Intensivierung von horizontaler und vertikaler Kooperation
14.02.2013 -
Intensivierung von horizontaler und vertikaler Kooperation. Bernd H. Flickinger, langjährig in den Diensten der chemischen Industrie, übernimmt einen Managementposten bei der IT-Beratungsgesellschaft Camelot IDPro. CHEManager fragte nach.
CHEManager: Herr Flickinger, seit 1. Mai sind Sie beim Beratungsunternehmen Camelot IDPro als Partner an Bord. Was haben Sie sich für Ihren neuen Job vorgenommen?
Bernd H. Flickinger: Als Partner Global Supply Chain Management und Logistik bin ich für den weiteren Ausbau der Strategie- und Managementberatung innerhalb der Gruppe verantwortlich.
Zu meinen Aufgaben gehört es außerdem, die Position der Beratungsgruppe im Bereich Value Chain Management für die Prozessindustrie weiter auszubauen und zu entwickeln.
Die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Camelot IDPro hat sich aus gemeinsamen Projekten von DHL und Camelot IDPro entwickelt. Was genau wurde in der Zusammenarbeit erarbeitet?
Bernd H. Flickinger: Camelot IDPro hat damals für die DHL Solutions eine komplette Strategie für die chemische Industrie entwickelt. So etwas gab es vorher nicht. Der Erfolg dieses Kontraktlogistik-Konzepts war wegweisend für zahlreiche Folgeprojekte in der chemischen Industrie.
Ein Leuchtturmprojekt war dann sicherlich das sogenannte Projekt „Control Tower for Ciba". Dieses versetzte unseren Kunden Ciba in die Lage, das gesamte Transportvolumen mit nur einem Logistikpartner - in dem Fall die DHL - zu managen. Camelot IDPro hat damals das Leistungsangebot für die DHL konfiguriert.
Sie haben selbst lange Jahre in der chemischen Industrie zugebracht. Was sind Ihrer Auffassung nach die großen logistischen Herausforderungen der chemischen Industrie in der Zukunft?
Bernd H. Flickinger: Eine wesentliche Herausforderung liegt in der Intensivierung der horizontalen (Wettbewerbern) und vertikalen Kooperation (Supply Chain Beteiligten) in globalen Supply Chains. Hier haben die Partner der Industrie, aber insbesondere die Wettbewerber miteinander, erhebliche Potentiale und daher einen großen Nachholbedarf gegenüber mehr fortgeschrittenen Industrien.
Ein Beispiel dafür ist unter anderem das Transport Management. Obwohl derzeit die großen Dienstleister der Chemieindustrie auf der einen Seite etwa 15 bis 20 % nicht genutzte Leerläufe und Wartezeiten mit ihren Transportkapazitäten haben - bestehen hingegen auf der anderen Seite europaweit Transportengpässe. Man muss zukünftig also Lösungen finden, um diese Extreme auszugleichen.
Ein anderes Thema ist der Bahntransport, der nicht ausreichend genutzt wird, weil es sich für einzelne Unternehmen kaum rentiert und es Vorbehalte verschiedenster Art gibt. Aber mit neuen kollaborativen Betreibermodellen, neuester Technologie und industrieübergreifenden Ansätzen können noch wesentlich mehr chemische Produkte auch auf der Schiene sicher transportiert werden.
Auf globaler Ebene ist sicherlich der gesamte asiatische Markt eine aktuelle Herausforderung für die Logistik in der chemischen Branche. Die Nachfrage nach Transporten übersteigt definitiv das Angebot an Logistikdienstleistern in dieser Region.
Hier gibt es einfach noch zu wenig Unternehmen, die in der Lage sind, die lokalen Begebenheiten - wie zum Beispiel auch die Infrastruktur - zu meistern.