US-Unternehmen schätzen den Standort Deutschland, sind aber zurückhaltend bei Investitionen
AmCham Germany-Umfrage zeigt: Deutschland muss dringend innovationsfreundlicher werden
Der Autobauer Ford ist umsatzstärkstes Unternehmen mit amerikanischem Kapital in Deutschland. Der größte US-Arbeitgeber ist McDonald‘s Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommen die Rankings der American Chamber of Commerce in Germany (kurz „AmCham Germany”) der TOP 50 umsatzstärksten US-Unternehmen und TOP 30 größten US-Arbeitgeber in Deutschland. Gemessen an den Umsätzen 2014 ist die Investitionsstimmung der US-Investoren in Deutschland gedämpft. Klarer Wachstumschampion ist neben der IT-Branche die Dienstleistungs- und Handelsbranche.
Ergänzt wird das Ranking durch eine Mitgliederbefragung zum Investitionsstandort Deutschland und dem Schwerpunkt Innovation. Die AmCham Germany-Umfrage zeigt: Generell sind die US-Unternehmen mit Deutschland zufrieden. Der Standort bekommt die Note 2,1 und verbessert sich damit leicht zum Vorjahr (2014: 2,2). Beim Thema Innovation fällt das Urteil der US-Unternehmen jedoch ernüchternd aus. In zehn Jahren blicken die US-Unternehmen mehrheitlich nach Asien.
„Die Wahrnehmung des Standorts Deutschland ist zwar gut. Aber die Zahlen zeigen, dass 2014 bei den Investitionen ein Jahr der Zurückhaltung war“, so Bernhard Mattes, Präsident von AmCham Germany und Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke. „Deutschland ist für US-Unternehmen weiterhin wichtig. Aber der Standort muss ambitioniert bleiben und trotz seiner wirtschaftlichen Stärke sensibel für Veränderungen sein. Wir brauchen Innovation und Fortschritt. Dafür muss die Politik die Rahmenbedingungen setzen, die Wirtschaft die Innovation treiben und die Gesellschaft den Veränderungen interessiert gegenüberstehen.“
Damit der Standort attraktiv bleibt, steht für 64% die Sicherung der Fachkräftebasis, für 50% der Ausbau der Digitalisierung und für 46% der Abschluss des TTIP-Abkommens an vorderster Linie. Von den in der Öffentlichkeit vieldiskutierten Freihandelsgesprächen erwarten sich acht von zehn Befragten einen positiven Schub auf die transatlantische Forschungskooperation.
USA bei Innovation an der Spitze / Deutschland braucht gründerfreundlicheres Umfeld
Aktuell sind die USA der unangefochtene Innovationstreiber (62%). Ein Viertel der US-Unternehmen schreibt Deutschland eine führende Rolle hinzu. In zehn Jahren allerdings wird China gleichauf mit den USA sein. Lediglich 12% schätzen Deutschland dann noch als führende Innovationsnation ein. Um dieses Szenario abzuwenden, braucht es unter anderem am Standort Deutschland eine aufgeschlossene Haltung der Gesellschaft für IT-Themen (62%), ein gründerfreundliches Umfeld für Jungunternehmer (52%) und den Ausbau der digitalen Infrastruktur (48%). Im Unternehmen selbst sei es wichtig, Mitarbeiter für neue Ideen zu sensibilisieren (64%), Kooperationen mit Universitäten und Hochschulen einzugehen (52%) und schnellere Reaktionsgeschwindigkeit in der Produktentwicklung zu schaffen (50%).
Top 50 Umsätze im Jahr 2014: Ford, ExxonMobil und Adam Opel
Der Autobauer Ford hat 2014 seine Umsätze gesteigert und 17,47 Mrd. EUR Umsatz in Deutschland erzielt. Platz 2 belegt der Autobauer Adam Opel mit einem Umsatz von 13,49 Mrd. EUR. Damit rutscht ExxonMobil Central Europe Holding („Esso“) auf Platz 3 mit einem Umsatz von 12,1 Mrd. EUR in Deutschland (inklusive Mineralölsteuer). Auf Platz 4 steigt Amazon auf mit einem Umsatz von 9,34 Mrd. EUR.
Die TOP 50 US-Unternehmen sind vor allem in der Automobil-Branche, der IT-Branche und in der Rohstoff- und Energie-Branche aktiv. Besonders stark wachsen neben dem IT-Sektor die Dienstleistungs- und Handelsbranche (+7,2%) getrieben von den digitalen Akteuren wie Amazon und eBay. Die TOP 50 US-Unternehmen stehen für einen Gesamtumsatz in 2014 von etwa 170 Mrd. EUR in Deutschland. Insgesamt ist das Umsatzwachstum mit einer Steigerung von +1% gegenüber 2013 gedämpft
Größte Arbeitgeber 2014: McDonald‘s, Ford, Adam Opel
Der größte Arbeitgeber unter den US-Firmen in Deutschland ist McDonald’s Deutschland mit 60.000 Mitarbeitern (Schätzung, inklusive Franchise) vor der Ford-Werke (23.441) und Adam Opel (22.298). Auf Platz 4 findet sich Manpower mit 20.000 Mitarbeitern, gefolgt von United Parcel Service Deutschland (18.000). Insgesamt sichern die TOP 30 US-Arbeitgeber mehr als 340.000 Arbeitsplätze in Deutschland.
„Der Standort Deutschland ist beliebt, aber nicht belebt. Trotz eines offensichtlichen Sympathiebonus ist Deutschland derzeit ein weniger attraktives Investitionsziel für ausländische Unternehmen“, sagt Frank Riemensperger, Vize-Präsident von AmCham Germany und Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture Deutschland. „Dass sich US-Unternehmen mit Investitionen in Deutschland zurückhalten, ist ein Weckruf für unseren Wirtschaftsstandort. Heute profitieren wir noch von der Euro-Schwäche und starker Exportnachfrage aus China. Allerdings kann Deutschland nicht auf Dauer auf diese Faktoren bauen. Die Branchenanalyse der Top 50 US-Firmen hierzulande zeigt, dass vor allem digitale Vorreiter mit unverminderter Wachstums-geschwindigkeit nach vorne eilen. Insbesondere in den Leitindustrien wird die Digitalisierung Märkte weltweit stark verändern. Deshalb wird es für Unternehmen beidseits des Atlantiks in Zukunft darum gehen, neue Wachstumsfelder mit technologiegetriebenen Innovationen zu erschließen“, so Riemensperger.