SGL Carbon bestätigt Konzernprognose für das Jahr 2020
13.03.2020 -
Das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 verlief in den beiden Geschäftsbereichen der SGL Carbon sehr unterschiedlich. Das Rekordergebnis im Geschäft mit Graphitspezialitäten konnte die schwache Entwicklung in den Marktsegmenten Windenergie, Textile Fasern und Industrielle Anwendungen im Carbonfasergeschäft nicht vollständig ausgleichen. Der Umsatz stieg um 4% auf rund 1,1 Mrd. EUR. Dagegen sank das Konzern-EBIT vor Sondereinflüssen um 25% auf 48 Mio. EUR.
Aufgrund der anhaltenden Schwäche in den Marktsegmenten Textile Fasern und Industrielle Anwendungen entstand im Geschäftsbereich CFM ein nicht zahlungswirksamer Wertminderungsaufwand in Höhe von rund 75 Mio. EUR. Das Konzernergebnis lag daher mit minus 90 (Vorjahr: plus 41) Mio. EUR deutlich unter dem sehr guten Vorjahr. Der Konzern bestätigt seinen im Oktober 2019 veröffentlichten Konzern-Ausblick für 2020. Erwartet wird ein Konzernumsatz leicht unter dem Vorjahresniveau und ein Konzern-EBIT vor Sondereinflüssen, das rund 10 bis 15% unter dem Vorjahr liegen soll. Das Konzernergebnis dürfte sich im Jahr 2020 deutlich verbessern.
„Die finanzielle Entwicklung im Geschäftsjahr 2019 überdeckt, dass unsere strategische Ausrichtung stimmt. Das zeigen das Wachstum und die Zunahme an gewonnenen Aufträgen und Projekten in unseren strategischen Kernmärkten. Wesentliche Treiber hier sind die Themen nachhaltige Mobilität und Energie sowie Digitalisierung. Wir erwarten daher, dass der Konzernumsatz zwischen 2020 und 2024 jährlich im Durchschnitt um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz wachsen kann“, sagt Michael Majerus, Sprecher des Vorstands. „Wachstumstreiber im Geschäftsbereich CFM sind insbesondere die Marktsegmente Automobil, hier speziell die Elektromobilität, sowie die Luftfahrt. Im Geschäftsbereich GMS profitieren wir von den positiven Marktentwicklungen in den Bereichen Halbleiter, LED, Brennstoffzellen-komponenten sowie nachhaltige Mobilität. Mittelfristig erwarten wir auf Basis von konzernweit höheren Kapazitätsauslastungen und einem verbesserten Produktmix hin zu Anwendungen und Lösungen mit einer höheren Rendite die Erreichung unseres Konzern-Kapitalrenditeziels (ROCE) von mindestens 9 bis 10%.“
Im Berichtsjahr 2019 stieg der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten der SGL Carbon um 3,7% auf 1.086,7 (Vorjahr: 1.047,5) Mio. EUR. Der Anstieg ging vor allem auf den Geschäftsbereich GMS zurück. Das EBIT vor Sondereinflüssen verringerte sich um 25,1% auf 48,4 (Vorjahr: 64,6) Mio. EUR. Dabei konnte die schwächere Entwicklung im Berichtssegment CFM nicht durch die gute Entwicklung der GMS kompensiert werden. Entsprechend sank auch die Kapitalrendite (ROCE) auf Basis des EBIT vor Sondereinflüssen von 5,4% im Vorjahr auf nun 3,9%.
