HP implementiert bei Oxea eine neue Unternehmens-IT
06.03.2012 -
HP implementiert bei Oxea eine neue Unternehmens-IT. Das Chemieunternehmen Oxea hat mithilfe von Hewlett-Packard (HP) innerhalb von fünf Monaten eine komplette Unternehmens- IT für Standorte in aller Welt aufgebaut. Zentrale Vorgabe: Die interne IT sollte möglichst schlank gehalten werden. Die Lösung: IT-Teiloutsourcing in Verbindung mit verbrauchsabhängiger Abrechnung.
Zu März des vergangenen Jahres ist Oxea als rechtlich selbstständiges Unternehmen aus Unternehmensteilen von Celanese und European Oxo hervorgegangen. Zunächst nutzte das neu gegründete Unternehmen, das auf die Herstellung von Polyolen, Lösemitteln und Oxo-Derivaten spezialisiert ist, weiter die IT-Systeme von Celanese. Bis Ende 2007 sollte nach der rechtlichen aber auch die IT-technische Selbständigkeit erreicht werden. Dabei stand Oxea im Wesentlichen vor zwei Herausforderungen: Zum einen sollten die anstehenden IT-Projekte das laufende Geschäft nicht beeinträchtigen. Zum anderen musste sich die neue IT an den Maßstäben industrieller Produktion messen lassen: Dabei ist eine geringe Fertigungstiefe durch Zukauf von Commodity-Diensten ebenso Standard wie eine verbrauchsorientierte Abrechnung.
Als Hersteller von Basisstoffen trägt Oxea den Wettbewerb vorwiegend über den Preis aus und sichert die Margen über niedrige Kosten. Deshalb beschreitet das Unternehmen den Weg des IT-Outsourcings. „Wir wollen möglichst wenig Kapital in der IT binden“, meint IT-Chef Juan Soto: „Mit HP können wir den IT-Einsatz flexibel unserer Geschäftsentwicklung anpassen, da wir nach Bedarf technische Ressourcen aufstocken oder abbauen können.“ Ein durchaus branchenüblicher Ansatz, wie eine Studie des Verbands der chemischen Industrie belegt. Danach wird nur noch jeder fünfte IT-Dienst intern erbracht. Bei Oxea sind dies Services im Zusammenhang mit der IT-Strategie, Qualitätssicherung, Weiterentwicklung von SAP, Anwendungs- und Anwendermanagement. Aus der Aufgabenteilung und den Maßgaben des Eigentümers resultierten zwei Projektausschreibungen für den technologischen Abnabelungsprozess von Celanese bis Anfang 2008. Auf der einen Seite sollte am Hauptsitz Oberhausen eine neue Serverlandschaft mit Microsoft-Anwendungen und einer Anbindung der weltweiten Standorte aufgebaut werden, auf der anderen Seite strebte Oxea an, den kompletten SAP-Betrieb in die Hände eines Providers zu legen. In beiden Fällen mussten Daten und Anwendungen aus den Rechenzentren der Celanese in Deutschland und USA nach Deutschland migriert werden.
Auswahl eines bewährten Partners
Dass die Wahl bei beiden Ausschreibungen auf HP fiel, hat diverse Gründe: Neben dem günstigen Preisgefüge und entsprechender fachlicher Kompetenz war vor allem die weltweite Präsenz ein zentrales Entscheidungskriterium. Dies schränkte den Kreis möglicher Anbieter ein. Gerd Schellhase, der bei Oxea das weltweite Infrastrukturprojekt leitete, erklärt: „Der Implementierungspartner sollte auch den langfristigen Betrieb übernehmen. Dies konnte aus unserer Sicht nur ein großer Player.“ Als solcher betreut HP den Celanese- Konzern seit vielen Jahren und erwarb sich in dieser Zeit das Vertrauen der Amerikaner, die bei der Migration intensiv mit dem Dienstleister zusammenarbeiten mussten. Ein weiterer Pluspunkt: Für Sonderaufgaben konnten geeignete Spezialisten aus dem virtuellen Netzwerk „HP Powerhouse for SAP“ hinzugezogen werden. Auch beim SAP-Hosting- Projekt setzte sich HP gegen die Mitbewerber durch. SAP sollte an die Dortmunder „ERP Factory“ übergeben werden, die rund 600 SAP-Systeme betreibt – mit entsprechenden Skaleneffekten und der Möglichkeit einer nutzungsabhängigen Abrechnung.
