Logistik & Supply Chain

Logistische Wertschöpfung durch IT

Cebit 2012: Logistics IT Expertenforum widmete sich auch der Pharmalogistik

13.04.2012 -

Die Informationstechnologie hat nahezu alle Bereiche unseres modernen Lebens durchdrungen und einschneidend verändert. So sind auch logistische Prozesse zu einem großen Teil heute ohne IT nicht mehr denkbar - sei es im Warenmanagement, in der Temperaturüberwachung oder bei Track- and Trace-Verfahren, um nur einige zu nennen.

In wie weit die IT in logistische Prozesse der Pharmaindustrie Einzug gefunden hat und was hier zukünftig denkbar ist, verdeutlichten die Fachvorträge des Cemat Logistics IT Forum während der Cebit 2012 in Hannover, dessen Themenbereich „Pharma" CHEManager organisiert hatte.

Logistik IT aus Sicht der Anbieter

Im ersten Referat mit dem Thema „Anforderungen an IT im logistischen Prozess der pharmazeutischen Industrie aus Perspektive der Anbieterseite" griff Michael Barth, Referent Anwenderbranchen der Bitkom, das Kernthema der diesjährigen Cebit „Managing Trust" auf. Er zeigte, welche Herausforderungen sich hieraus für IT und Pharmalogistik ergeben. Michael Barth: „:Informationstechnologie verbindet mittlerweile alle Bereiche der Pharmalogistik miteinander. Dabei leistet die IT genau dort ihren Beitrag, wo die Logistiker die Wertschöpfung vergrößern wollen.

IT erhöht die Effizienz, gibt einen Überblick über den Logistikprozess und lässt die einzelnen Teile der Logistikkette besser miteinander funktionieren. Gleichzeitig ermöglicht die Informationstechnologie, die Lagerung, den Transport und die Auslieferung der sensiblen Güter sicherer zu machen."
Der Referent ging mit der IT Sicherheit und Cloud-Computing auf wichtige Trendthemen der kommenden Jahre ein und verdeutlichte auch die Rolle der IT im Bereich der Fälschungssicherheit von Medikamenten.

„Für die Medikamentenfälschungssicherheit liefert die IT grundsätzliche Werkzeuge, um Medikamente unverwechselbar als Originale zu kennzeichnen und sie über den gesamten Lieferweg zweifelsfrei zu identifizieren - vom Anfang der Lieferkette bis in die Hände des Patienten", sagte Barth und erklärte weiter, „Moderne Cloud-Computing-Lösungen ermöglichen dabei den Zugriff auf verlässliche Datenbanken für alle Markteilnehmer und schützen so das höchste Gut der pharmazeutischen Industrie - das Vertrauen der Patienten.

Je nach Wert des Medikaments können auch besonders leistungsfähige Technologien wie RFID implementiert werden, die z.B. die Temperaturführung in der Logistik überwachen und sichtbar machen."

Studie zeigt den Status Quo

„Insbesondere die stark wachsende Rolle der Emerging Markets („Pharmerging" Markets) wird die Supply Chains der globalen Pharma-Unternehmen fundamental verändern", benennt Andreas Gmür, Head of Logistics Practice bei Camelot Management Consultants, eine der grundlegend wichtigsten Erkenntnisse der neuen Studie „Drug Supply 2.0" des Beratungsunternehmens. Gmür stellte diese Studie im Rahmen des IT-Logistics Forums vor und ging dabei im Besonderen auf die Anforderungen an IT im logistischen Prozess durch die regionale Verschiebung der weltweiten Pharma-Lieferketten und den damit verbundenen Bedeutungszuwachs von Auftragsherstellern ein.

„66% der befragten Firmen planen der Studie zufolge in den nächsten zwei Jahren, mehr ihrer Funktionen auszulagern. Die Studie hat diese Trends und die Auswirkungen auf die Pharmafirmen und deren Supply Chains evaluiert und daraus Ansätze abgeleitet, wie Pharmafirmen ihre immer stärker virtualisierten Lieferketten künftig managen können", erklärte Andreas Gmür.

