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Nachgefragt: Dechema-Forschungsinstitut: interdisziplinär und zukunftsorientiert

15.05.2012 -

Im Zuge der Neustrukturierung der Dechema wurde das Karl-Winnacker-Institut an die Stiftung Dechema-Forschungsinstitut übergeben. Dies soll eine größere Unabhängigkeit des Instituts gewährleisten und gleichzeitig auch zu dessen finanzieller Grundsicherung beitragen.

Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Michael Schütze und PD Dr. Jens Schrader wird sich das Forschungsinstitut zukünftig auf der Grundlage der Expertise in der Chemischen Technik, der Elektrochemie, den Werkstoffwissenschaften und der Biotechnologie ganz auf die Zukunftsfelder nachhaltige Produktionsprozesse, Energiespeichersysteme, Mobilität, Rohstoffsicherung sowie Ernährung und Gesundheit konzentrieren.

CHEManager sprach darüber mit Prof. Schütze.

CHEManager: Herr Professor Dr. Schütze, welche Vorteile hat das Forschungsinstitut durch die neue Konstellation?

Prof. Dr. Michael Schütze: Das Institut wird in seiner Sichtbarkeit deutlich gestärkt. Bisher ist das Institut eine Abteilung der Dechema gewesen und ist auch von außen zunächst einmal als eine Abteilung innerhalb der Dechema wahrgenommen worden. Das wird sich in Zukunft mit Sicherheit ändern. Auch wenn wir in der Vergangenheit mit unseren Forschungsergebnissen natürlich sehr vorzeigbare Erfolge gehabt haben, waren wir zum Teil etwas ernüchtert darüber, dass selbst Dechema-Mitglieder sich manchmal nicht bewusst waren, dass es innerhalb der Dechema ein Forschungsinstitut gibt. Auch von Firmen in anderen Branchen wird das Institut künftig wesentlich besser wahrgenommen werden.

Über die Stiftung haben wir auch die Möglichkeit, die Industrie in Form von Stiftern näher an uns heranzuholen, und mit Unternehmen, die an unseren Forschungsthemen interessiert sind, enger zusammenzuarbeiten. Auch das ist ein wesentlicher Vorteil unserer Eigenständigkeit. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir unser Forschungsfeld nun über das eigentliche Kernarbeitsgebiet der Dechema hinaus erweitern können.

Wie wird sich das bemerkbar machen?

Prof. Dr. Michael Schütze: Wir haben Kompetenzen in verschiedenen Bereichen, z.B. in der Korrosion, von denen natürlich nicht nur die chemische Industrie und die Apparateindustrie profitieren können. Das geht durchaus in andere Industriebereiche, die der Dechema bisher nicht so nahe gestanden haben, Branchen wie z.B. die Luftfahrt- oder Automobilindustrie. In der neuen Konstellation können wir unsere Kontakte mit anderen Sektoren weiter ausbauen.

Haben Sie jetzt auch mehr Freiheiten, neue Forschungsfelder aufzubauen?

Prof. Dr. Michael Schütze: Ja! Wir haben im Zuge der Neuorientierung über die bestehenden Arbeitsgruppen hinaus das Konzept der Forschungscluster am Institut eingeführt. Diese Forschungscluster nutzen die Expertise unserer fünf Arbeitsgruppen für die gezielte Bearbeitung von zeitnahen aktuellen Forschungsthemen. Diese vier Forschungscluster sind Energieumwandlung und Energiespeicherung, innovative Korrosionsschutzkonzepte, Wertstoffrückgewinnung und Biologisierung der Chemie.

Das sind die Themen, von denen wir das Gefühl haben, dass sie im Augenblick sehr gut in die politische und wissenschaftliche Landschaft passen, und wo wir über unsere Grundlagenexpertise in den fünf Feldern Elektrochemie, Werkstoffe, Chemische Technik, Biotechnologie und Korrosion sehr viel beitragen können. Das ist für uns natürlich wichtig, weil wir uns zum wesentlichen Teil aus Drittmitteln finanzieren und damit natürlich aktuelle Forschungsthemen bearbeiten müssen, um auch eine entsprechende Finanzierung unserer Forschungsarbeiten zu erhalten.

Sie sind also offen für neue industrielle Stifter?

Prof. Dr. Michael Schütze: Absolut. Wir möchten die derzeit mit 13 Stiftern existierende Stiftung noch erweitern. Unser Ziel ist es insbesondere, mehr Stifter aus Industrien zu finden, die sich mit unseren Forschungsthemen identifizieren, z.B. auch aus der Automobilindustrie oder der Energietechnik. Mit diesen Stiftern wollen wir auf breiter Basis eine enge Kooperation auf ihrem jeweiligen Fachgebiet pflegen.