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Zahlungseingang in 24 Stunden

16.02.2013 -

Zahlungseingang in 24 Stunden - Deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf externes Forderungsmanagement. Auftraggeber, die verspätet oder nicht zahlen, können insbesondere bei mittelständischen Unternehmen schnell zu Liquiditätsengpässen führen.

Mittels Factoring, dem Verkauf der Forderungen an Finanzdienstleister, können Unternehmen ihre Liquidität sichern und zugleich ihre Eigenkapitalbasis verbessern.

Der Verkauf von Forderungen hat daher in den vergangenen Jahren auch in Deutschland an Ansehen gewonnen. Der Umsatz der Factoring-Branche legte im Jahr 2006 um 30 % auf 72 Mrd. € zu.

Dr. Andrea Gruß befragte zwei Experten, Michael Timmermann, Country Manager Atradius Deutschland, und Thorsten König, Geschäftsführer von Fortis Commercial Finance, zu Zahlungsmoral und Möglichkeiten der Absicherung gegen Forderungsausfälle.

 


CHEManager: Herr Timmermann, seit 2006 veröffentlicht der Kreditversicherer Atradius regelmäßig ein Zahlungsmoralbarometer. Was sind die Ziele der Studie?

M. Timmermann: Für international agierende Unternehmen ist es von zentraler Bedeutung, das Zahlungsverhalten potentieller Kunden gut zu kennen, denn Fehleinschätzungen können zu erheblichen Liquiditätsproblemen führen. Wir befragen daher für unsere Studie 1200 Unternehmen aus sechs europäischen Staaten.

Dabei erheben wir zum einen objektiv vergleichbare Kennzahlen für die Zahlungsmoral, z. B.: Nach wie vielen Tagen werden Forderungen beglichen?

Aber auch psychologische Kennzahlen: Wie beurteilen Unternehmen spontan die Zahlungsmoral ihrer Geschäftspartner aus unterschiedlichen Ländern. Zu welchen Ergebnissen kommen Sie dabei?

M. Timmermann: Deutsche Unternehmen setzen mit durchschnittlich 27 Tagen das strengste Zahlungsziel und ihr Anteil offener Forderungen an der Bilanzsumme ist mit durchschnittlich 13 % am geringsten.

Zum Vergleich: In Italien haben Sie im Durchschnitt 80 Tage Zeit, Ihre Rechnung zu begleichen. Internationale Geschäftspartner bewerten die Zahlungsmoral deutscher und belgischer Unternehmen als sehr gut.

Auch Österreich, die Schweiz und Osteuropa haben ein gutes Image, selbst wenn sie ein paar Tage später zahlen. Die Zahlungsmoral italienischer Unternehmen wird mit Abstand am kritischsten bewertet.

T. König: Diesen Trend können wir bestätigen. Je weiter man in den Süden Europas kommt, umso länger werden die Zahlungsziele.

M. Timmermann: Dazu kommt, dass die Bereitschaft, in Deutschland über Fremdmittel und Eigenkapital zu finanzieren, geringer ist. Gutes Forderungsmanagement spielt eine wichtige Rolle für den Cashflow. Daraus ergeben sich andere Zahlungsgepflogenheiten.

 


Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, sich gegen säumige Zahler oder gar völlige Zahlungsausfälle abzusichern?

M. Timmermann: Bei der Grundstoffproduktion in der Chemiebranche findet die klassische Kreditversicherung eine breite Anwendung zum Schutz vor Forderungsausfällen. Für die spätere Endproduktion ist Kreditversicherung vor allem dann interessant, wenn es um Export in bestimmte Länder geht.

Wir versichern Unternehmen gegen das Risiko ihres Forderungsausfalls. Wenn darüber hinaus eine Finanzierung gewünscht ist, bietet sich Factoring an, der Verkauf der Forderungen an einen Finanzdienstleister.

beinhaltet in der Regel eine Kreditversicherung, denn auch die Vorfinanzierung durch den Factor muss gegen Zahlungsausfall abgesichert werden. Welches Produkt für den Kunden am besten ist, hängt davon ab, was er braucht.

 


Welche Vorteile bietet der Verkauf der Forderungen an einen Factor?