Die Sondereinflüsse in Höhe von minus 82,7 Mio. EUR enthalten im Wesentlichen einen Wertminderungsaufwand im Berichtssegment CFM in Höhe von 74,7 Mio. EUR. Zudem war im Vorjahr aufgrund der Vollkonsolidierung des ehemaligen Joint Ventures mit der BMW Group (SGL ACF) eine Anpassung an den Fair Value der anteilig konsolidierten Beteiligung zum Akquisitionszeitpunkt erforderlich. Dies führte im Vorjahr zu einem positiven Sondereinfluss von 28,4 Mio. EUR. Das EBIT sank nach Sondereinflüssen auf Konzernebene auf minus 34,3 (Vorjahr: 80,9) Mio. EUR. Das Finanzergebnis sank auf minus 38,9 (Vorjahr: minus 29,6) Mio. EUR, insbesondere wegen der Zinsaufwendungen aus der im April 2019 begebenen Unternehmensanleihe und den sonstigen finanziellen Aufwendungen aus dem vorzeitigen Rückkauf der Wandelanleihe 2015/2020 im Juli 2019. Mit der Begebung der neuen Unternehmensanleihe sind die Refinanzierungsmaßnahmen im Wesentlichen abgeschlossen und das Fälligkeitsprofil der SGL Carbon hat sich deutlich verbessert. In Summe ging das Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten vor Steuern auf minus 73,2 (Vorjahr: 51,3) Mio. EUR zurück. Der Steueraufwand war durch eine Wertberichtigung von 7,4 Mio. EUR auf aktivierte latente Steuern in Großbritannien und Deutschland belastet. Nach Steuern und Minderheiten lag das Konzernergebnis bei minus 90,0 (Vorjahr: 41,3) Mio. EUR.
Corporate: Ergebnisanstieg gegenüber dem Vorjahr
Der Umsatz im Berichtssegment Corporate war mit 32,6 (Vorjahr: 35,1) Mio. EUR leicht rückläufig aufgrund der Umgliederung des Geschäfts mit Gasdiffusionsschichten für Brennstoffzellen in den Geschäftsbereich GMS im vierten Quartal 2019 rückwirkend zum 1. Januar 2019. Das EBIT vor Sondereinflüssen verbesserte sich deutlich auf minus 28,8 (Vorjahr: minus 32,2) Mio. EUR, obwohl das Vorjahr einen positiven Effekt in Höhe von 3,9 Mio. EUR aus einem Grundstücksverkauf beinhaltete. Trotz der höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung machten sich – aufgrund der stark rückläufigen Ergebnisentwicklung bei CFM und damit auch im Konzern – insbesondere geringere Aufwendungen für Management-Incentive-Pläne bemerkbar.
Free Cashflow aus fortgeführten Aktivitäten deutlich verbessert
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit der fortgeführten Aktivitäten verbesserte sich deutlich auf 61,9 (Vorjahr: 23,6) Mio. EUR. Ursache war vor allem der Abbau des Nettoumlaufvermögens. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit aus fortgeführten Aktivitäten verringerte sich leicht auf minus 79,2 (Vorjahr: minus 82,1) Mio. EUR, wobei der Vorjahreswert unter anderem einen Mittelabfluss von 23,1 Mio. EUR aus dem Erwerb der SGL Composites-Gesellschaft in Wackersdorf enthielt. Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen erhöhten sich erwartungsgemäß auf 95,1 (Vorjahr: 78,1) Mio. EUR. Insgesamt verbesserte sich der Free Cashflow aus fortgeführten Aktivitäten deutlich auf minus 17,3 (Vorjahr: minus 58,5) Mio. EUR.
Die Bilanzsumme der SGL Carbon lag zum Jahresende 2019 bei 1.504,8 (31. Dezember 2018: 1.585,1) Mio. EUR. Das Eigenkapital der Anteilseigner des Mutterunternehmens ist per Ende Dezember deutlich auf 418,6 (31. Dezember 2018: 531,6) Mio. EUR gesunken. Daraus errechnet sich eine Eigenkapitalquote von 27,8% (31. Dezember 2018: 33,5%). Der Rückgang resultiert im Wesentlichen aus der Wertminderung von CFM und aus der erfolgsneutralen Anpassung der Zinsen für Pensionsrückstellungen an das niedrige Zinsumfeld in Deutschland und in den USA. Die Nettofinanzschulden lagen mit 288,5 Mio. EUR innerhalb der prognostizierten Bandbreite von unter 300 Mio. EUR.
