor Lieferkette setzt sich zusammen aus dem Umfang der "Korruptionskontrolle" in einem Land, der "Qualität der Infrastruktur" sowie der "Qualität der lokalen Zulieferer".
Sämtliche Daten stammen aus vertrauensvollen Quellen: dem Internationalen Währungsfonds, der US Energy Information Administration, der Weltbank und dem Weltwirtschaftsforum. Die Informationen zum Faktor Risikoqualität wurden von FM Global selbst gesammelt. Genutzt wurden hierbei die Analysen der 1.800 Risikoingenieure des Industriesachversicherers, die mehr als 100.000 versicherte Standorte weltweit regelmäßig besuchen – auch in China. Um jedoch die in den chinesischen Gebieten stark variierenden Risikoeinflüsse abdecken zu können, wird der asiatische Staat im Resilience Index in drei Regionen unterteilt.
Schaden durch Naturgewalten
China gehört zu einem der am stärksten von Katastrophen betroffenen Länder der Welt. Allein in zwei Dritteln des Landes kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. 2010 gelangten nach heftigen Regenfällen Fässer mit rund 500 t gefährlichen Chemikalien in den Fluss Songhua, unweit der Millionenstadt Jilin. Diese war für mehr als einen Tag lang von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Neben Überschwemmungen ist der asiatische Staat auch starken Winden und Erdbeben ausgesetzt. Somit stellt sich folgende Frage: Werden die Naturgewalten bei der Planung von Industriegebieten berücksichtigt?
Die chinesische Chemieindustrie ist über das gesamte Land verteilt, jedoch gibt es ausgewiesene Schwerpunktregionen. Zu ihnen zählen die Provinzen Zhejiang, Shangdong und Guandgong – Gebiete, die alle in der Resilience Index „China Region I“ liegen und starken Winden ausgesetzt sind. Die Provinz Jiangsu zählt ebenfalls zu den Schwerpunktregionen, befindet sich aber im Resilience Index in der Gruppe „China Region II“, die stark erdbebengefährdet ist. Die große Anzahl an Naturkatastrophen ist Auslöser für das schlechte Abschneiden beim Treiber "Vorherrschende Elementarrisiken". Hier belegen die drei Regionen Plätze zwischen 92 und 104. Noch schlechter fällt das Ranking beim Treiber "Qualität des Risikomanagements bei Elementarrisiken" aus: Erreicht wird jeweils Platz 107. Ein Zeichen dafür, dass Unternehmer verstärkt auf die Schadenprävention achten müssen, um mögliche Schäden durch Naturkatastrophen so gut wie es geht zu vermeiden.
Schadenprävention selbst vorantreiben
Im FM Global-Forschungszentrum, dem „Research Campus“ in Rhode Island, USA, werden u.a. Naturgewalten erforscht. Mithilfe einer Erdbeben-Simulationsanlage werden die Auswirkungen eines Bebens auf Maschinen, Lagerregale und Rohrleitungen untersucht. Ferner können die Risikoingenieure extreme Windgeschwindigkeiten künstlich erzeugen und analysieren, wie sich die Geschwindigkeiten auf Glas, Baumaterialien und insbesondere Dachsysteme auswirken. Mit einer speziellen Kanone können des Weiteren Trümmerteile auf Fassaden, Fenster und Türen geschossen werden, um deren Widerstandskraft gegen herumfliegende Trümmer zu untersuchen.
Ein Blick auf das Ranking des Resilience Index zeigt, dass sich China neben den Chancen auch durch Risiken auszeichnet, die gefährliche Auswirkungen auf die Umwelt haben können. Die Möglichkeit, diese durch ein gutes Risikomanagement zu minimieren – wenn nicht sogar zu vermeiden –, sind jedoch gegeben und sollten stets genutzt werden.
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