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Chemie-Arbeitgeber fordern 2016 zurückhaltende Tarifabschlüsse

10.02.2016 -

2016 werden die Einkommen von insgesamt rund 11 Millionen Arbeitnehmern neu verhandelt. Das entspricht etwa einem Viertel aller Erwerbstätigen in Deutschland. In diesen Tagen laufen sich IG Metall und Verdi für ihre anstehenden Tarifrunden warm. Es wird spannend, wie die Gewerkschaften sich aufstellen, nachdem sie im letzten Jahr mit real 2,4% einen Rekordzuwachs aushandeln konnten. So viel Lohnerhöhung gab es seit der Jahrtausendwende nicht mehr.

Chemie: Nachholbedarf bei der Produktivität
Die Beschäftigten in der Chemie-Industrie haben in den letzten Jahren besonders gut abgeschnitten. Seit der Krise 2008 wurden die Tariflöhne um fast 20% erhöht. Mehr Geld für die Beschäftigten bedeutet aber auch mehr Kosten für die Unternehmen. Dies ist so lange keine direkte Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit, wie dem Lohnplus ein ähnlich starker Anstieg der Produktivität gegenüber steht, wenn also das Produktionsergebnis je Beschäftigten ebenfalls deutlich steigt. In der Chemie ist das in den letzten Jahren nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Die Produktivität hat gegenüber 2008 sogar abgenommen: Ein Minus von 1,6% weist die Statistik aus.

Ungesunde Entwicklung
Die Industrie hat diese ungesunde Entwicklung bisher verkraften können, weil Sonderfaktoren die Wirtschaft künstlich gepusht haben: Kaum Zinsen, schwacher Euro, niedriger Ölpreis. Aber diese Impulse sind endlich und der Chemie helfen sie nur begrenzt. So ist etwa ein fallender Ölpreis nicht unbedingt von Vorteil für die chemische Industrie, weil Teile der Branche zu deutlichen Preissenkungen gezwungen sind. Profitieren können hingegen Abnehmerbranchen und auch Arbeitnehmer, etwa in Form geringerer Spritpreise.

In dieser Gemengelage sollte Tarifpolitik zwei Dinge leisten: Erstens die Planungssicherheit für die Unternehmen erhöhen, ohne sie wirtschaftlich zu überfordern. Und zweitens durch zurückhaltende Lohnabschlüsse einen Schutz aufbauen gegen die Turbulenzen und gegen die wachsende Konkurrenz auf den globalisierten Märkten.