Personal & Karriere

Arbeitskosten in der deutschen Chemie auf neuem Höchststand

Chemie-Arbeitskosten 2012 in Westdeutschland: 51,50 € je Beschäftigtenstunde

21.11.2013 -

Die Arbeitskosten für die deutsche Chemie-Industrie im Jahr 2012 einen neuen Höchststand erreicht, wie aus aktuellen Berechnungen des Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) hervorgeht.

Kostensprung um 5,2 %
Die Chemie-Arbeitskosten betrugen 2012 in Westdeutschland 51,50 € je Beschäftigtenstunde. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein nochmaliger Kostensprung um 5,2 %. Damit hat sich die Arbeitsstunde in nur zwei Jahren um mehr als 10 % verteuert, denn 2011 lag die Steigerungsrate bei 5,0 %. Die ostdeutschen Chemieunternehmen mussten im Jahr 2012 insgesamt 36,78 € je Beschäftigtenstunde aufwenden. Dies sind 7,2 % mehr als noch im Jahr davor. Zieht man die Veränderungsrate des Jahres 2011 mit 9,4 % hinzu, hat sich die Arbeitsstunde um mehr als 16 % verteuert. Dieser überproportionale Anstieg der Chemie-Arbeitskosten in Ostdeutschland erklärt sich größtenteils aus der mittlerweile vollständig realisierten Angleichung der Tarifentgelte. Vor dem Hintergrund einer rückläufigen Chemieproduktion (minus 2,5 % gegenüber Vorjahr) ist die Zahl der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden je Beschäftigten im Jahr 2012 um knapp 1 % gesunken. Dies hat die Verteuerung der Arbeitsstunde in der Chemiebranche zusätzlich beschleunigt.

Struktur der Arbeitskosten
Die Ergebnisse im Einzelnen: Die westdeutschen Chemie-Arbeitskosten in Höhe von 82.396 € für einen Vollzeitbeschäftigten setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen. Der Bruttojahresverdienst eines Mitarbeiters (61.979 €) besteht aus

  • dem Direktentgelt für tatsächlich geleistete Arbeit (46.313 €)
  • der Vergütung arbeitsfreier Tage für Urlaub, Feiertage und Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall (10.100 €)
  • sowie den Sonderzahlungen (5.565 €).

Aus Sicht des Arbeitnehmers entspricht der Bruttojahresverdienst dem Wert, den er am Jahresende auf dem Lohnzettel vorfindet.

Aus Sicht der Unternehmen ist jedoch nicht allein der zu zahlende Bruttojahresverdienst entscheidend, sondern die gesamten durch die Beschäftigung verursachten Kosten. Hier kommen

  • die Sozialversicherungsbeiträge des Arbeitgebers hinzu (10.319 €)
  • weiterhin Aufwendungen für die tarifliche und betriebliche Altersversorgung (7.344 €)
  • und schließlich die sonstigen Personalzusatzkosten (2.755 €) wie etwa Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung oder Kantinenzuschüsse.

Diese zusätzlichen Kostenbestandteile addieren sich im Jahr 2012 in der westdeutschen Chemie auf 32,9 % des Bruttoentgelts. Zieht man von den Arbeitskosten (82.396 €) das Direktentgelt für tatsächlich geleistete Arbeit (46.313 €) ab, so erhält man die gesamten Personalzusatzkosten (36.083 €). Auf das Direktentgelt gerechnet ergibt sich so eine Personalzusatzkostenquote von 77,9 %.

In der ostdeutschen Chemie betrugen die Arbeitskosten je Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2012 insgesamt 60.680 €, der Bruttojahresverdienst lag bei 48.269 € und die Personalzusatzkostenquote betrug 66,8 %.

Deutsche Chemie: Hightech- und Hochlohn-Branche zugleich
Das Niveau der Arbeitskosten in der Chemiebranche ist hoch, national wie international. So lagen die Chemie-Arbeitskosten im Jahr 2012 in Westdeutschland um gut ein Drittel über dem Niveau des Produzierenden Gewerbes (61.200 €). In der ostdeutschen Chemie beträgt der Abstand sogar knapp 50 % (Produzierendes Gewerbe Ost: 40.500 €). Im internationalen Vergleich ist die deutsche Chemie bei den Arbeitskosten teurer als die ausländische Konkurrenz.

Die deutsche Chemie ist Hightech- und Hochlohn-Branche zugleich. Mit qualifizierten Belegschaften erzielen die Unternehmen Geschäftserfolge auf nationalen und internationalen Märkten, indem sie innovative und qualitativ hochwertige Produkte und Services mit hoher Produktivität herstellen und vermarkten können. Die Arbeitskosten sind bezogen auf die Wertschöpfung hierbei der bedeutendste Kostenfaktor. Laufen die Arbeitskosten der Produktivität davon, ist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr, weil dies die Lohnstückkosten in die Höhe treibt. Genau diese Entwicklung zeichnet sich gegenwärtig in der chemischen Industrie ab. Bei gestiegenen Arbeitskosten ist die Produktivität in den Jahren 2011 (minus 2,3 %) und 2012 (minus 3,8 %) jeweils gesunken, denn ein Zuwachs bei der Beschäftigung ging mit stagnierender Chemieproduktion einher. Spiegelbildlich sind die Lohnstückkosten sehr deutlich angestiegen: 2011 um 7,1 % und 2012 um 7,4 %.

Arbeitskosten - ein entscheidender Faktor im internationalen Wettbewerb
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist jetzt dringend wieder mehr Kostenbewusstsein nötig. Können die deutschen Chemieunternehmen bei weiterhin abgekühlter Nachfrage nicht spürbar mehr Erzeugnisse absetzen, so lässt sich - bei stabiler Beschäftigung - die Produktivität nicht weiter erhöhen. Doch wenn die Löhne bei gleicher Produktivität weiter steigen, schlagen die höheren Arbeitskosten auf die Lohnstückkosten durch, die im internationalen Wettbewerb ein entscheidender Faktor sind.

Kontakt

BAVC Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V.

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