Volatilität bleibt Thema für Europas Chemieindustrie
26.03.2013 -
Die anhaltenden Konjunkturschwankungen, die auf die Finanz- und Wirtschaftskrise folgten, empfindet die europäische Chemieindustrie mehrheitlich als besorgniserregend. Das geht aus der europaweiten C3X-Umfrage unter rund 150 Führungskräften aus Chemie- und Kundenindustrien hervor, die A.T. Kearney mit CHEManager Europe und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Herbst 2012 durchgeführt hat. C3X (Chemical Customer Connectivity Index) analysiert das Kunden-Lieferanten-Verhältnis der europäischen Chemieindustrie.
Zwar erachtet rund die Hälfte der befragten Chemieunternehmen (47 %) die Chancen und Risiken einer erhöhten Volatilität für ausgewogen. Für mehr als ein Drittel jedoch überwiegen die Risiken. Die Hälfte der befragten Unternehmen arbeitet bereits an strategischen Hebeln, um das Management von Volatilität zu verbessern. Allerdings zeigt sich, dass gerade diese am schwierigsten zu implementieren sind.
Volatilität als neue Realität
Dr. Joachim von Hoyningen-Huene, Principal in der Chemie und Öl Practice von A.T. Kearney, erläutert: „Die europäische Chemieindustrie hat das volatile Marktumfeld längst als neue Realität für sich erkannt hat. Allerdings können konjunkturelle Schwankungen noch systematischer und effizienter adressiert werden - und zwar von der Strategie über die Beschaffung bis hin zum Sales and Operations Planning-Prozess."
Rund die Hälfte der befragten Chemieunternehmen (47 %) erachtet die Chancen und Risiken einer erhöhten Volatilität für ausgewogen. Für mehr als jedes Dritte Unternehmen jedoch, überwiegen die Risiken, für weniger als jedes fünfte die Chancen.
Management von Volatilität
Die Hälfte der befragten Unternehmen arbeitet bereits an strategischen Hebeln, um das Management von Volatilität zu verbessern. Zu diesen Hebeln zählen eine höhere Agilität in der strategischen Planung, der verstärkte Einsatz von Szenariotechniken und die systematische Überwachung von Indikatoren. Allerdings hat nur jedes vierte Unternehmen seine Vertragsgestaltung angepasst und nur jedes fünfte setzt Cockpits mit Frühwarnindikatoren ein. Für 66 % der Befragten ist der Veränderungsbedarf bei den strategischen Hebeln am größten - allerdings auch am schwierigsten, da diese das Geschäftsmodel funktionsübergreifend verändern, um die Agilität des Unternehmens zu steigern.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat gezeigt: Die Kunden- und Wettbewerbsstrukturen in den zunehmend miteinander verbundenen regionalen Märkten sind ständiger Veränderung ausgesetzt und müssen intensiver denn je beobachtet werden. Die Häufigkeit und Intensität von Auf- und Abschwüngen hat zugenommen. Sie sind ein weltweites Phänomen und müssen von Unternehmen systematisch beobachtet werden, wollen diese weiterhin erfolgreich am Markt bestehen.
Von Hoyningen-Huene erklärt: „Volatilität ist Chance und Risiko zugleich: Es geht für Chemieunternehmen darum, Risiken eines Abschwungs zu entschärfen und auch darum, die Chancen aus einem Aufschwung frühzeitig zu erkennen und zu nutzen."
Erfolgsfaktor Monitoring
Ein entscheidender Faktor, um von konjunkturellen Schwankungen zu profitieren, ist systematisches Monitoring. Tobias Fehre, Principal in der Chemie und Öl Practice von A.T. Kearney und Co-Autor der Studie ergänzt: „Die letzten fünf Jahre waren für die gesamte Weltwirtschaft eine konjunkturelle Achterbahnfahrt. Sie hat keine Branche verschont, am wenigsten die Chemieindustrie. Vor allem diejenigen Unternehmen, die den Blick fest nach vorn gerichtet und aufkommende Berg- und Talfahrten frühzeitig erkannt haben, haben die Fahrt erfolgreich gemeistert. Dies wird in Zukunft immer wichtiger. Am besten aufgestellt sind die Unternehmen, die die Frühwarnindikatoren mit ihren betrieblichen Abläufen auf allen Ebenen verknüpfen. So können sie bei Auf- und Abschwünge agiler handeln."