T. König: Wenn Unternehmen ihre Forderungen in das Factoring einbringen, erhalten sie ihr Geld einen Tag nach Fakturierung, also innerhalb von 24 Stunden, und müssen nicht 120 Tage oder länger warten, bis der Debitor endlich zahlt.

Dadurch erhöht das Unternehmen seine Liquidität und kann wiederum Skontierung nutzen, indem es seine Lieferanten frühzeitig zahlt. Das ist der klassische Gedanke des Factorings.

 


Kann der Factoring-Kunde durch die Skontierungsmöglichkeiten die Kosten für Ihre Dienstleistung decken?

T. König: Das ist mitunter möglich. Wir erheben für das Factoring Gebühren, die auf Basis des Bruttoumsatzes und Zinsen für die Finanzierung der Forderung berechnet werden.

Darüber hinaus gibt es weitere Einflussfaktoren auf die Factoring- Gebühren, z. B.: Wird der Umsatz hauptsächlich in Deutschland erzielt?

Wie viele Risiken gab es im Vorfeld?

Wie ist die Bonität des Unternehmens?

Vergleicht man die Gesamtkosten für das Factoring mit den Zinsen für eine klassische Bankenfinanzierung, sind sie sehr attraktiv. Denn Sie müssen bedenken, dass Sie durch das Factoring auch Ihre Eigenkapitalquote verbessern und einen vollständigen Delkredereschutz haben.

 


Warum verbessert Factoring die Eigenkapitalquote?

T. König: Durch den Verkauf von Forderungen können mithilfe der gewonnenen Liquidität Bank- und Lieferantenverbindlichkeiten in der Bilanz reduziert werden.

Somit wird eine Bilanzverkürzung erzielt, die sich konsequenterweise positiv auf die Eigenkapitalquote eines Unternehmens auswirkt.

Factoring ist daher eine Möglichkeit für deutsche Unternehmen, ihre Eigenkapitalquote, die im Verhältnis zu Unternehmen anderer Länder im Schnitt niedriger ist, zu verbessern.

Dies erleichtert wiederum die Kreditvergabe durch Banken vor dem Hintergrund von Basel II und damit die Finanzierung von Wachstum.

 


Dies dürfte insbesondere für den deutschen Mittelstand von Interesse sein. Wie wird Ihre Dienstleistung hier angenommen?

T. König: Der Mittelstand ist immer stärker am Factoring interessiert. Das Vorurteil „Factoring ist eine Maßnahme kurz vor der Insolvenz" wurde abgebaut und Factoring wird zunehmend als alternativ ergänzende Finanzierungsform akzeptiert.

Diesen Trend belegen auch die Zahlen des Deutschen Factoring Verbandes, dem die 20 größten Factoring-Gesellschaften in Deutschland angehören.

Der Gesamtumsatz stieg im vergangenen Jahr um 30 % auf 72 Mrd. €.

 


Wie wird das Outsourcing des Forderungsmanagements von den Kunden bzw. Debitoren akzeptiert?

T. König: Ganz unterschiedlich. Es gibt manche Debitoren, die in ihren Geschäftsbedingungen ein Abtretungsverbot haben, die dann aber trotzdem kein Problem damit haben, wenn der Kunde die Forderung an eine Factoring-Gesellschaft abtritt.

Und es gibt wiederum andere, die grundsätzlich sagen, ich möchte das nicht. Hierfür bieten wir ein so genanntes stilles Factoring an, bei dem der Debitor nicht über die Abtretung informiert wird.

 


Welche weiteren Factoring-Varianten bieten Sie an?

T. König: Wir bieten die gesamte Bandbreite der klassischen Factoring-Varianten sowie weitere innovative Modelle an. Zu diesen gehören beispielsweise das Full-Factoring, das Inhouse-Factoring, das Export-Factoring, das Reverse-Factoring sowie das Multi Local-Factoring.

Beim Full- Factoring, welches sämtliche Leistungen des Factorings umfasst, übernehmen wir zusätzlich zur sofortigen Zahlung von bis zu 90 % der Forderungssumme und der 100 %-igen Risikoabdeckung die komplette Debitorenverwaltung und -buchhaltung.

Das heißt, wir verbuchen die Rechnungen, die Gutschriften, kümmern uns um das Mahnwesen und übernehmen das Inkasso inklusive Rechtsverfolgung im In- und Ausland für unsere Kunden.

