Neues aus dem VAA: Nachholbedarf bei Karriereentwicklung
26.03.2013 -
Deutschlands Führungskräfte fühlen sich grundsätzlich wohl in ihren Unternehmen. Gleichzeitig wächst unter der Oberfläche das Frustrationspotential: Zwei Drittel sehen sich in ihrer Karriereentwicklung als vernachlässigt an. Das zeigt eine Studie, die das Führungskräfte Institut (FKI) und die Bertelsmann Stiftung im Rahmen des Kompetenzzentrums „Führung und Unternehmenskultur" durchgeführt haben. Das FKI ist eingegliedert in den Deutschen Führungskräfteverband ULA, dem politischen Dachverband des Chemie-Führungskräfteverbandes VAA. Ziel des Projekts ist die Gewinnung neuer Erkenntnisse über die Ausgestaltung zeitgemäßer Organisationsstrukturen vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Internationalisierung von Produkt- und Kapitalmärkten, des demografischen Wandels und gesellschaftlicher Werteveränderungen.
Arbeitgeberattraktivität
Die rund 375 Umfrageteilnehmer - mehrheitlich aus dem produzierenden Gewerbe - sehen ihr Unternehmen gut im Wettbewerbsumfeld positioniert: Auf einer sechsstufigen Antwortskala bescheinigen 86,3 % ihren Unternehmen einen überwiegend guten Umgang mit gesetzlichen Vorgaben und Nachhaltigkeitsforderungen. 37 % der Antworten entfallen hier auf die Bestnote. Der Denkansatz, dass „Compliance" einen maßgeblichen Beitrag für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg leistet, hat sich offenbar erfolgreich durchgesetzt. Auch bei dem „Stand der Kundenorientierung", den „Beziehungen zu den Lieferanten" und dem „Umgang mit Wettbewerb" überwiegt mit Werten zwischen 73 und 79 % die Zufriedenheit. Die höchste Wertung vergeben hier indes nur jeweils weniger als 10 % der Befragten. Als für Außenstehende attraktiven Arbeitgeber nehmen immerhin rund zwei Drittel der Befragten ihr eigenes Unternehmen wahr.
Arbeitnehmerzufriedenheit
Befragt nach ihrer persönlichen Situation im Unternehmen vergeben die Teilnehmer gemischte Noten: Der mit Abstand schlechteste Wert ergibt sich, fast unabhängig vom Alter der Befragten, in Bezug auf die Karriereentwicklung. Nur ein Drittel der Befragten geben an, dass ihr Arbeitgeber diese mehr oder weniger aktiv fördere. Durchwachsen fällt auch die Bewertung der Arbeitsbelastung aus. Den Aussagen „Meine Belastungssituation in Bezug auf meine Position ist angemessen" bzw. „Ich kann Berufs- und Privatleben im Wesentlichen noch gut miteinander vereinbaren" halten jeweils mehr als ein Drittel für nicht oder überhaupt nicht zutreffend. Kritik an fehlender Wertschätzung ihrer eigenen Leistungen üben demgegenüber lediglich 22 % der Befragten.
Betriebliche Arbeitsbedingungen
Bei der Bewertung der allgemeinen betrieblichen Arbeitsbedingungen ergibt sich ein gemischteres Bild mit deutlich negativeren Bewertungen: 56 % der Umfrageteilnehmer bewerten die „Ausprägung der Fehler- und Innovationskultur" überwiegend negativ. Bei der „Umsetzung des Krisen- und Veränderungsmanagements" sowie beim Grad der „bereichs- und abteilungsübergreifenden Kooperation" belaufen sich die negativen Noten auf rund 43 %. Hinzu kommt ein zunehmendes Konfliktpotential bei der internen Ressourcenverteilung: 47 % der Befragten bewerten diese als (eher) schlecht.
Das allgemeine Betriebsklima (71 % positiver Werte) ist allerdings überwiegend positiv. Grund dafür dürfte auch die positive Bewertung der Arbeitsplatzsicherheit sein (84 % positiver Bewertungen). Diese Einschätzungen spiegeln sich auch in der zusammenfassenden Bewertung des allgemeinen Betriebsklimas wider. Auf einer sechsstufigen Skala von 1-6 (Bestwert) bewerten die Umfrageteilnehmer ihr Unternehmen in den sogenannten weichen Kategorien „Fairness" (4,3), „Konstruktivität" (4,2) und „Wertschätzung" (4) überwiegend positiv. Eher mittelmäßige Noten ergeben sich bei Strukturen und Prozessen in Unternehmen. Auf einer Skala mit einem Wert von 1 für „bürokratisch" bis 6 für „offen-flexibel" erhalten die Unternehmen lediglich eine 3,2. Der Schnitt zwischen den Endpunkten „entwicklungshemmend" und „entwicklungsfördernd" beläuft sich auf 3,6.
Prognosen
Verhalten fällt der Ausblick auf die Entwicklungen in den nächsten sechs Monaten aus: 61 % der Befragten rechnen damit, dass sich die Umfeldbedingungen für das Unternehmen geringfügig oder stark verschlechtern werden. Dramatische Veränderungen werden nicht befürchtet: 72 % entfallen auf der sechsstufigen Skala auf die Werte 3 (leichte Verschlechterung) und 4 (leichte Verbesserung). Im Wesentlichen stabil mit leichter Tendenz zur Verschlechterung fällt die Prognose für das Betriebsklima und die betrieblichen Arbeitsbedingungen aus (73 bzw. 70 % in den mittleren Kategorien). Lediglich bei der persönlichen Situation überwiegt sogar noch der Anteil derer, die eine zumindest leichte Verbesserung ihrer Situation im Unternehmen prognostizieren.