Migration unter erschwerten Bedingungen
Nachdem HP die Zuschläge für das Infrastruktur- und SAPProjekt erhalten hatte, blieb nur knapp ein halbes Jahr für die Implementierung. Nach dem Aufbau der Infrastuktur am Hauptsitz in Oberhausen konnte die Übernahme der IT von Celanese beginnen. Ein Trust, also eine ständige Verbindung der Microsoft Active- Directories zwischen Oxea und Celanese, war nicht möglich. HP musste deshalb spezifische Programme entwickeln, die eine Migration über eine eingerichtete Firewall gewährleisteten. Eine schrittweise Migration der Microsoft-Daten und -Anwendungen war über diesen Kanal allerdings nur in Teilen machbar.
Zwischen den beiden Projekten gab es dabei zahlreiche Abhängigkeiten, die eine enge Zusammenarbeit der Infrastruktur- und SAP-Teams erforderten. Das betraf beispielsweise die Anbindung einer Reihe von Drittsystemen, die Schritt für Schritt nach Deutschland migriert wurden, an das neue SAP-System. Diese Anbindung war erst möglich, nachdem die Systeme aus dem Celanese-Netzwerk herausgelöst und in das Oxea- Netzwerk integriert waren. Damit ging einher, dass die Mitarbeiter nach der Migration in das neue Netzwerk weiterhin noch Zugriff auf das Celanese- Netzwerk benötigten – um mit allen Anwendungen in beiden Welten arbeiten zu können.
Je ein Wochenende war für die beiden „Big-Bangs“ reserviert, um die Arbeitsabläufe unter der Woche möglichst wenig zu beeinträchtigen. Zuerst wurden die Microsoft-Accounts der Anwender auf die Oberhausener Server übertragen. Um im zweiten Schritt SAP herauszulösen, wurde eine Systemkopie auf die Server der Dortmunder ERP Factory übertragen und dann Oxeafremde Daten gelöscht.
SAP-Hosting in der IT-Fabrik
Die ERP-Factory betreibt in ihrem Rechenzentrum seit über zehn Jahren SAP-Systeme nach dem Vorbild industrieller, schlanker Produktionsprozesse. Dem Dortmunder Provider kommen dabei die eigenen Wurzeln zugute, ist er doch aus den IT-Abteilungen von Thyssen, Krupp, Hoesch und Höchst entstanden. Mit der Serienfertigung standardisierter, automatisierter Dienste können Unternehmen aus einem gemeinsamen Pool Dienste auf Basis vereinbarter Services Level Agreements (SLAs) auswählen.
Oxea deckt aktuell den IT-Bedarf über ein monatliches Fixum für Leistung und Anwenderzahl ab, wird aber die Skalierungsoption nutzen, sobald zusätzliche Ressourcen erforderlich sind. „Für uns als neu gegründetes Unternehmen ist ein flexibles Bezugsmodell wichtig“, betont Juan Soto. „Wir minimieren damit das Investitionsrisiko und können die IT-Ressourcen und -Kosten kurzfristig der Geschäftsentwicklung anpassen.“ Derzeit ist die Kapazität auf rund 200 Parallelzugriffe und ein Datenvolumen von zirka 800 Gigabyte ausgelegt. Insgesamt haben 600 Mitarbeiter in Europa, den USA und Asien Zugang zum SAP-System. Fast das komplette Geschäft ist darin abgebildet – von Beschaffung über Produktion und Vertrieb bis zum Finanzwesen.
Auswertungs- und Steuerungsaufgaben übernimmt eine Business-Intelligence- Lösung, die auf SAP aufsetzt. Neben dem Basissystem R/3 hat HP mit SAP SRM (Supplier Relationship Management) ein IT-gestütztes Zulieferersystem implementiert, ebenso wie SAP XI (Exchange Infrastructure), das künftig den Standard für das Schnittstellenmanagement bildet. Es realisiert unter anderem die Anbindung an Lieferantenportale und -kataloge. In einem separaten Projekt übernahm HP zudem die komplette Gehaltsabrechnung im Business Process Outsourcing (BPO). Die kumulierten Kosten werden ebenfalls über eine automatisierte Schnittstelle an SAP übergeben.
Weltweite Schaltzentrale in Oberhausen
Parallel zur Dortmunder SAPInstanz nahm das hausinterne Rechenzentrum konkrete Formen an: Heute steuert dort eine HP-Infrastruktur mit rund 120 Servern die weltweite Kommunikation, hält eine Vielzahl von Spezialanwendungen und alle Web-Dienste vor. Den Kern bilden Anwendungen von Microsoft: der Exchange Server für den E-Mail-Verkehr und das Active Directory als Verzeichnisdienst für die zentrale Verwaltung von Benutzern und Computern. Der Office SharePoint Server führt Datenquellen so zusammen, dass Anwender darauf über ein zentrales Portal zugreifen können. In Planung ist zudem der Office Communication Server als globale Kommunikationsplattform, beispielsweise für Chats, Webkonferenzen oder Instant Messaging.