Auch auf die beteiligten Logistiker hat dies Auswirkungen, denn Logistik wird von vielen Pharmafirmen nicht als Kernkompetenz gesehen und ist ein Bereich der bereits heute stärker outgesourct ist als andere. „Aus der Studie ist zu entnehmen, dass dieser Trend weiter anhalten wird und die Pharmafirmen ganz besonders Partner suchen, die in der Lage sind, die Emerging Markets zu bedienen. Und im Weiteren, dass die Hauptkriterien für die Auswahl von externen Partnern - Supply Security und Qualität aber auch Kostensenkung sind", unterstrich Gmür.

Der Referent erläuterte zudem, welchen Einfluss die Zergliederung der Lieferkette auf die IT-Struktur hat: „Die Studie „Drug Supply 2.0" hat gezeigt, dass Pharmaunternehmen im Moment noch sehr wenig IT-Technologie benutzen für die Kommunikation innerhalb des Managements ihrer Supply Chain. 59% der befragten Unternehmen planen jedoch in Zukunft Portale und 14% EDI-Lösungen für den Informationsaustausch zu verwenden."
Auch das Thema einer möglichen Lösung zur sicheren Überwachung globaler Warenströme von Pharmavor- wie -endprodukten behandelte der Vortrag. Gmür hierzu:

„Die Überwachung der globalen Warenströme beginnt mit dem Design der Business-Prozesse, der Auswahl der Partner, dann erst folgt das Aufsetzen der entsprechenden IT Lösungen. Integrierte Logistik- und Supply Chain-Prozesse sind nötig, die mit entsprechenden Kommunikationsstrukturen unterlegt sind."

Logistik IT im Praxisbezug

Im abschließenden Vortrag der Sequenz „IT im logistischen Prozess der Pharmaindustrie" stand ein Best-Partice-Beispiel im Fokus. Gemeinsam stellten Dr. Jürgen Anke, Geschäftsführer von Ubigrate, und Madlen Arnold, Leiterin Logistik der Zur Rose Pharma, den Nutzen einer webbasierten Kühlkettenüberwachung mit RFID-Technik vor. Unter dem Titel „Kühlkettenüberwachung im Software-as-a-Service Modell" wurde von Jürgen Anke zunächst das Geqoo Cool Chain-System von Ubigrate und dessen Möglichkeiten der lückenlosen Dokumentation von Temperaturdaten direkt an der Ware erläutert.

Die Anwesenden erhielten detaillierten Einblick in die Eigenschaften, Möglichkeiten und Vorteile von „Software as a Service". Hierzu Jürgen Anke: „Durch den Betrieb als Software-as-a-Service wird Temperaturmonitoring in Szenarien wirtschaftlich, die früher nicht bedienbar waren. Davon profitieren alle, in erster Linie die Patienten, die auf eine sichere Arzneimittelversorgung angewiesen sind."

Anschließend stellte Madlen Arnold dar, wie die lückenlose Temperaturüberwachung bei Zur Rose Pharma umgesetzt wird. Für alle in die Medikamenten-Vertriebskette involvierte Unternehmen besteht Nachweispflicht über die Einhaltung der Herstelleranforderungen. Viele Medikamente müssen in ganz bestimmten Temperaturkorridoren gehalten werden. Die Referentin verdeutlichte wie dies mit Hilfe der Geqoo-Boxes in der Praxis realisiert werden kann.

Madlen Arnold abschließend hierzu: „Hohe Qualitätsstandards und interne Richtlinien fordern von uns den durchgängigen Nachweis, dass definierte Temperaturbereiche ständig eingehalten werden. Dies lückenlos zu dokumentieren, ist uns durch die Cloudlösung Geqoo Cool Chain sowohl schnell als auch einfach möglich geworden."


Alle Vorträge finden Sie auch online unter:

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