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Eine Stimme für Europas Chemie

Wissenschaftler aus ganz Europa treffen sich zum 3. EuCheMS-Kongress in Nürnberg

18.02.2010 -

Bereits zum dritten Mal seit dem Jahr 2006 lädt die European Association for Chemical and Molecular Sciences (EuCheMS) zum EuCheMS Chemistry Congress. Über 3000 Wissenschaftler aus ganz Europa erwartet der Veranstalter vom 29. August bis 2. September 2010 in Nürnberg. Dr. Andrea Gruß befragte die Vorsitzenden des wissenschaftlichen Komitees, Prof. François Diederich, ETH Zürich, und Prof. Andreas Hirsch, Universität Erlangen-Nürnberg, zu den Vorbereitungen und Zielen des Kongresses.

CHEManager: Wer ist die European Association for Chemical and Molecular Sciences?

Prof. A. Hirsch: Die EuCheMS ein Zusammenschluss von wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie Industrie- und Berufsverbänden aus dem Bereich der Chemie. Der Dachorganisation gehören europaweit rund 50 Verbände und Organisationen aus 35 Ländern an. In Deutschland sind dies die Deutsche Bunsengesellschaft, die Dechema und die Deutsche Vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin und die Gesellschaft Deutscher Chemiker. Insgesamt zählt die EuCheMS mehr als 150.000 Mitglieder und erreicht damit nahezu soviel Chemiker wie die American Chemical Society mit über 160.000 Mitgliedern.

Welche Ziele verfolgt die EuCheMS?

Prof. F. Diederich: Zu den wichtigsten Aktivitäten der Vereinigung zählen der EuCheMS-Kongress, der im Turnus von zwei Jahren veranstaltet wird - das erste Mal im Jahr 2006 in Budapest, danach 2008 in Turin und in diesem Sommer in Nürnberg. Gastgeber des diesjährigen Kongresses ist die Gesellschaft Deutscher Chemiker.

Warum fiel die Wahl auf Nürnberg?

Prof. A. Hirsch: Wir haben in Nürnberg ein großes Kongresszentrum und eine gute Infrastruktur zu einem sehr guten Preis/Leistungs-Verhältnis zu bieten. Hinzu kommt ein abwechslungsreiches kulturelles Angebot.

Prof. F. Diederich: Ja, das mittelalterliche Nürnberg mit seinem Schloss ist sehr attraktiv! Aber für mich ist vor allem wichtig, dass Nürnberg an der Schnittstelle zu den neuen osteuropäischen EU-Ländern liegt. Chemiker aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Slowenien oder Ungarn können einfach und kostengünstig mit dem Auto nach Nürnberg anreisen. Wir hoffen auf zahlreiche Besucher aus Osteuropa und haben unser Programm inhaltlich entsprechend auf diese Zielgruppe zugeschnitten.

Wie wollen Sie gezielt Chemiker aus Osteuropa ansprechen?

Prof. F. Diederich: Chemiker in osteuropäischen Ländern beschäftigen sich z.B. sehr intensiv mit Wirkstoffentwicklung und Heterocyclen-Chemie; auch die theoretische Chemie ist in diesen Regionen prominent vertreten. Diese Themen haben wir daher verstärkt in unser Programm aufgenommen.

Prof. A. Hirsch: Das Jungchemikerforum der GDCh vergibt zudem 10 Teilstipendien über 250 €, um jungen Wissenschaftlern aus Osteuropa die Teilnahme am Kongress zu erleichtern. Interessenten können sich noch bis zum Juli dafür bewerben. Für Studierende und Doktoranden aus Deutschland vergeben die GDCh und die Karl-Ziegler-Stiftung Reisestipendien über jeweils 400 €. Anträge hierfür können noch bis Anfang Mai gestellt werden.

Das Motto des dritten EuCheMS-Konresses lautet „Chemistry - the Creative Force". Welche Botschaft wollen Sie damit vermitteln?

Prof. F. Diederich: Wir wollen ausdrücken, dass die Chemie eine zentrale Wissenschaft sowohl für die Innovationen in der Vergangenheit war als auch für die der Zukunft sein wird. Ob es um grundlegende Fragen unserer Ernährung und Gesundheit, zum Umweltschutz oder der Energie- und Rohstoffversorgung geht, die Chemie spielt eine zentrale Rolle. Sie leistet einen kreativen und schöpferischen Beitrag, um die künftigen Fragestellungen unserer Gesellschaft zu beantworten.

