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M&A in Chemie und Life Sciences nimmt Fahrt auf

Chemieunternehmen treiben Umdenken im Plastik-Bereich

04.07.2019 -

Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat das Transaktionsvolumen von Fusionen und Übernahmen in den Branchen Chemie und Life Sciences zugenommen. Das Volumen der in den ersten sechs Monaten angekündigten Deals beträgt 385 Mrd. USD. Im Vergleich zum Vorjahr (238 Mrd. USD) ist dies eine Steigerung um 62 Prozent. Diese Zunahme ist insbesondere auf mehrere Blockbuster-Deals zurückzuführen. Allein die Life Sciences-Branche verzeichnete fünf Transaktionen mit einem Volumen von jeweils mehr als 10 Mrd. USD. Die stärksten M&A-Aktivitäten sind nach wie vor in den USA und in China zu verzeichnen. Das zeigt eine KPMG-Analyse, die auf Zahlen von Thomson Reuters beruht.

Chemie: Umdenken beim Thema Plastik
Der Chemiesektor kommt im ersten Halbjahr 2019auf 442 angekündigte Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 108 Mrd. USD – fast dreimal so viel wie im Vorjahr (39 Mrd. USD).

Die Produktion der weltweit hergestellten Kunststoffmenge steigt von Jahr zu Jahr an – allein zwischen 2008 und 2017 um 42%. So bietet der Bereich Plastik attraktive Investitionsmöglichkeiten. Beispielsweise kündigte Berry Global Group die rund 6,5 Mrd. USD schwere Übernahme von RPC Group, einem führenden europäischen Hersteller von Kunststoff- und Recyclingverpackungen, an.

Vir Lakshman, Leiter des Bereichs Chemie und Pharma bei KPMG in Deutschland: „Die Chemieindustrie ist in der Pflicht, umweltschonend zu produzieren. Sie nimmt gleichzeitig die Herausforderungen der zirkulären Wirtschaft an. Deshalb sind M&A Kaufobjekte mit einem Clean- oder Green-Image heiß begehrt.“

Die chemische Industrie hat begonnen, auf die jüngste Entwicklung von Kunststoffabfällen und deren Auswirkungen auf die Umwelt zu reagieren. Beispielweise arbeiten das Chemieunternehmen Lyondell Basell Industries Holdings, tätig im Bereich Ressourcenmanagement, und Samsonite International in Form einer Kooperation zusammen, um Plastikabfälle in Polypropylen umzuwandeln, aus dem Hüllen für eine neue Kofferkollektion gefertigt werden.

Life Sciences: Gentherapie im Fokus
Das angekündigte Transaktionsvolumen der Life Sciences-Branche stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres um 39% auf rund 277 Mrd. USD. Dabei lag die Zahl der angekündigten Deals mit 1.291 sogar noch leicht unter der des Vorjahres (1.396 Deals).

Für die drei Bereiche der regenerativen Therapien – Stammzellentherapie, Gentherapie und Tissue Engineering – wird zwischen 2016 und 2025 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von rund 13% prognostiziert. Somit ist es nachvollziehbar, dass die Konsolidierung im Bereich Gentherapie weiter voranschreitet. Beispielweise beabsichtigt Hoffmann-La Roche, das auf Gentherapie spezialisierte Unternehmen Spark Therapeutics für 4,3 Mrd. USD zu übernehmen.

Medizintechnik: Attraktives Ziel für Investoren
Mit einem CAGR von rund 6% zwischen 2017 und 2024 bleibt die Medizintechnik nach wie vor ein vielversprechendes Investitionsziel. Das erste Halbjahr 2019 verzeichnete eine Vielzahl von Transaktionen in diesem Bereich – allen voran die angekündigte 6,7 Mrd. USD-Übernahme von Acelity durch 3M. Das Unternehmen Acelity fokussiert sich auf fortschrittliche Wundversorgung und spezialchirurgische Anwendungen.

Vir Lakshman: „Pharma ist auf der Suche nach Wachstumsfeldern, um – in vielen Fällen – der Patentklippe entgegenzuwirken. Gentherapien und innovative Behandlungsmethoden geraten zunehmend ins Visier von Investoren, und das oft zu beachtlichen Kaufpreisen.“