Strategie & Management

Heraeus – von Hanau in die Welt

Personalentwicklung beim Technologieunternehmen in Hanau

11.08.2015 -

Immer mehr Deutsche zieht es in die Ferne. Die Zahl derjenigen, die Deutschland verlassen, um im Ausland zu arbeiten, ist in den vergangenen zehn Jahren laut einer Studie des Personalberatungsunternehmens EVA International um 25% gestiegen. Neben börsennotierten Unternehmen reagieren auch immer mehr international agierende Mittelständler und Hidden Champions auf diese Entwicklung und bieten ihren Fach- und Führungskräften Stationen im Ausland, so auch das Technologieunternehmen Heraeus aus Hanau.

Über 9.000 km liegen zwischen Hanau im Rhein-Main-Gebiet und Chandler im US-Bundesstaat Arizona – der vorübergehend neuen Heimat von Jasmin Ngo. Die 21-Jährige absolviert seit 2013 ein duales Studium bei Heraeus in Hanau, aktuell arbeitet sie für das Unternehmen in den USA. In der Abteilung, die Kontaktmaterialien für die Automobil- und Elektroindustrie und Silberpaste für die Fotovoltaikmodule in der Solarindustrie herstellt, schaut sich Ngo die einzelnen Prozesse ganz genau an und überprüft anhand der „5-S-Methode“ (Die fünf „S“ stehen für Sortieren, Strukturieren, Säubern, Standardisieren und Sichern.), ob die Arbeitsplätze und -abläufe der Kollegen noch weiter optimiert werden können.

„Die Produktion hier in Chandler ist relativ neu. Teilweise stimmen die Ablaufzeiten der einzelnen Prozesse noch nicht mit den ursprünglich vorgegebenen Zeiten überein. Meine Aufgabe ist es herauszufinden, wo es konkret noch Verbesserungspotenzial gibt. Oft sind es kleine Stellschrauben, an denen wir nachjustieren müssen – es kann beispielsweise sein, dass die Werkzeuge, die benötigt werden, nicht gut genug sortiert oder dass die Wege zwischen den einzelnen Maschinen zu lang sind“, erklärt Ngo. Die 21-jährige angehende Wirtschaftsingenieurin wird Anfang September nach Hanau zurückkehren und auch dort wieder Neuland betreten. Denn während ihrer Praxisphase des Studiums durchlaufen die Studierenden bei Heraeus mehrere Abteilungen und sind dort jeweils für eigene, kleinere Projekte zuständig.

Auslandsaufenthalt für Auszubildende und im dualen Studium

Der Auslandsaufenthalt gepaart mit den vielen unterschiedlichen, praktischen Erfahrungen und der Tatsache, dass Studenten schon früh Verantwortung übernehmen dürfen, mache sich bei der Personalarbeit bezahlt, erklärt Roland Hehn, verantwortlich für die weltweite Personalarbeit bei Heraeus: „Mit der Möglichkeit, dass unsere Auszubildenden und Studenten auch in jungen Jahren schon Auslandserfahrung sammeln können, wollen wir uns vom Wettbewerb unterscheiden. Denn junge Menschen denken heutzutage ganz gezielt darüber nach, wem sie ihre Arbeitskraft geben. Geld allein reicht bei der Suche nach Talenten längst nicht mehr aus. Bei Heraeus sind wir überzeugt, dass es viel wichtiger ist, dass die Topkräfte von morgen, neben der Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts, besonders viel praktische Erfahrung sammeln, schnell Verantwortung übernehmen und sich in breite Aufgabenspektren einarbeiten können. Auch die Möglichkeit, eigene Ideen beizusteuern und dadurch die Zukunftsbranchen aktiv gestalten zu können, spielt für MINT-Fachkräfte eine entscheidende Rolle“, erklärt Roland Hehn.

