Kunststoffanwendungen bei der Fußball-Europameisterschaft 2016
Polymere Werkstoffe machen die Sportart Fußball für Spieler und Zuschauer spannender
Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ist in vollem Gange und Menschen überall in Europa und auf der ganzen Welt haben in den vergangenen zwei Wochen mit den Nationalmannschaften der 24 Teilnehmerländer mitgefiebert. Die sechzehn besten Teams der sechs Vorrundengruppen spielen nun um den Einzug ins Viertelfinale. Das Finale der EURO 2016 findet am 10. Juli im Stade de France statt.
Damit die Europameisterschaft ein Fußballfest wird, ist Kunststoff ganz „eng am Mann“: Ob beim Ball, den Schuhen, den Trikots oder in vielfältigster Form in den Stadien; polymere Werkstoffe schaffen perfekte Voraussetzungen für sportliche und technische Höchstleistungen.
Schönes Spiel – dem Ball sei Dank
Die Spiele der Fußball-Europameisterschaft beweisen es: Der Sport wird immer dynamischer, athletischer und temporeicher, das immer bessere Material macht immer mehr möglich. Dies gilt auch und gerade für den Spielball dieser EM: Er heißt „Beau Jeu“, zu Deutsch „schönes Spiel“, und ist wieder komplett aus Kunststoff. Während seiner 18-monatigen Entwicklungsphase wurde der Ball von zahlreichen Fußballstars in Europa getestet, darunter Spaniens Torhüterikone Iker Casillas und der walisische Real-Madrid-Star Gareth Bale. Ihr Fazit: Egal ob bei Distanzschüssen, kurzen Pässen, schnellen Sprints mit Ball oder dem Fausten, Fangen und Werfen im Tor, „Beau Jeu“ zeichnet sich immer durch eine sehr gute Spielkontrolle und stabile Flugeigenschaften aus.
Der EM-Ball in den Farben der französischen Trikolore behält die wesentlichen Elemente des WM-Spielballs 2014 „Brazuca“ weiter bei. So besteht er aus nur sechs identisch geformten Panels. Das macht den Ball nahezu 100% wasserdicht und garantiert präzises Passspiel. Neu sind eine verbesserte Oberflächenstruktur, die für noch mehr Grip sorgt, sowie eine besonders raffinierte farbliche Gestaltung, die den Ball während des Flugs noch besser sichtbar macht – ein echter Gewinn für die Spieler auf dem Rasen wie für die Zuschauer in den Stadien und an den TV-Geräten.
Moderne Stoffe für Trikots und Schuhe
Bei der ersten Fußball-Europameisterschaft 1960 in Frankreich – sie hieß damals offiziell noch „Europapokal der Nationen“ – bestanden die Jerseys der Spieler zumeist aus fester Baumwolle. Sie waren schon im trockenen Zustand schwer und unbequem, saugten sich schnell mit Schweiß und Wasser voll, klebten am Körper und verloren Form und Farbe. Erst bei späteren Turnieren wurden nach und nach Kunststoffe eingesetzt. Heute bestehen die Trikots aus einem hoch modernen Funktionspolyester, das extrem robust und dennoch sehr leicht ist. Die Trikots sind dadurch – zum Glück für manch einen Abwehrspieler – nicht nur enorm reißfest, sondern lassen den Spielern auch enorm viel Bewegungsfreiheit. In die Trikots eingearbeitete spezielle Einsätze aus Netzgewebe (engl.: Mesh) sorgen für eine gute Belüftung und unterstützen den Feuchtigkeitstransport nach außen. Der Schweiß der Spieler bleibt so nicht auf der Haut kleben, die Akteure kühlen nicht aus. Ähnliche Eigenschaften zeichnen heutige Fußballschuhe aus, die gleichzeitig leicht, robust, wasserabweisend und atmungsaktiv sein sollen und dabei perfektes Ballgefühl gewährleisten müssen. Der moderne Stollenschuh besteht deshalb zu über 70 % aus Kunststoff, wiegt gerade einmal 200 Gramm oder sogar weniger und ist doch zugleich stabil und elastisch.
Wahrzeichen Fußballstadion
Nicht nur die Fußballspiele sind bei dieser EM spektakulär, auch viele der neu gebauten oder modernisierten Arenen sind es. Kunststoff sorgt dabei oftmals für die optimale Verbindung von Funktionalität und architektonischer Eleganz. Besonders hervor sticht das Stadion in Lille, ein Schmuckkästchen mit Platz für etwa 30.000 Besucher: Eine transparente Gebäudehülle aus Kunststoff ändert hier ständig ihren Farbton, je nach Tageslicht und Jahreszeit. Die Lichtdurchlässigkeit und Spiegelungen der Kunststofffassade sorgen für einen fließenden Übergang zwischen der Arena und ihrer Umgebung. Ein Effekt, der sich nachts noch einmal verstärkt, wenn das Stadion wie eine große Laterne strahlt.
Einen weiteren Augenschmaus bietet das „Nouveau Stade de Bordeaux“, das von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron entworfen wurde. Der Stadionneubau bietet Platz für 42.000 Zuschauer und ist von einem Wald aus Säulen umgeben, auf denen das schlanke Dach thront. Um eine höhere Flexibilität der Abdeckung zu gewährleisten, wurde dabei auf Kunststoff-Verbundstoffe gesetzt. Das Dach ist wetterbeständig, schützt die Zuschauer vor Regen und Wind und ist trotzdem lichtdurchlässig, wodurch das natürliche Rasenwachstum unterstützt wird. Die Dachkonstruktion in Bordeaux zählt zu den größten Stadiondächern der Welt.
Kein Ton und Bild ohne Polymere
Auch bei der Technik, die uns spannende, hochaufgelöste TV-Bilder von den Spielen direkt aufs Smartphone oder Tablet, in die Wohnzimmer und in die zahlreichen Public-Viewing-Arenen überall in Europa bringt, spielt Kunststoff in der ersten Elf: Von den Kameras am Spielfeldrand bis zu den HD-LCD-Bildschirmen, leistungsfähigen Surround-Sound-Systemen oder simplen, aber mechanisch robusten und schlichtweg unverzichtbaren Elektrokabeln. Polymere sorgen auch hier dafür, dass Fußball die Menschen überall auf der Welt bewegt und verbindet, egal welcher Nation sie angehören, welche Hautfarbe, Religion oder Ethnie sie haben oder welche Trikotfarbe sie tragen.