Logistik & Supply Chain

Logistik für Naturarzneien

Distributions-Logistik für den Arzneimittelhersteller Pascoe durch Rhenus

16.11.2009 -

Der Logistikdienstleister Rhenus bietet ein breites Dienstleistungsspektrum an, hat sich dabei aber auf einzelne Branchen besonders spezialisiert. Dazu gehört auch der Pharma-Bereich: An sieben Standorten in Europa bietet das Unternehmen Dienstleistungen der Healthcare Supply Chain. Im International Consolidation Center (ICC) in Gießen führt Rhenus für Pascoe pharmazeutische Präparate die Fertigwarendistribution sowie die Druckstück- und Werbemittellogistik durch. Ein Geschäft, bei dem sich alles um gesetzliche Vorschriften, Sicherung der Qualität und Temperaturen dreht.

In Gießen zeigt das Thermometer sommerliche 26 °C. Kein Problem für die Rhenus-Mitarbeiter im ICC, denn im Lager für den Arzneimittelhersteller Pascoe liegen die Temperaturen bei angenehmen 18 °C. Naturmedizin stellt hohe Ansprüche. Das weiß auch Christiane Schütz, bei Rhenus zuständig für den Bereich Business Development Healthcare: „Die besondere Herausforderung ist es, die produktbezogen sehr unterschiedlichen Anforderungen gemäß der gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Neben der im Pharma-Umfeld typischen 15-25-Grad-Zone hat Pascoe sensible Produkte, wie Vitaminpräparate, bei denen die Temperatur von 20 °C nicht überschritten werden darf."
Also wird in zwei unterschiedlichen Temperaturbereichen gelagert. Das ist nur eine von vielen Anforderungen, die der Naturarzneimittelhersteller an seinen Logistikdienstleister stellt. Seit einigen Monaten führt Rhenus in Gießen das Zentrallager für Pascoe mit rund 200 verschiedenen Präparaten. Für den Versand an Ärzte und Homöopathen lagert man außerdem Werbemittel wie Arzneimittelmuster, Broschüren und Flyer. Insgesamt wird der Dienstleister jährlich die Distribution für rund 100.000 Sendungen abwickeln.
Die Logistik für sämtliche Abläufe rund um die Herstellung der Pharmaprodukte liegt dagegen auch weiterhin in der Hand von Pascoe im nur 12 km entfernten Stammhaus. Dort stellt das 1918 gegründete Unternehmen Medikamente auf pflanzlicher Basis, Homöopathika, Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel her. Pascoe verwendet Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau, bei denen auf den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden verzichtet wurde. Doch bevor Mariendistel, Passionsblume und andere Naturstoffe in die Produktion gelangen, müssen sie dem kritischen Urteil von Botanikern und Pharmazeuten standhalten. Nur Pflanzen, die von ihnen als hochwertig eingestuft werden, gelangen bei Pascoe in die Weiterverarbeitung.

Strenge Qualitätskriterien für Naturarzneien


Da Qualitätssicherung bei Pascoe einen hohen Stellenwert besitzt, arbeitet das Unternehmen im gesamten Produktionsablauf für alle Produkte streng nach GMP-Richtlinien (Good Manufacturing Practices), dem international gültigen Regelwerk für die Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie Lebens- und Futtermitteln. „In unserer durchgängig papierlosen Produktion und Qualitätskon­trolle wird jeder einzelne Arbeitsschritt geprüft und dokumentiert", sagt Burkhard Runtsch, Bereichsleitung Organisation & Logistik bei Pascoe. „Mit dieser elektronischen SAP/R3-gestützten Organisation und Datenverarbeitung gelten wir als ‚Pioniere‘ in der internationalen Pharmabranche."
Daher war es auch wichtig, dass der Logistikdienstleister nicht nur über eine Schnittstelle angebunden wurde, vielmehr wurde die Anbindung des von Rhenus selbst entwickelten Warehouse Management System validiert, also überprüft, ob das System den Anforderungen in der Praxis genügt und ordnungsgemäß arbeitet.
Neben der Informationstechnik war die Qualität einer der wichtigsten Gründe für Pascoe, das Logistikunternehmen mit der Fertigwarendistribution zu beauftragen. „Für uns war die langjährige Erfahrung von Rhenus im Bereich Pharma ausschlaggebend", erklärt Burkhard Runtsch. „Aber auch die geografische Nähe spielte für uns eine Rolle, denn so ist es uns möglich, täglich mit einem Shuttlefahrzeug Ware ins Rhenus-Lager zu liefern."

Wichtig: Sicherheit im Logistikzentrum


Da Rhenus in Gießen bereits andere Kunden aus dem Pharma-Bereich betreut, war die Anlage für Pascoe gerüstet: Das ICC ist als Lager für wassergefährdende Stoffe und anderes Gefahrgut zugelassen, der Brandschutz genügt höchsten Anforderungen, Pest Control und Reinigungspläne garantieren die hohen Hygienestandards. Darüber hinaus ist die Anlage umzäunt, wird innen und außen mit Videokameras überwacht, und ein Wachschutz ist an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden lang vor Ort. Und nicht zuletzt genügt das Lager den Anforderungen der jeweils aktuellen pharmazeutischen Gesetzeslage. Also den Anforderungen der GMP, dem AMG (Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln) und der Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung - AMWHV.
Da pharmazeutische Produkte mit Sorgfalt und Sachkenntnis behandelt werden müssen, wurde das Personal in Gießen besonders geschult: Neben allgemeinen Unterweisungen zum Umgang mit pharmazeutischen Produkten erhielten sie auch eine gezielte Schulung durch Pascoe. Gemäß eines Schulungsplans werden diese Veranstaltungen regelmäßig wiederholt.
Neu bei Rhenus ist das Qualitätsmanagement nach pharmazeutischem Standard, das bereits in Berlin läuft und derzeit an allen Healthcare-Standorten eingeführt wird, es beinhaltet beispielsweise regelmäßige Inspektionen. Denn neben Gießen hat sich der Dienstleister in Deutschland auch in Berlin, Dortmund, Hamburg, Hannover und Mannheim auf Healthcare-Logistik spezialisiert. Darüber hinaus sind die Standorte Tilburg in den Niederlanden, Paris in Frankreich sowie Trebatice in der Slowakei speziell auf die hohen Qualitätsanforderungen der Branche eingestellt. Weitere Standorte sind bereits in der Planung.