Konzern-Prognose für 2020 bestätigt
Das Geschäftsjahr 2020 wird von der eher verhalten erwarteten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und anhaltenden geopolitischen Risiken geprägt sein. Die Auswirkungen des jüngst ausgebrochenen Coronavirus auf globale Lieferketten sind derzeit nicht abschätzbar. Im Geschäft mit Lithium-Ionen-Batterien erwartet die SGL Carbon im Jahr 2020 eine temporäre Delle im Wachstumspfad aufgrund von Veränderungen in der Lieferkette, der mittelfristig durch Produktweiterentwicklungen, neue Kunden und dem erwarteten starken Wachstum im Geschäft mit Brennstoffzellenkomponenten wieder aufgenommen werden wird. Das Unternehmen bestätigt dennoch die bereits im Oktober 2019 getroffenen ersten Aussagen zum laufenden Geschäftsjahr. Demnach wird weiterhin ein leichter Rückgang im Konzernumsatz sowie ein Konzern-EBIT vor Sondereinflüssen, das 10 bis 15% unter dem Niveau aus 2019 liegen sollte, erwartet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Vorjahr begünstigt war durch niedrigere Aufwendungen für Management-Incentive-Pläne aufgrund der rückläufigen Entwicklung im Geschäftsbereich CFM und somit auch im Konzern.
Nach einem Konzern-Jahresfehlbetrag von rund 90 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2019 – der primär auf Wertminderungen bei CFM und bei aktivierten latenten Steuern zurückzuführen ist – dürfte sich das Konzernergebnis im Jahr 2020 deutlich verbessern und nur noch niedrig zweistellig negativ werden.
Nach rund 95 Mio. EUR im Vorjahr werden die Investitionsausgaben im laufenden Jahr auf 70 Mio. bis 80 Mio. EUR und damit in etwa auf dem Niveau der Abschreibungen begrenzt. Hintergrund hierfür ist zum einen die Verlagerung von geplanten Investitionen von dem kapitalintensiven Geschäft mit Anodenmaterialen für Lithium-Ionen-Batterien hin zu dem weniger kapitalintensiven Ausbau der Aktivitäten für Brennstoffzellen. Zum anderen will die SGL Carbon ein konservatives Free-Cashflow-Management betreiben angesichts des antizipierten Rückgangs im Konzern-EBIT. Im Geschäftsbereich GMS liegt der Investitionsschwerpunkt auf den Marktsegmenten Batterie & sonstige Energie (Brennstoffzellenkomponenten) sowie Halbleiter und LED. Fokus der Investitionen im Berichtssegment CFM liegt zum einen auf dem Marktsegment Automobil (vor allem zur Ausführung der neuen Aufträge für Batteriekästen und Blattfedern). Darüber hinaus wird das Unternehmen weiter in die Umstellung von textilen Acrylfaserlinien auf PAN-Precursor zur Versorgung seiner Carbonfaser-Produktion investieren.
Die strategischen Geschäftspläne der operativen Geschäftseinheiten bestimmen den Finanzierungsbedarf des Konzerns. Dieser wird jährlich anhand der neuen Planungen überprüft. Die soliden Bilanzrelationen, der zur Verfügung stehende Finanzierungsrahmen sowie der operative Cashflow gewährleisten die Abdeckung des für 2020 erwarteten Liquiditätsbedarfs. Die Erhöhung der Nettofinanzschulden zum Jahresende 2020 um einen mittleren zweistelligen Mio.-EUR-Betrag im Vergleich zum Jahresende 2019 ist weitgehend zurückzuführen auf die Zahlung des Kaufpreises für die SGL Composites USA in Höhe von 62 Mio. USD.