Standorte & Services

Das transparente Labor

Kommunikationsarchitektur unterstützt Innovationsprozesse im Materialforschungszentrum von Merck KGaA

23.02.2012 -

Die Informations- bzw. Wissensgesellschaft unserer Tage hat auch erheblichen Einfluss auf die Architektur von Laborgebäuden. Am Beispiel des neuen, im September 2010 eingeweihten „Material Research Center" (MRC) bei Merck in Darmstadt werden diese neuen Aufgabenstellungen klar: Die Bauten sollten gleichberechtigt zu den technischen Erfordernissen auch die Eigenschaften Interdisziplinarität, Lernbereitschaft und Austausch verkörpern.

Zwei Laborgebäude und ein Reinraumtechnikum hatte Carpus + Partner für den Pharma- und Chemiekonzern geplant und realisiert. Auf rund 11.000 m2 Nutzfläche finden dort heute Forschungen und Entwicklungen für neuartige Chemieprodukte statt. Der Konzern wollte durch die Zusammenlegung von F&E-Abteilungen aus Frankfurt am Main und Mainz am Firmensitz Darmstadt Synergien bilden, die sich räumlich zu entfalten hatten. Begleitende Workshops mit den Nutzern bei Merck ermittelten drei verschiedene Forschungszweige, die künftig gemeinsam unter einem Dach arbeiten sollten. Jeder benötigte individuelle Labormöblierung und technische Medien.

Laborplanungsprozess

Im Projekt spielte die Kommunikationsarchitektur von Anbeginn eine große Rolle und wurde als Investition in die Zukunft und soziale Nachhaltigkeit begriffen. Die Mitarbeiter der Labore bei Merck gehen mit spezialisiertem Fachwissen um und mehren es. Ideenfindung ist hierbei eine wesentliche Aufgabe in diesem Prozess. Sie geschieht nur selten, indem man stundenlang über einer Frage brütet, sondern passiert genauso zwischendurch beim informellen Austausch in den Pausen oder dem Gang zum Kopierer. Im Laborplanungsprozess mussten daher flache Hierarchien, flexible Teams, Projektarbeit, Ergebnisorientierung und Selbstverantwortung architektonisch ermöglicht werden.

Sind Ideen gefunden und Wissen generiert, gilt es, dieses Wissen zu transferieren, d.h. der Austausch mit Kollegen und Fachleuten ist entscheidend für den modernen Wissensarbeiter. Die räumlichen Konsequenzen dieser permanenten Wechselwirkungen zwischen Einzel- und Gruppenleistung sind verbunden mit den Gedanken zu Integration, Vernetzung und Dezentralisierung. Damit die Kommunikation keinen Zwangscharakter bekommt, gliederten die Planer die Räume in Rückzugsbereiche, in denen ruhige Einzelarbeit passieren kann und offene Arbeitszonen, in denen die Interaktion sich voll entfaltet. In dieses grundrissliche Konzept passten sie auch Flächen für die informelle Begegnung ein, die wie „Ideentreibhäuser" wirken sollten.

Gebäudekonzept

Weiterhin verfolgten die Architekten mit den Themen „Offenheit und Orte" zwei Hauptlinien im Gebäudekonzept. Durch den Einsatz von transparenten Materialien entstehen z.B. in den Laboren freie Blickbeziehungen, das Tageslicht kann besser in die Tiefe der Räume einfallen und auf diese Weise eine zusammenhängende Atmosphäre entstehen. Im „MRC" blickt man heute daher ungehindert von einer Fassade zur anderen quer durch das Gebäude. Verzichtet wurde ganz bewusst auf unnötige Sichtbarrieren. Dort wo eine räumliche Abtrennung nötig ist, wurde überwiegend Glas eingesetzt.

Neben der lichten und offenen Bauweise ist Wert gelegt worden auf eine sinnvolle Platzierung von Orten der Begegnung, die den Austausch anregen. Die Interaktion findet dabei nicht nur formell, d.h. in Besprechungen statt, sondern auch informell zwischendurch auf den Fluren, in den Teeküchen oder im Bistro. Daher gibt es in den Gebäuden pro Geschoss zwei Zonen (sog. „Meeting Points" und „Coffee Areas"), die den Mitarbeitern diese Bereiche bieten.

Fazit

Beim Material Research Center von Merck kamen optimale Sachverhalte zusammen. Zunächst war sich der Auftraggeber selbst darüber klar, dass Kommunikation eine wichtige Unternehmensressource geworden ist und diese Haltung baulich realisiert werden sollte. Ferner ist es gelungen, die Erfordernisse der installierten Technik mit den Prämissen einer offenen und transparenten Gebäudestruktur zu kombinieren. Auf diese Weise erhielt man einen Bau für die Wissensgesellschaft von heute und morgen.

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