Mit der Familie nach China

Bei Heraeus haben aber nicht nur Auszubildende und Studenten die Möglichkeit, einige Zeit im Ausland zu verbringen. Auch langjährigen Mitarbeitern steht diese Option offen. „Nachdem ich zunächst ein Projekt in den USA unterstützt habe, bot man mir eine Stelle als Operation Manager in China an“, erklärt Murat Hotunlu, der seit über 18 Jahren für Heraeus arbeitet. Gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt er seit 2012 in Schanghai. Zusammen mit seinem Team ist er dort für die Aufarbeitung edelmetallhaltiger Materialien zuständig. „Mit Heraeus habe ich einen Arbeitgeber gefunden, der mich gleichermaßen fordert und fördert – und ich kann hier zwei Dinge vereinbaren, die mir persönlich sehr am Herzen liegen. Ich kann einerseits an Zukunftsthemen arbeiten und gleichzeitig auch die Zukunft meiner Kinder positiv beeinflussen. Es war immer mein Wunsch, meinen Kindern möglichst viel von der Welt zu zeigen – heute habe ich die Möglichkeit dazu.“ Die Kinder von Murat Hotunlu besuchen eine internationale Schule, kulturelle oder gar sprachliche Unterschiede sind längst kein Problem mehr für die zwei. „Durch die internationale Ausrichtung sind meine Kinder sehr aufgeschlossen für andere Kulturen. Von klein auf haben sie eine offene und multikulturelle Erziehung genossen und sprechen jetzt Türkisch, Deutsch, Englisch und Chinesisch.“

Gemeinsame Entsendung als Ehepaar

Auch Sven und Claudia Schalk haben gemeinsam mit ihren beiden Kindern Deutschland den Rücken gekehrt. Der Physiker arbeitet seit 2000 in unterschiedlichen Funktionen für Heraeus Noblelight, also jenem Geschäftsbereich, der sich auf die Produktion von Speziallampen und Lösungen für industrielle, wissenschaftliche als auch medizinische Anwendungen spezialisiert hat. Seit zwei Jahren lebt Schalk gemeinsam mit seiner Frau Claudia und den beiden Kindern in Potomac im US-Bundesstaat Maryland. „Heraeus hat 2013 die Firma Fusion UV Systems aufgekauft, deren UV-Geschäft deutlich größer war als der Bereich, den ich zum damaligen Zeitpunkt leitete. Die Firma hat einiges Know-how als kompletter Lösungsanbieter und ergänzt uns daher ideal. Deshalb haben wir nach der erfolgreichen Akquisition beschlossen, dass das Headquarter des UV-Bereichs in die USA verlegt wird“, erklärt Dr. Sven Schalk, der als Geschäftsführer von Heraeus Noblelight America gleichzeitig für das Marketing und den Vertrieb des weltweiten UV-Angebots von Heraeus Noblelight zuständig ist. Seine Frau Claudia ist 2010 ebenfalls zu Heraeus gewechselt, allerdings in eine andere Abteilung, sodass der gemeinsamen Entsendung nichts im Wege stand. „Ich arbeite in den USA für den Servicebereich IT Business Management und koordiniere alle IT-Themen.

Zum Beispiel leite ich dort abzuwickelnde IT-Projekte“, erklärt die 48-Jährige, „In einem typischen IT-Projekt wird SAP so angepasst, dass ein neuer Bereich alle notwendigen Geschäftsprozesse mit SAP abwickeln kann.“ Den Umzug haben die Schalks bis heute nicht bereut. „Natürlich waren unsere Kinder anfangs von dem Gedanken, all ihre Freunde in Deutschland zurücklassen zu müssen, nicht sonderlich angetan. Unser Sohn war damals 16, frisch verliebt und hatte in der Schule Chemie endlich abwählen können. Die Tatsache, dass er genau dieses Fach in den USA wieder belegen musste, hatte seine Laune nicht unbedingt verbessert“, erinnert sich Claudia Schalk. „Heute, zwei Jahre später, hat unser Sohn sein Abi in der Tasche und ist froh, dass wir diesen Schritt als Familie gemeinsam gegangen sind. Genau wie er schätzen wir die vielen Möglichkeiten, die wir hier in den USA haben – sowohl beruflicher als auch privater Natur“, zieht Sven Schalk Bilanz. Die Entsendung läuft noch bis Ende 2017; ob Claudia und Sven Schalk danach mit ihren Kindern in Potomac bleiben oder zurück nach Deutschland kommen, wird der Familienrat gemeinsam entscheiden – ähnlich wie schon bei der Entsendung. (ag)

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