Dieser Service wird gerade von stark wachsenden Unternehmen, die sich verstärkt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, aber wichtige Unternehmensbereiche, wie die Unternehmensfinanzierung und die Risikoabsicherung nicht vernachlässigen möchten, gerne genutzt.

Aufgrund unseres breiten Niederlassungs- und Kooperationsnetzes mit einer Präsenz in 20 Ländern können wir im nationalen sowie im internationalen Geschäft ein effektives Debitorenmanagement gewährleisten.

 


Welche Vorteile bietet Ihnen die Vor-Ort-Präsenz?

T. König: Factoring ist in jedem Land anders geregelt und erfordert daher regionale Verträge. Durch unser Netzwerk können wir beispielsweise für Konzerne mit Niederlassungen in mehreren Ländern unser Multi-Local-Factoring anbieten, das tun wir übrigens auf diese Weise als einzige Factoring-Gesellschaft in Europa.

Unternehmen können mit uns einen Factoring-Vertrag aus einer Hand für die Forderungen all oder für einen Teil ihrer Niederlassungen abschließen. Die zentrale Koordination des gesamten Engagements über einen Spezialisten obliegt der Fortis Commercial Finance Niederlassung, in der das Unternehmen seinen Hauptsitz hat. Der Vorteil liegt auf der Hand:

Der verantwortliche Entscheider, z. B. der CFO des Konzerns, hat einen zentralen Ansprechpartner zur Klärung der Bedingungen für alle in das Gesamtengagement involvierten Länder, z. B. länderspezifische Vertragsgestaltung und -konditionen.

 


Viele Zulieferer stehen immer häufiger vor der Herausforderung, dass Großabnehmer lange Zahlungsziele fordern und dies zu Liquiditätsengpässen führt. Haben Sie auch hierfür eine Lösung?

T. König: Ja, hierfür bieten wir das Reverse-Factoring an. Dieses Produkt bietet sich für bonitätsstarke Großabnehmer an, deren Zulieferer für diese zu einem großen Teil oder sogar ausschließlich arbeiten.

Zwischen dem Großabnehmer und uns wird eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Darin wird die Qualität und Quantität der Forderungen und die Zahlung zu einem festgelegten Termin vom Großabnehmer bestätigt.

Mit dieser Bestätigung können wir dem Zulieferer basierend auf einem, den einen Debitoren betreffenden, Factoring-Vertrag bis zu 100 % dieser Forderungen als Liquidität zur Verfügung stellen.

Diese kann der Zulieferer z. B. für die Zahlung seiner Vorlieferanten mit Skontoabzug nutzen, dadurch seine Liquidität erhöhen und obendrein Skontoerträge erwirtschaften.

Der Großabnehmer profitiert von einem starken Zulieferer und kann gleichzeitig seine Zahlungsziele wie gewohnt voll ausschöpfen.

 


Atradius hat sein Factoring-Geschäft im Jahr 2005 an Fortis Commercial Finance veräußert. Was waren die Gründe hierfür?

Wie gestaltet sich heute Ihre Zusammenarbeit?

M. Timmermann: Für Atradius war es eine strategische Unternehmensentscheidung sich auf die Kreditversicherung mit all ihren Facetten zu konzentrieren.

Wir suchten für unser Factoring-Geschäft einen Partner, der über ein vergleichbar internationales Netzwerk verfügt, wie wir mit unserem Kreditversicherungsgeschäft.

Denn wir möchten unseren Kunden weiterhin eine breite Produktpalette für ihr Forderungsmanagement bieten. Die Kombination von Versicherung und Finanzierung ist für viele Unternehmen interessant.

T. König: Kernkompetenz von Fortis Commercial Finance ist das internationale Factoring- Geschäft. Durch die Kooperation mit Atradius, einem Kreditversicherer mit weltweit über 90 Büros, können wir unseren Kunden zusätzlich den Mehrwert einer guten Absicherung über eine Kreditversicherung bieten.

Unsere Angebote ergänzen sich gut, es ist eine sehr fruchtbare Kooperation, die nun bald ins dritte Jahr geht und die wir gerne fortsetzen.

www.fortis.de