Fraunhofer SCS: Der anonymisierte Frachtkostenvergleich
Benchmarking-Methodik zur Abbildung der Frachtkosten-Entwicklung
Rund ein Viertel der gesamten Kosten, die ein Unternehmen für seine Logistikleistungen aufbringen muss, geht allein in den Transport der Waren. Da lohnt es sich, gut mit seinen Dienstleistern zu verhandeln. Woher weiß der Einkäufer jedoch, dass der ausgehandelte Preis tatsächlich dem Marktwert entspricht und der Konkurrent für vergleichbare Strecken und Leistungen nicht deutlich weniger bezahlt? Das Einholen von Preisen mehrerer unter-schiedlicher Anbieter ist auch nur bedingt aussagefähig, da das eigene Verhandlungsgeschick als Zünglein an der Waage den letztendlichen Betrag bestimmt.
Deshalb hat die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in Nürnberg eine Benchmarking-Methodik erarbeitet, mit deren Hilfe die Entwicklung der Frachtkosten auf unterschiedlichen inner- sowie außerdeutschen Relationen durchschnittlich abgebildet werden kann. Unternehmen können damit die Entwicklung der eigenen Transportkosten mit der Marktentwicklung abgleichen. Aus Anonymitätsgründen werden hierbei jedoch lediglich solche Relationen dem Benchmarking unterzogen, auf denen sich genügend Teilnehmer befinden.
Die Fraunhofer-Methode berücksichtigt alle relevanten Kostentreiber, wie Zusatzleistungen für Gefahrguttransporte, Transportmengen oder Art und Gewicht der Waren. Das anonymisierte und aggregierte Frachtraten-Benchmarking für die chemische Industrie in Europa bietet Fraunhofer SCS bereits seit 2005 an. Die Forscher untersuchen die Frachtratenentwicklung der Unternehmen auf europäischen Relationen zweimal jährlich. Derzeit setzt sich die Benchmarking-Gruppe aus 12 Chemieunternehmen zusammen, die in Deutschland insgesamt einen Marktanteil von ca. 80% aufweisen.
Ziel des Benchmarks ist es, den Unternehmen durch ein größeres Marktverständnis und dem aggregierten, anonymisierten Vergleich mit den Mitbewerbern einen Maßstab zur Verfügung zu stellen, mit dem sie sich in Einkaufsverhandlungen effizienter positionieren und Einkaufstrategien zielgerichteter steuern können.
Die Benchmarking-Methode
Zur Methode: In persönlichen Gesprächen mit den einzelnen Unternehmen definiert zunächst Fraunhofer SCS die relevanten Transportrouten. Zur Datenerhebung erhalten die Unternehmen Erfassungsblätter zur Angabe von Frachtpreisen einzelner Touren sowie weitergehender Informationen zur Preisentwicklung. Nachdem die Daten seitens Fraunhofer SCS geprüft worden sind, findet eine Neutralisierung um Diesel- und Erzeugerpreise statt. Damit fließen nur relevante Informationen in die Auswertung ein und die Datenqualität ist gewährleistet, so dass anschließend die automatische Berechnung der Frachtratenentwicklung mit Hilfe eines projektspezifischen Datenbanksystems erfolgen kann.
Die Unternehmen erhalten zweimal im Jahr unternehmensspezifische Ergebnisse des Benchmarks in Form einer länderspezifischen Auswertung, dem sogenannten „Detailed Report", und einer allgemeinen marktbezogenen Auswertung, dem „Summary Report", die vor dem Versenden von einem auf Kartell- und Wettbewerbsrecht spezialisierten Rechtsanwalt geprüft werden. Zudem findet einmal im Jahr ein Treffen statt, auf dem die Ergebnisse allen Teilnehmern präsentiert werden. Zur kartell- bzw. wettbewerbsrechtlichen Absicherung werden diese Treffen ebenfalls von einem auf Kartell- und Wettbewerbsrecht spezialisierten Rechtsanwalts moderierend begleitet.
Die Abbildung zeigt ein unternehmensspezifisches, individuelles Auswertungsbeispiel aus dem Summary Report die Frachtratenentwicklung einzelner Touren des jeweiligen Unternehmens gegenüber der Marktentwicklung. Neben der Frachtratenentwicklung wird zudem der Unternehmensindex gegenüber dem Marktindex angegeben, der die Positionierung des Unternehmens auf Basis der Frachtratenentwicklung widerspiegelt.
Die Darstellungsform wird für Ganzladungs- bzw. Teilladungsverkehre sowie Flüssig- und Silogut genutzt und zeigt die vergangene Positionierung mit jener der aktuellen Periode. Bei einer Einordnung in die Problem- oder Gefahrzone sollten die Gründe der hohen Frachtpreise analysiert und Einkaufsstrategien angepasst werden. In diesem Beispielfall sollte das Unternehmen vor allem die Relationen BX-BX, BX-DE, DE-IT und DE-DE bei der nächsten Preisverhandlung stärker fokussieren, um zukünftig die Comfortzone zu erreichen.
Die Gruppe wird als offenes Projekt geführt und wird stetig vergrößert, um die Vergleichsgrundlage für den Benchmark zu erweitern.
Kontakt
IIS Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen
Nordostpark 93
90411 Nürnberg
Deutschland