Deutschland erneut Exportweltmeister bei Chemikalien
Pressekonferenz des VCI auf der Achema 2012
Für 2011 jedenfalls stehe Deutschland mit 11,2 % des Chemieexportmarktes unangefochten an der Spitze und verwies die USA (9,9 %), Belgien (7,4 %) und China (5,4 %) auf die Plätze.
Was macht eine Mannschaft zu einem erfolgreichen Champion?
Diese Frage lässt sich, laut Dr. Tillmann, durch sieben Faktoren erläutern, die aus Sicht des Hauptgeschäftsführers die tragenden Säulen des Erfolgs darstellten:
1. Die zentrale Rolle der Chemiebranche im Netzwerk der Industrie. Entlang der Wertschöpfungskette würden Chemie und Pharma, Stahl, Maschinen- und Anlagenbau, Elektroindustrie und Fahrzeugbau eng zusammen arbeiten und erwirtschafteten 2011 so über 500 Mrd. €.
2. Die Hohe Innovationskraft. Mit Produkten, die nicht älter seien als drei Jahre, erzielten in Deutschland ansässige Chemieunternehmen Umsätze von jährlich rund 30 Mrd. €. Nur mit besseren Produkten und effizienteren Verfahren könnten Unternehmen die Kostennachteile am Standort Deutschland auf Dauer kompensieren.
3. Intensive Kooperation mit der Wissenschaft. Rund ein Drittel der ca. 2.000 Chemiebetriebe in Deutschland unterhielten Kooperationen mit Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Diese Synergien hätten die Entwicklung der Chemie zu einer Kernwissenschaft mit zahlreichen Schnittstellen zu anderen Disziplinen katalysiert. Rund 8,2 Mio. € setzte der Fonds 2011 für die Förderung von Forschung und Wissenschaft ein.
4. Die Chemie in Deutschland verfüge über einen vitalen und breit gefächerten Mittelstand. Von den insgesamt 2.000 Chemiebetrieben, die überwiegend mittelständig geprägt seien, seien 87% auf den Weltmärkten vertreten und tragen damit 30% zum Gesamtumsatz der Branche bei.
5. Die Ausrichtung der Produktstrategien fokussiere sich auf aktuelle Megatrends und an die Nachhaltigkeit. Bis 2050 würde die Weltbevölkerung auf 9 Mrd. Menschen anwachsen. Damit steige auch entsprechend der Bedarf an Energie, Rohstoffen, Nahrung, sauberem Wasser, Medikamenten, Kommunikationsmitteln und Mobilität. Nachhaltigkeit biete den Unternehmen die Perspektive für eine langfristige und zukunftsorientierte Geschäftsstrategie.
6. Die Pflege von pragmatischen Sozialpartnerschaften. Die Chemie zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften stimme. Der letzte große Streik dieses Industriezweigs läge bereits 40 Jahre zurück. Außerdem haben Arbeitgeber und Gewerkschaft als erste Branche einen Tarifvertrag aufgesetzt, der die Folgen des demografischen Wandels berücksichtige.
7. Das Erfolgskonzept Chemieparks. Von Dr. Tillmann kurz angesprochen und von Dr. Klaus-Dieter Juszak, dem Vorsitzenden der Fachvereinigung Chemieparks/Chemiestandorte im VCI, weiter ausgeführt, ist das erfolgreich operierende Konzept von Chemiecluster an einem Standort. Das Geheimnis des Erfolgs bestünde darin, dass die Chemieparks es zum einen vielfach geschafft hätten, die Synergien der ursprünglichen Werke zu erhalten; und sie böten den etablierten Unternehmen am Standort, aber auch den neuen Firmen, zum anderen umfassende Serviceleistungen an. Dies reiche von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb der Anlagen.
Die Energiewende
Im Anschluss an ihre Ausführungen stellten sich Dr. Tillmann und Dr. Juszak den Fragen der Journalisten. Eine der Kernfragen drehte sich dabei um die steigenden Energiekosten und die damit verbundene Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftstandortes Deutschlands. Die Entwicklung der Energiekosten sei von enormer Relevanz, so Dr. Tillmann, bedenke man, dass Deutschland die teuersten Energiepreise habe und in den USA beispielsweise für ein Drittel der deutschen Energiekosten produziert werden könne. Jedoch begründe sich der große Pluspunkt für den Standort Deutschland, so der Hauptgeschäftsführer, durch die vielen bestehenden Wertschöpfungsketten in diesem Land. Dies sei auch ein großer Vorteil für ausländische Investoren.
Zwar erwarte man keinen Aufbau neuer Produktionsstandorte durch fremdländische Konzerne, gab Dr. Juszak zu verstehen, aber Investitionen in Produktionskapazitäten, in das bestehende Know-how oder in die Übernahme von bestehenden Produktionsanlagen seien denkbar. Dazu müsste aber für entsprechende Rahmenbedingungen gesorgt werden. Die Eurokrise sei bislang noch kein Gegenargument für ausländische Investoren gewesen, so der Vorsitzende der Fachvereinigung Chemieparks.
Jedoch müsse man seitens des VCI aufpassen, dass die Branche nicht durch energiewirtschaftliche Regelungen unter die Räder komme. Auf die Frage, ob die wirtschaftlichen Schwierigkeiten einiger südeuropäischer Währungsunionsteilnehmer als problematisch angesehen werde, wurde von Dr. Tillmann so kommentiert: Wenn die spanische Volkswirtschaft zusammenbrechen würde, dann hätte nicht nur die Chemiebranche ein großes Problem.
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