Ein neues zentrales Speichersystem sorgt dabei zusammen mit der Datensicherungs- Software DataProtector für hoch verfügbare Daten und eine hohe Performance beim Datenzugriff. Für die Anbindung der Standorte rund um den Globus baute HP zudem ein Weitverkehrsnetz auf. Die Wartung aller Komponenten und Netze liegt in den Händen von HP und erfolgt per Remote-Zugriff, die Mitarbeiter erhalten rund um die Uhr Unterstützung vom HP Helpdesk. „Unserer Strategie, Commodity-Dienste zuzukaufen, werden wir auch an dieser Stelle gerecht“, sagt Soto.
Lebendiges System mit Entwicklungspotential
Die Weiterentwicklung des SAP-Systems zählt dagegen zur Kernkompetenz von Oxea. Dafür hat das Unternehmen ein austariertes Organisationsmodell etabliert. Als Teil des IT-Teams decken drei sogenannte Business Systems Manager die Bereiche Finanzwesen, Logistik/ Einkauf/Vertrieb und Supply Chain/Manufacturing ab. Diese SAP-Experten verantworten die Umsetzung der Geschäftsprozesse in der IT. Weil sie ursprünglich aus den jeweiligen Fachbereichen kommen, sprechen sie dieselbe Sprache wie die so genannten „Key User“. Diese fungieren wiederum als Ansprechpartner der Anwender und kommunizieren SAP-Änderungen in das Unternehmen. Damit erübrigen sich Schulungen, die laut Soto „in einem lebendigen SAP-System wie dem unseren sowieso nicht praktikabel wären.“
Trotz der stetigen Harmonisierung von Geschäft und IT orientiert sich das SAP-System von Oxea nah am Branchenstandard. Man scheut Abhängigkeiten von IT-Partnern, die die Anpassungen vornehmen. Dass die Komplexität trotzdem groß ist und deshalb die Verantwortung für SAP auf mehreren Schultern ruht, liegt in den über zwanzig angebundenen Anwendungen begründet. Diese stammen noch aus Celanese-Zeiten und stellen meist Einzelfunktionen für die Produktion bereit. Künftig wird das interne IT-Team verstärkt in diesem Bereich aktiv sein, dort Prozesse optimieren und Altanwendungen bei Bedarf durch Standardsoftware ersetzen. „Als interner Service Provider der Fachabteilungen sehen wir ein wichtiges Betätigungsfeld in Re-Engineering-Projekten“, meint Schellhase. Generell ist das noch junge Unternehmen bestrebt, sich in naher Zukunft weiter zu konsolidieren und zu stabilisieren. Die technologische Basis dafür hat Oxea mit HP geschaffen: Erstens lässt sich der IT-Einsatz skalierbar der Geschäftsentwicklung anpassen, zweitens können neue Dienste kosteneffizient zugekauft werden und drittens hat das Chemieunternehmen jederzeit Zugriff auf das Know-how des Dienstleisters.
Chemiesektor führend beim IT-Outsourcing
IT-Verantwortliche in Chemieunternehmen haben kein leichtes Los: Sie müssen die Einhaltung zahlreicher Compliance-Vorgaben gewährleisten, über ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein und umfassende SAP-Kompetenz verfügen. Hinzu kommt die wachsende Internationalisierung ihrer Arbeitgeber. Laut Verband der chemischen Industrie (VCI) legte das Geschäft der Branche im Ausland 2007 um 8 % zu. Angesichts all dessen verwundert es nicht, dass externe IT-Unterstützung mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme ist. Dies belegt auch eine Befragung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus dem Jahr 2007 . Danach lagerte die deutsche Chemiebranche 81 % der ITDienstleistungen aus und führte damit 2006 beim Outsourcing – gemeinsam mit den Banken – das Feld an. Gleiches gilt für die IT-Beratung: Mit 55 % holten sich die chemischen Unternehmen so viele Spezialisten ins Haus wie keine andere Branche, bei Verkehrsdienstleistern waren es beispielsweise nur 24 %.
IKT-Report, Zentrum für Europäische Wirtschaft GmbH Dr. Irene Bertschek, September 2007.
Kontakt:
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