Risiko von Zahlungsausfällen weiterhin hoch
12.04.2013 -
Risiko von Zahlungsausfällen weiterhin hoch – Die europäische Chemie- und Pharmabranche lässt sich mit dem Bezahlen länger Zeit. Die Zahlungsmoral in der europäischen Chemie- und Pharmabranche hat sich zwischen Sommer 2006 und Winter 2006/2007 verschlechtert.
So stieg die durchschnittliche Zahlungsdauer deutlich von 50 auf 59 Tage. Dies ergab eine aktuelle Branchenauswertung des Zahlungsmoralbarometers von Atradius. Auch bei der Frage nach Zahlungsverzögerungen und Zahlungsausfällen wird die Branche von den 1.200 befragten Studienteilnehmern aus 15 Wirtschaftszweigen kritischer gesehen.
Etwas positiver fällt das Urteil für die deutsche Chemie- und Pharmabranche aus. Hier dauerte es im Schnitt 45 Tage bis Geschäftspartner ihre Verbindlichkeiten erfüllten.
Pünktlicher sind nur die Wettbewerber in den Niederlanden und Belgien, sie bezahlten offene Forderungen noch schneller, binnen 41 bzw. 44 Tagen.
Wer dagegen nach Frankreich oder Italien lieferte, musste sich im Schnitt 67 bzw. ganze 84 Tage gedulden, bis seine Rechnungen beglichen wurden (s. Grafik 1).
Deutsche Chemie- und Pharmaindustrie zahlt pünktlich
Ein vergleichsweise ordentliches Zeugnis stellen die in- und ausländischen Geschäftspartner den deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen auch aus, wenn nach Zahlungsausfällen gefragt wird.
Gut drei Viertel der Studienteilnehmer mussten sich nie mit unbezahlten Rechnungen aus dieser Branche beschäftigen.
Ein Fünftel war nur sehr selten mit dem Ausfall kompletter Forderungen konfrontiert. Im europäischen Ausland kam es dagegen öfter zu Problemen: Immerhin 6 % der Kreditmanager gaben an, dass es bei Chemie- und Pharmafirmen in Frankreich „eher häufig" zu kompletten Zahlungsausfällen kam.
In Italien lag dieser Wert bei gut 4 %, in Belgien bei 1 % (s. Grafik 3). Einen guten Wert erreicht die deutsche Chemie- und Pharmabranche auch bei der Frage, wie oft Forderungen erst mit zeitlicher Verzögerung beglichen wurden: In 76 % der Fälle hat die Bezahlung „nie", „sehr selten" oder nur „eher selten" länger als vereinbart gedauert.
Besser schneidet die Branche nur in den Niederlanden ab (87 %). Am häufigsten kam es in Italien zu Zahlungsverzögerungen. Ganze 47 % der Forderungen wurden mit zeitlicher Verzögerung beglichen, in Frankreich liegt dieser Wert ähnlich hoch (41 %; s. Grafik 2).
Öffentliche Hand auf dem letzten Platz
Interessant ist für die Chemieund Pharmabranche natürlich nicht nur die eigene Zahlungsmoral, sondern auch die der potentiellen Geschäftspartner im In- und Ausland.
Zu den Branchen mit einer vergleichsweise positiven Beurteilung zählen in Deutschland neben Chemie und Pharma auch Dienstleistungen und Transport sowie Technik, Wissenschaft und Elektronik - hier dauerte es im Schnitt 39 Tage, bis eine Rechnung bezahlt wurde.
Am Ende der Tabelle rangiert die öffentliche Hand. Verwaltungen und Kommunen ließen sich fast zehn Wochen Zeit. Im europaweiten Vergleich ist dies aber kein Spitzenwert: Die öffentliche Hand in Italien ließ sich mehr als ein Vierteljahr (104 Tage) Zeit mit dem Bezahlen.
Wer an das produzierende Gewerbe in Frankreich liefert, sollte sich vorab besonders intensiv über seine Geschäftspartner informieren. 11 % der Kreditmanager gaben an, dass es in der Branche dort „sehr häufig" oder „eher häufig" zu kompletten Zahlungsausfällen kam.
Ähnlich ist es um die Zahlungsmoral von Technik, Wissenschaft und Elektronik in Italien (9 %) oder Apotheken und Krankenhäusern in Großbritannien (7 % „sehr häufig") bestellt.
Risiko von Zahlungsausfällen
bleibt hoch Das Atradius Zahlungsmoralbarometer belegt einmal mehr, wie wichtig die Absicherung von Zahlungsrisiken ist. So gab es bei den Zahlungsausfällen im Zeitvergleich zwischen den beiden Erhebungen (Sommer 2006 und Winter 2006/2007) über alle Branchen hinweg gesehen keine Verbesserung:
Gerade einmal drei von 18 untersuchten Wirtschaftszweigen in Europa wurden positiver bewertet - Automotive, Einzelhandel sowie Medien - alle anderen schneiden im Urteil der Geschäftspartner gleich gut oder gar schlechter ab.
Auch bei der Zahlungsdauer gab es nur in einzelnen Branchen signifikante Verbesserungen. So erfolgten etwa die Zahlungen durch das produzierende Gewerbe in den europäischen Ländern im Schnitt bereits nach 48 Tagen, im Vergleich zu 60 Tagen im vergangenen Sommer.
Angesichts der durchaus problematischen Zahlungsmoral in etlichen Branchen und Ländern empfiehlt sich für Finanzmanager nicht nur eine umfassende Bonitätsprüfung, sondern auch eine Absicherung aller ausstehenden Forderungen.
Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen kann gar die Existenz bedroht sein, wenn fest eingeplante Erlöse komplett ausfallen oder es dabei zu Verzögerungen kommt.
Kreditversicherer wie Atradius übernehmen nicht nur die Absicherung des Forderungsausfallrisikos, sondern prüfen potentielle Abnehmer auch darauf hin, ob sie überhaupt eines Lieferantenkredits würdig sind.
Im schlimmsten Fall, wenn Geschäftspartner ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen, verhindert eine schnelle Entschädigung negative Einflüsse auf die Liquidität und den Ertrag des Unternehmens.
Studie zur Zahlungsmoral in Europa
Die Atradius Kreditversicherung hat bislang zwei Zahlungsmoralbarometer für den B2B-Bereich veröffentlicht. Im Sommer 2006 und Winter 2006/2007 wurden jeweils 1.200 Personen, die für das Forderungsmanagement in ihrem Unternehmen verantwortlich sind, zum Zahlungsverhalten ihrer Geschäftspartner in Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien und den Niederlanden befragt.
Im Juli 2007 wurde eine Auswertung zu den einzelnen Branchen vorgelegt. Alle Studien sowie weitere Berichte und Reports sind kostenlos über das Internet zu beziehen.
Kontakt:
Michael Timmermann
Atradius Kreditversicherung, Köln
Tel.: 0221/2044-2121
Fax: 0221/2044-602121
michael.timmermann@atradius.com