Evonik weiht in Marl neue Anlagen für C4-basierte Produkte ein
01.09.2015 -
Evonik Industries hat im Chemiepark Marl neue Produktionsanlagen für C4-basierte Produkte in Betrieb genommen. Die Marler Produktionserweiterung ist Teil eines europaweiten Kapazitätsausbaus für C4-basierte Produkte, in den Evonik insgesamt einen dreistelligen Millionen-EUR-Betrag investiert hat. Kernstück der neuen Anlagen am größten Standort des Unternehmens ist die mit rund 90 m höchste und weit sichtbare Kolonne des Spezialchemieunternehmens. Sie steht für eine neue Technologie, die weltweit erstmals spezielle Stoffströme aus Raffinerien für die C4-Chemie nutzbar macht. Geliefert werden diese von der benachbarten BP Raffinerie in Gelsenkirchen.
Vorstandsvorsitzender Klaus Engel sagte: „Mit den Erweiterungen unserer C4-Kapazitäten stärken wir unsere Marktposition nachhaltig. Die neue Technologie für die Rohstoffversorgung der Anlage in Marl und die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit BP zeigen zudem einmal mehr, wie innovationsstark und kooperationsfähig die Unternehmen im Ruhrgebiet sind. Deshalb muss es auch künftig eine starke industrielle Basis in der Region geben.“
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: „Die Landesregierung wertet diese Großinvestition von Evonik als eindeutiges Bekenntnis zum Chemiestandort Marl und zum Industriestandort Nordrhein-Westfalen insgesamt. Das freut uns, weil es die Chemieindustrie in NRW mit seinen rund 100.000 Beschäftigten stärkt. Und es macht deutlich, dass NRW mit seinen Produktionsbedingungen im internationalen Wettbewerb mithalten kann, wenn es sich weiter anstrengt.“
Neben dem Ausbau in Marl hat das Unternehmen auch in Antwerpen in die C4-Aktivitäten investiert. Die entsprechenden Anlagen waren dort bereits im zweiten Quartal 2015 angefahren worden. Insgesamt führen die neuen Produktionen zu einem Ausbau der Kapazitäten für den Weichmacher-Alkohol Isononanol in Marl, für Butadien in Antwerpen sowie für den Kraftstoffzusatz MTBE (Marl und Antwerpen). Johann-Caspar Gammelin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Evonik Performance Materials, sagte: „Wir unterstützen mit unserem Investment die Wachstumspläne unserer Kunden in Europa und weltweit. Laut Marktanalysen steigt der globale Bedarf für diese Produkte um bis zu 5% im Jahr.“
Mit der Marler Anlage hat Evonik auch technologisch einen Meilenstein gesetzt. Durch ein weltweit neues Verfahren sind nun FCC-C4 Stoffströme auch für die Herstellung eines breiteren Chemikalienportfolios nutzbar. Gammelin erläutert: „Mit der neuen Technologie verbreitern wir unsere Rohstoffbasis deutlich. Sie ermöglicht uns den Zugriff auf bisher für die chemische Weiterverarbeitung noch ungenutzte Rohstoffströme.“ Wesentliche Quelle für die Gewinnung petrochemischer Grundstoffe ist bislang der sogenannte Steam- bzw. Naphtacracker. Weltweit gibt es jedoch deutlich mehr FCC-Cracker als Steamcracker.
FCC steht für Fluid Catalytic Cracking. Mit Hilfe dieses Prozesses verwandeln Raffinerien schwere Rohölbestandteile in Kraftstoffkomponenten. Beim Fluid Catalytic Cracking fällt unter anderem ein C4-Stoffstrom an, der neben den für die chemische Weiterverarbeitung nutzbaren Bestandteilen (Olefinen) weitere Begleitstoffe enthält. Daher hat die chemische Industrie diesen FCC-C4-Stoffstrom bislang nicht genutzt.