Logistik & Supply Chain

Vorschlag des Umwelt-Ausschusses benachteiligt nachhaltige Verpackungen aus natürlichen Materialien

14.11.2023 - Meinung der European Pallet Association EPAL und der europäischen Holzindustrie zum Vorschlag des Umwelt-Ausschusses des EU-Parlaments zur Definition von Recycling in der Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR).

Die European Pallet Association EPAL und die europäische Holzindustrie haben große Bedenken hinsichtlich der Definition von hochwertigem Recycling im ENVI-Bericht zur Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) vom 18. Oktober 2023, welcher die Grundlage für die Entscheidung des Europäischen Parlaments bilden wird, die für den 20.11.2023 geplant ist.

Bernd Dörre, CEO der EPAL erläutert: „EPAL unterstützt in jeder Hinsicht die Nachhaltigkeitsziele, welche mit dem Entwurf der PPWR von der Europäischen Kommission verfolgt werden. EPAL-Paletten werden aus Holz hergestellt, einem natürlichen und nachwachsenden Rohstoff, der alle Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung erfüllt, einschließlich Zero-Waste-Recycling. Mit mehr als 650 Millionen EPAL-Europaletten im offenen EPAL-Palettenpool ist dieser ein Musterbeispiel für die Wiederverwendung von Verpackungen in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Damit erfüllt EPAL bereits heute die meisten Anforderungen der PPWR. Der Vorschlag des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments, kurz ENVI, benachteiligt jedoch Holzverpackungen und Transportverpackungen, zu denen auch EPAL-Paletten zählen.“

EPAL kritisiert Definition von „hochwertigem Recycling“

Gemäß dem ENVI-Report gilt ein Verpackungsmaterial nur dann als „hochwertig recycelt“, wenn das recycelte Material auf die gleiche oder ähnliche Weise verwendet werden kann. Diese Definition schränkt den Einsatz von recyceltem Verpackungsmaterial auf die Herstellung neuer Verpackungen ein. Dagegen können Holzspäne, die bei dem Recycling von Holzverpackungen wie Paletten gewonnen werden, nur teilweise für neues Verpackungsmaterial wie die Formspanklötze von Paletten verwendet werden. Der überwiegende Teil der Holzspäne wird dagegen für die Herstellung von Spanplatten verwendet, welche in der Bau- und Möbelindustrie zum Einsatz kommen.

Dieses „Upcycling“ durch die Umwandlung von Holzrecylingmaterial in langlebige Anwendungen und Produkte umgewandelt werden, steht im Einklang mit dem Kaskadenprinzip der Holznutzung gemäß dem European Green Deal und der EU-Forststrategie 2030. Umso weniger ist es verständlich, dass mit dem Vorschlag des ENVI-Komitees dieses grundlegende Prinzip der Nachhaltigkeit eingeschränkt wird.

Die Förderung des stofflichen Recyclings von Verpackungen ist richtig und EPAL unterstützt dies voll und ganz. Wichtig ist, dass bereits bei der Verpackungsgestaltung berücksichtigt wird, dass in der Industrie ein konkreter Bedarf an dem recycelten Material besteht (Design for Recycling). Nur wenn ein Bedarf an recyceltem Material besteht, wird dieses nachgefragt und als Sekundärrohstoff genutzt. Diese Nachfrage darf daher nicht eingeschränkt werden, wie dies bei der Beschränkung auf Closed-loop-Recycling der Fall ist.

„Kreislauf-Systeme und Kreislauf-Recyclingsysteme sind nur dann erfolgreich und nachhaltig, wenn die Produkte oder Sekundärrohstoffe auch in anderen Industrien oder für andere Produkte genutzt werden können. Der offene EPAL Europalettenpool ist hierfür das beste Beispiel. Die hohe Qualität und die standardisierten Maße von EPAL-Paletten erlauben den Einsatz in den Logistiksystemen aller Unternehmen und Branchen aus Industrie, Handel und Logistik. Diese universale Möglichkeit des Einsatzes von EPAL Europaletten ist die Grundlage für die international große Nachfrage und damit für den seit vielen Jahren etablierten Tausch von EPAL Europaletten", so Dörre.

Fehlende Berücksichtigung spezifischer Verpackungseigenschaften im PPWR

Die Definition von hochwertigem Recycling im Report des ENVI-Ausschusses berücksichtigt nicht die spezifischen Eigenschaften von Holz zum Schutz der Umwelt und für die Nachhaltigkeit der Verpackungslogistik. Der Grund dafür ist der „One-Size-Fits-All“-Ansatz des PPWR, der nicht den Zweck und das Material der Verpackung berücksichtigt. Bei der Bestimmung der Qualität des Recyclings wird auch nicht berücksichtigt, ob die Verpackung zuvor Teil eines Wiederverwendungssystems gewesen ist.

Wiederverwendung ist besser als nur Recycling

Folgt man der Definition von hochwertigem Recycling in dem ENVI-Report, ist es besser, Kunststoffverpackungen nach jedem Gebrauch zu recyceln, als Holzverpackungen jahrelang wiederzuverwenden, bevor andere Produkte aus dem recycelten Holzmaterial hergestellt werden. Dieses offensichtlich falsche Ergebnis lässt sich leicht vermeiden, wenn in der Definition von hochwertigem Recycling ein offener Materialkreislauf geregelt und auch die Wiederverwendbarkeit der Verpackung berücksichtigt wird.

„Gemeinsam mit vielen Verbänden der europäischen Holz-, Möbel- und Papierindustrie fordern wir das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und den Europäischen Rat auf, für das Recycling von Verpackungen einen offenen Material-Kreislauf – open material loop – statt eines geschlossenen Produkt-Kreislaufs – closed product loop – zu regeln. Nur ein solcher flexibler Ansatz bei der Verwendung von Recyclingmaterial als Sekundärrohstoff gewährleistet den Einsatz von natürlichen und nachhaltigen Verpackungen und die Reduzierung von Plastikverpackungen und Plastikabfall“, so Dörre abschließend.

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