Was erwartet die Besucher des EuCheMS-Kongresses?

Prof. A. Hirsch: Es gibt sieben parallele, große Symposien zu den Themen innovative Materialien, Rohstoffe und Umwelt, supramolekulare Systeme, Katalyse, molekulare Life Sciences, Analyse, Manipulation und Simulation sowie Advances in organischer und anorganischer Chemie. Jedes davon gliedert sich nochmals in drei oder vier Untersymposien auf, die sich auf bestimmte Aspekte des übergeordneten Themas fokussieren. Insgesamt wird es sieben Plenarvorträge mit international renommierter Referenten geben und 135 geladene sowie etwa 300 eingereichte Vorträge. Die Anmeldung von Postern und Vorträgen ist noch bis zum 5. Mai 2010 möglich.

Prof. F. Diederich: Wir haben wir uns bemüht, das Programm sowohl vertikal als auch horizontal zu optimieren. Die Vertikale sind die sieben Obersymposien. Dort möchten wir Experten zu diesen Themen aus Industrie und Hochschule erreichen. Gleichzeitig gibt es bei internationalen Fachkongressen natürlich auch das Bedürfnis spezialisierter Wissenschaftler zu berücksichtigen. So sollte beispielsweise ein Organiker eine kritische Masse an Programmpunkten finden, die für ihn einen Kongressbesuch über vier Tage hinweg attraktiv machen.

Inwieweit konkurrieren Sie hier mit anderen Kongressangeboten?

Prof. F. Diederich: Uns ist es wichtig, mit dem EuCheMS-Kongress eine zentrale europäische Veranstaltung zu schaffen und nicht einfach ein weiteres Symposium in die Welt zu setzen. Wir wollen mit diesem dritten Kongress die Reihe endgültig für Europa auf höchstem Niveau etablieren. Der EuCheMS-Kongress soll eine Stimme für Europas Chemie schaffen, die international Gehör findet. Jeder soll fühlen, dass hier Chemie auf hohem Niveau abgehandelt wird und dass es sich lohnt hinzugehen.
Die Philosophie hinter der Kongressentwicklung kann man mit der Konzentration der europäischen Journale vergleichen, die wir in den 1990er Jahren beobachtet haben. Damals wurden viele Publikationen eingestellt bzw. sind in europaweiten Journalen, wie Chemistry - a European Journal oder ChemBioChem bzw. ChemPhysChem aufgegangen. Das hatte einen fantastischen Effekt. Während die am häufigsten zitierte Zeitschrift Mitte der 1990er die Chemischen Berichte mit einem Impact Factor von 1,75 war, erzielt Chemistry heute einen Impact Factor um 5,5. Die Konzentration der Journale hat die europäische Chemie international sichtbarer gestaltet. Diesen Trend wollen wir nun durch die Bündelung der wissenschaftlichen Kongresse verstärken und einen internationalen Treffpunkt für Europas Chemie schaffen.

Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Prof. F. Diederich: Der Erfolg des Kongresses stützt sich auf mehrere Säulen. Zum einen, das bereits vorgestellte, attraktive Vortragsprogramm, zu dem auch Plenarvortragende aus den USA zählen. Des Weiteren werden viele chemische Gesellschaften ihre Mitgliedsversammlungen oder Vorstandssitzungen im Rahmen des Kongresses abhalten. So werden zusätzliche Anreize für einen Besuch geschaffen.

Prof. A. Hirsch: Hinzu kommt, dass wir mit einem Kongress dieser Größe, bei dem die gesamte Chemikergemeinde vereint ist, eine attraktive Plattform für die Vergabe wichtiger Preise schaffen. Die GDCh hat beispielsweise schon 2006 auf EuCheMS-Kongress ihren höchsten Preis für nicht in Deutschland tätige Wissenschaftler, die August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze, im Eröffnungssymposium verliehen. In Nürnberg hat sich die Zahl der Preisverleihungen nochmals erhöht, so wird u.a. auch der Heinrich-Emanuel-Merck-Preis dort verliehen werden.
Ein weiterer Anziehungspunkt, auch für Chemiker aus der Industrie, ist sicherlich die Kongressausstellung, deren Fläche stetig wächst. Unternehmen, Verlage und Institute haben hier die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum an etablierten Wissenschaftler und Nachwuchswissenschaftler zu präsentieren. All dies macht den EuCheMS Chemistry Congress zum internationalen Treffpunkt für Europas Chemie.

www.euchems-congress2010.org

Blog zum Kongress: euchems2010.wordpress.com

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