Pharmawasser - nicht nur sauber, sondern rein
Stephan Stautmeister von Christ über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
Ende September hat die österreichische Best Water Technology-Gruppe (BWT) die Übernahme der Pharmawasseraktivitäten der Christ Water Technology-Gruppe inklusive einer 49-Prozent-Beteiligung an der Zeta-Gruppe abgeschlossen. Das vor 70 Jahren als Handelshaus gegründete Schweizer Unternehmen, das seit 1952 in der Wasseraufbereitung aktiv ist, gehörte bereits seit 2001 mehrheitlich zu BWT. 2005 wurde das gesamte Wassertechnikgeschäft an die Börse gebracht. Nun wird der 2004 gegründete Bereich Pharma & Life Science in die BWT re-integriert. CHEManager befragte Stephan Stautmeister, Geschäftsführer von Christ Pharma & Life Science, zu den Gründen, der künftigen Positionierung des Unternehmens und den Trends im Pharmamarkt.
CHEManager: Herr Stautmeister, als Technologiepionier, europäischer Marktführer und Komplettanbieter für Pharmawassersysteme genießt Christ weltweit einen guten Ruf. Was waren die Beweggründe der Christ-Gruppe, den Pharmawasserbereich an BWT zu verkaufen?
S. Stautmeister: Wasser ist als Inputfaktor aus keinem Produktionsprozess wegzudenken. Durch die Vielfalt und steigende Ansprüche an heutige Produktionsprozesse hat auch die Wassertechnologie eine enorme Bandbreite erhalten. Gleichzeitig erwarten die Kunden einen innovativen, verlässlichen, effizienten und auch wirtschaftlich sicheren Partner, mit dem sie weltweit nachhaltig arbeiten können. Mit der Übergabe des Pharmageschäfts an die BWT hat Christ den Fokus auf bestimmte Schlüsselkunden erhöht und ist finanziell wieder fit für die Zukunft.
Ihr neuer Mutterkonzern ist ein alter Bekannter. Wie beurteilen Sie den Eigentümerwechsel?
S. Stautmeister: Essenziell ist zunächst einmal, dass Kultur und Spirit perfekt passen. Außerdem ist alles vorhanden, was wir brauchen: ein hohes Verständnis für den Kunden, alle F&E- sowie Finanz-Ressourcen und vor allem ein starkes, durchgängiges Commitment vom Vorstand bis zum Kundendienst. Da werden wir nicht viel Zeit verlieren. Mit der BWT hat die Pharma Division, die künftig ihren Marktauftritt mit der Marke Christ Aqua Pharma & Biotech gestaltet, einen innovativen und starken Mutterkonzern, der seinen industriellen Bereich getreu dem Motto Sicherheit, Hygiene und Gesundheit im Kontakt mit dem Lebenselixier Wasser ausbaut und stärkt. Durch die bereits enge Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Entwicklung sowie die langjährige Nutzung diverser Schlüsseltechnologien wie beispielsweise Filtertechnik, UV, Ozon oder Septron Elektroentionisierung ist die Pharmasparte bei der BWT Gruppe optimal positioniert.
Andreas Weißenbacher, CEO der BWT-Gruppe, erwartet, dass das Pharmawassergeschäft ab 2011 einen positiven Nettoergebnisbeitrag erbringen wird. Wie beurteilen Sie die aktuelle Wirtschaftslage und was erwarten Sie von der Geschäftsentwicklung in den nächsten Jahren?
S. Stautmeister: Natürlich spüren wir auch im Pharmabereich eine gewisse Investitionszurückhaltung. Unabhängig davon sind wir jedoch mit unserem Geschäftsmodell so aufgestellt, auch schwächere wirtschaftliche Zeiten mit einem ansprechenden Ergebnis zu managen. Insgesamt sind wir für die nächsten Jahre positiv gestimmt und werden unseren Fokus auf eine ansprechende und nachhaltige Profitabilität in unseren Kernmärkten sowie ein gesundes organisches Wachstum in selektiven Auslandmärkten legen.
Was werden im Pharma- und Life-Science-Markt die Wachstumstreiber dafür sein? Welche Technologie- bzw. Fertigungstrends in Ihren Abnehmerbranchen spielen in Ihrer Wachstumsstrategie eine tragende Rolle?
