Umweltdienstleister Veolia investiert hat als neuer Betreiber von zwei Industrieparks in innovative Lösungen
Standortmanager will die Effizienz in Betrieb und Versorgung steigern.
Auch in Industrieparks, wo energieintensive Betriebe oder Unternehmen der chemischen Industrie in nächster Nachbarschaft produzieren, ist Nachhaltigkeit hoch im Kurs. Der Umweltdienstleister Veolia Deutschland hat als neuer Betreiber von zwei Industrieparks in Nordrhein-Westfalen in innovative Lösungen investiert, um die Effizienz in Betrieb und Versorgung zu steigern und den ansässigen Firmen hochwertigen und modernen Service anzubieten.
Seit Mitte 2016 betreibt Veolia die Medienversorgung in zwei Industrieparks in NRW: im 100 ha großen Bizzpark Oberbruch in Heinsberg und im 12 ha großen Industriepark Düren-Niederau. In Oberbruch ist das Unternehmen zudem Industrieparkeigentümer, der Standort- und Infrastrukturdienstleistungen bereitstellt. Dort sind rund 20 Betriebe mit ca. 1.000 Mitarbeitern aus verschiedenen Industriebereichen ansässig, darunter Verarbeiter von Lebensmitteln sowie Hersteller von Karbonfasern und Brennstoffzellen. In Düren sind es Unternehmen der chemischen Produktion: Die vier ansässigen Kunden beschäftigen insgesamt ca. 300 Mitarbeiter.
Die Versorgung läuft über hochmoderne Dampfkesselanlagen, Erzeugungsanlagen in Kraft-Wärme-Kopplung und Wasseraufbereitungsanlagen. Außerdem kümmert sich der Deinstleister in einer eigenen biologischen Kläranlage um die Abwasserentsorgung und liefert technische Dienstleistungen wie etwa Wartung und Instandhaltungen sowie standortbezogene Logistik.
Mehr KWK und Strom für den Eigenverbrauch
Kurz nach der Übernahme wurde damit begonnen, die Standorte weiterzuentwickeln und die Anlagen im Hinblick auf Effizienz und Nachhaltigkeit zu modernisieren. Vor allem im IP Düren-Niederau gab es größeres Optimierungspotenzial, das sich zu heben lohnte, denn dort sind chemische Betriebe mit hohem Energiebedarf ansässig. So war das Ziel, verstärkt Dampf durch Kraft-Wärmekopplung und Strom für den Eigenverbrauch der Industriekunden zu produzieren.
Um Platz für Innovationen zu schaffen, musste zunächst ein 2015 stillgelegter Dampfkessel im aktiven Kraftwerksgebäude weichen. Die alten Anlagenteile wurden zurückgebaut und schließlich konnte im Januar 2017 die 250 m² große, frei gewordenen Fläche als Standort für neue, innovative Anlagen genutzt werden.
Als erstes Projekt startete Veolia dort die Erweiterung der KWK Dampfkesselanlage, bestehend aus drei Großwasserraumkesseln (Feuerungswärmeleistung 43 MW), einer nachgeschalteten Gegendruckturbine und zwei Mikro-Gasturbinen mit jeweils 560 kWth /100 kWel. Diese zeichnen sich durch einen hohen Gesamtwirkungsgrad aus und sind somit sehr energieeffizient. Ihre Abgaswärme - ca. 500 °C - wird einem Abhitzekessel in Kombifahrweise zur Dampferzeugung zugeführt. Dabei wird der in der Kesselanlage bereits angelegte, separate Abhitzezug genutzt. Der erzeugte Strom verbessert das Strom-Eigenerzeugungskonzept am Standort weiter.
Das zweite Projekt war der Ersatz von einem älteren Druckluftverdichter durch zwei Druckluft-Wärme-Kraftwerke (DWKW), denn ein 1:1 Ersatz dieser Grundlastverdichter hätte keine signifikanten Umweltverbesserungen gebracht. Die von Veolia betriebene Erzeugungsanlage besteht aus mehreren Grundlastverdichtern und zwei frequenzgesteuerten Verdichtern zur Abdeckung der Spitzenlasten. Die aus den DWKWs zur Verfügung stehende Abwärme von 2 x 135 kW aus dem Verdichteröl, dem Motorkühlwasser und dem Abgas wird über Wärmetauscher an das Speisewassers des KWK-Dampfkraftwerks am Standort übertragen und führt dort zu einer entsprechenden Reduzierung des Gaseinsatzes. Dadurch minimieren diese hocheffizienten Aggregate die Abwärmeverluste, während ihre Leistung über die Drehzahl des Motors in einem Lastbereich von 60 bis 100% stufenlos regelbar ist. Außerdem entlasten sie das vorhandene Notstromaggregat signifikant, da bei einem Stromausfall die benötigte Druckluft auch mittels Erdgas erzeugt werden kann. Beide neuen Anlagen wurden bereits im Dezember 2017 in Betrieb genommen.
Feinsteuerung der Ressourceneffizienz
Nachdem die technische Basis geschaffen wurde, konzentrierte sich die Firma auf die Verbesserung des Energie- und Ressourcenmanagements. Dafür implementierte man die Energieeffizienzsoftware EnEffCo, einem in der Industrie bewährten Controlling-Tool der Tochtergesellschaft Ökotec. Das System überwacht mehr als 500 Messpunkte, die nicht nur Strom, Gas oder Dampf, sondern auch die Wasserförderung und die Abwassermenge einbeziehen. EnEffCo ordnet die Messdaten den einzelnen Maschinen und Anlagen zu und erstellt ein umfassendes Reporting über vorher definierte Kennzahlen durch wenige Mausklicks. Als besonders hilfreich stellte sich heraus, dass diverse Einflussfaktoren genauer beurteilt werden und sich hieraus direkt Optimierungspotentiale ergeben können. Als nächster Schritt ist vorgesehen, die Daten aus dem Prozessleitsystem der Kläranlage zu importieren. Dann sollen Abbaugrade in Bezug auf CSB, TNb, PO4-P ermittelt und unter Berücksichtigung von Belüftungsdauer und -intensität, Einsatz von Chemikalien und Strom optimiert werden, um die Kläranlage noch effizienter und nachhaltiger zu betreiben.
Ökologischen Fußabdruck weiter verkleinern
Alle Kompetenzen der Unternehmens-Gruppe aus den drei Geschäftsbereichen Wasser, Entsorgung und Energie sind im Betrieb der Industrieparks ideal vereint und gefragt. „Die bereits angesiedelten Unternehmen benötigen für ihre Energie-, Dampf- und Wasserversorgung natürlich unsere Kernleistungen“, erläutert Stefan Langer, der für den Energie- und Wasserbetrieb zuständige Geschäftsführer, und ergänzt: „So können wir mit unserem Know-how Synergien heben, etwa mit der Nutzbarmachung von Prozessabwärme für den Wärmeverbund am Standort.“ Obwohl beide Industrieparks schon jetzt effizient arbeiten, sieht Langer einige Möglichkeiten für die Zukunft, den Ressourcenverbrauch weiter zu senken und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern: „Wir werden alle Möglichkeiten ausnützen, die Industrieparks im Sinne unserer Kunden effizient zu betreiben und dafür auch regelmäßig in Innovationen investieren.“ (op)