Chancen für mittelständische Anbieter
Nachgefragt bei Stefan Messer, Messer Group
Der deutsche Industriegasehersteller Messer peilt nach der Rückkehr auf den Heimatmarkt vor zwei Jahren bis 2015 die Umsatzmilliarde an. Mit den neuen Erlösen aus dem Inlandsgeschäft und dem Wachstum in Asien wolle das Unternehmen laut Eigentümer und CEO Stefan Messer diese Marke erreichen. Das Familienunternehmen behauptet sich als mittelgroßer Anbieter mit einem einen konsolidierten Umsatz von knapp 800 Mio. € im Jahr 2009 in diesem oligopolistischen Segment der Chemiebranche. Kürzlich legte Messer den Grundstein für eine neue Konzernzentrale in Bad Soden, in der die Unternehmen der Messer Gruppe wieder unter einem Dach vereint werden. Dr. Michael Reubold befragte Stefan Messer zur Positionierung des Unternehmens im Markt und zu seiner Wachstumsstrategie.
CHEManager: Weltweit beherrschen Linde, Air Liquide sowie Air Products und Praxair das Geschäft mit Gasen für Industrie, Forschung und Medizin. Eine weitere Konzentration ist kaum mehr möglich. Könnte sich die Entwicklung wieder zugunsten kleiner und mittelgroßer Anbieter umkehren?
S. Messer: Die großen Gaseanbieter standardisieren und fokussieren ihr Produkt auf große Mengeneinheiten, dadurch werden sie unflexibel und ihnen entgehen neue Produkt- und Verfahrensentwicklungschancen. Die großen Gaseanbieter setzten ebenfalls viel mehr auf die Megatrends und schichten ihr Produkt- und Segmentportfolio schneller um. Da ergeben sich viele Chancen für mittelständische Anbieter wie Messer, um sowohl bei der Produkt- als auch der Verfahrensentwicklung gemeinsam mit dem Kunden innovative Lösungen zu entwickeln. Als mittelständisch familiär geführtes Unternehmen denken wir langfristig und entwickeln unsere Mitarbeiter entsprechen zu Know-how Trägern in den unterschiedlichsten Segmenten. Diese langfristige Ausrichtung gibt uns in vielen Bereichen den erforderlichen Wettbewerbsvorteil.
Viele kleinere Anbieter sind bereits auf dem deutschen Industrie- und Medizingase Markt aktiv. Diese Entwicklung entsteht fast in alles oligopolistischen Strukturmärkten ebenso im Gasemarkt.
Welche Marktanteile können sich kleinere Anbieter wie Messer in Zukunft erarbeiten?
S. Messer: Das Industriegasegeschäft ist sehr kapitalintensiv. Das ist die größte Hürde für die kleinen Anbieter, um sich in diesem Markt schnell zu entwickeln und Marktanteile zu gewinnen. Ein wenig anders sieht es mit Messer aus. Wir haben die erforderlichen finanziellen Ressourcen und das Know-how, um uns bei den ganz großen Deals fokussiert in Deutschland zu positionieren. So haben wir erfolgreich Verträge mit den Deutschen Edelstahlwerken in Siegen und Salzgitter Flachstahl gezeichnet. Für die nur in Deutschland agierenden kleinen Anbieter, die keine freien Finanzmittel aus anderen Ländern abziehen können, ist es schwer, in diesem Geschäft Marktanteile zu gewinnen.
Wir als Messer wollen mittelfristig mit den jetzt bereits investierten 130 Mio. € einen Marktanteil von 2-3% erreichen. Auf längere Sicht liegt das Ziel bei einer Verdoppelung.
Sehen Sie das Erfolgsrezept für Wachstum eher in Nischen- und Spezialanwendungen, in einer Fokussierung auf lokale Märkte oder in der Bearbeitung neuer regionaler Wachstumsmärkte?
S. Messer: Das Erfolgskonzept liegt darin, dass wir die neuesten Produktionsanlagen und die modernste IT-Infrastruktur durch ein eigenes Rechenzentrum haben, dass wir die Spezialisten und Experten in vielen Bereichen bei uns halten können, über eine erfahrene Vertriebsstruktur, bestehend aus einer Vielzahl von ehemaligen Messer Griesheim-Mitarbeitern verfügen und eine starke Marke „Messer" besitzen.
Welche Bedeutung wird der Heimatmarkt, auf dem Messer seit 2 Jahren wieder agieren darf, für das Unternehmenswachstum erlangen?
S. Messer: Der Heimatmarkt soll mittelfristig zu der größten europäischen Messergesellschaft entwickelt werden. Wir sind zurzeit sehr aktiv auf dem deutschen Markt und investieren sehr viel. Somit trägt Deutschland nach China überproportional zu dem Wachstum bei. Mittelfristig erwarten wir ein stärkeres Wachstum aus China und den osteuropäischen Ländern.
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