S. Stautmeister: Als weltweit einziger Hersteller bieten wir unseren Kunden mit Reinstmediensystemen auf höchstem Niveau und optimalem Service, gemäß dem Turnkey-Konzept, alles aus einer Hand. Da auf Kundenseite mit immer weniger Betriebspersonal immer anspruchsvollere Maschinen betreut werden müssen, sind wir als Anbieter von Komplettlösungen speziell im Hinblick auf Steuerungstechnik, Dokumentation bzw. Qualifizierung und natürlich auch im Wartungs- und Servicebereich ein bevorzugter Partner unserer lokalen und globalen Kunden. Auf die permanent steigenden Anforderungen hinsichtlich Qualität und Effizienz sowie ökologische Nachhaltigkeit der Systeme sind wir durch unser kontinuierliches Produktmanagement bestens positioniert. Da optimale Qualität für unsere Kunden eine zentrale Rolle spielt, hat unser F&E-Team im letzten Jahr innovative Produkte wie Sanisal, Ecosalt und den Septron Biosafe zur Marktreife geführt. Mit diesen konkurrenzlosen Technologien, integriert in unsere vorgefertigten und komplett werksgetesteten Systeme, hat der Kunde die höchste Sicherheit bei maximaler Effizienz. Dies kommt unseren Auftraggebern sehr entgegen, da die Projektdurchlaufzeiten immer kürzer werden und so die Zeit zwischen Investition und Produktionsstart so gering als möglich gehalten wird.
Mit der Übernahme des Biopharma- und Bioprozesstechnikunternehmens Zeta haben Sie u. a. Ihr Angebot an Turnkey-Lösungen erweitert. BWT hat mit der Übernahme eine Beteiligung von 49 Prozent an Zeta erworben. Welches Potential sehen Sie im Biopharmageschäft?
S. Stautmeister: Heute werden bereits wesentlich mehr neue Patente und Produkte im Bereich der Biotechnologie als im klassischen Pharmageschäft entwickelt und angemeldet. Mit der Zeta verfügen wir zusätzlich zum Geschäft mit den Reinstmedien auch über die Erfahrung und das Know-how zur Herstellung kompletter Fermentationslinien. Auch die dazugehörigen CIP-Reinigungsanlagen sowie spezielle Systeme zum kontrollierten Einfrieren und Auftauen von Fermenterprodukten gehören zum Produktportfolio der Zeta im Bereich der Biotechnologie.
Die Region DACH ist der Heimat- und zweifellos der Hauptmarkt für BWT/Christ. Wo liegen die Wachstumsmärkte im Ausland und wie präsent sind Sie dort? Sollen neue Niederlassungen hinzukommen?
S. Stautmeister: Die Zunahme der Weltbevölkerung, die höhere Lebenserwartung, die Alterspyramide sowie steigende Ansprüche an die Gesundheit bieten unseren Kunden und damit auch uns beste Wachstumsvoraussetzungen. Wir verfolgen einen globalen Ansatz, und Sie finden unsere Anlagen überall, wo es wichtige Pharma-Hersteller gibt. Natürlich haben wir in Ländern wie China oder Indien, wo wir eigene Tochtergesellschaften haben, oder auch in Nordamerika ein sehr beträchtliches Potential, das wir nutzen werden.
Zu Ihren Kunden gehören die weltweit führenden Pharma- und Pharmaanlagenbauunternehmen. Welche Markttrends leiten Sie aus dem Investitionsverhalten von Big Pharma ab?
S. Stautmeister: Speziell bei den großen internationalen Pharmakunden sehen wir einen Rückgang bei Investitionen in „green field sites" in Europa. Neubauprojekte finden verstärkt in den bevölkerungsreichen Ländern in Asien, Südamerika oder Osteuropa statt. Auch werden Bulk-Produktionen von API's, active pharmaceutical ingredients, immer häufiger „outgesourct" bzw. in die bevölkerungsreichen Länder verlegt. Mit unserer globalen Struktur innerhalb des BWT-Konzerns und den internationalen Produktionsstandorten und lokalem Service können wir auf die Anforderungen unserer Kunden sehr flexibel reagieren und die bewährte Anlagentechnik sowie kompetente Dienstleistungen international zur Verfügung stellen.