Anlagenbau & Prozesstechnik

State of the Art H2O2 Raum Desinfektion

30.10.2015 -

Die Desinfektion von Räumen mittels Begasungstechnik ist beinahe so alt wie der Staubsauger, der von Melville Bissell 1876 erfunden wurde. Dennoch hat sich seit der seinerzeitigen Erfindung der Formalin­begasung von Hans Aronson im Jahre 1897 in der Raumdesinfektion viel in der Entwicklung getan.

„Eine Raumdesinfektion mittels Begasung beinhaltet die umfassende und  gleichzeitige Desinfektion aller in einem umschlossenen Raum befindlicher Oberflächen durch Verdampfen oder  Vernebeln eines Desinfektionsmittels“, so das renommierte Robert Koch Institut.

Stand der Technik im 21. Jahrhundert
Das Robert Koch Institut führt 2013 in seiner RKI-Liste der geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren die H2O2 Dekontamination im Kapitel 3.3.2 an. Die Amerikanischen  Centers for Disease Control and Prevention CDC  führen in ihrer „Guideline for Disinfection and Sterilization in Healthcare Facilities“ die H2O2Technologie als hoch effektiv zur Bekämpfung von MRSA, Serratia marcescens, Clostridium botulinum Sporen und Clostridium difficile an.
Aufgrund der Komplexität der Technologie war bisher die H2O2 Dekontamination nur Spezialistenteams vorbehalten. Einschränkungen dabei waren bislang vor allem die konkreten Bedingungen vor Ort, die Art des Verfahrens sowie der spezielle Apparat (Generator) und geeignete Verfahren (Arbeitsanweisungen) sowie eine erforderliche Zyklusentwicklung.
„Wir wollen diese Technologie nun voll in die Hände unserer Kunden geben“, so der Gründer und Firmeninhaber Josef Ortner der Ortner Reinraumtechnik GmbH. Das war der Start einer intensiven Entwicklungsphase im Unternehmen, der zu einem völlig neuartigen und intelligenten System führte, der ISU 2.0 – Interactive Superinduce Unit zusammen mit einer intelligenten Düse.

Interactive Superinduce Unit ISU 2.0
Die ISU wurde speziell für alle Anwendungen entwickelt, in denen herkömmliche H2O2 Generatoren aus leistungs- oder prozesstechnischer Sicht nicht mehr einsetzbar sind. Komplexe H2O2 Begasungsprozesse können mit ihr vollautomatisch gesteuert durchlaufen werden. Anlagen, Maschinen, Geräte und Räume unterschiedlichster Größenordnung und mit unterschiedlichen Volumina können somit über ein System prozesssicher dekontaminiert werden.
Die ISU 2.0 ist als kompaktes und praktikables System mit integrierter Begasungseinheit ausgeführt. Mit der neuen integrierten Begasungseinheit ist die ISU ein komplettes Equipment speziell für komplexe Raumdekontaminationen geworden. Sie kann im open oder closed loop Verfahren angewendet werden. Das Design und die Auswahl der Komponenten wurden so getroffen, dass eine besondere Wartungsfreundlichkeit gepaart mit geringen Betriebs- und Instandhaltungskosten möglich ist.

Innovative Technische Lösung – Fernbediengerät der ISU 2.0 im validierungspflichtigen Umfeld
Die Nutzung mobiler Kommunikationstechnik im Arbeitskontext zur Erhöhung der Flexibilität und Sicherheit der Anwender während einer Raumdekontamination war ein wesentlicher Aspekt für die Entwicklung einer Lösung für eine Fernüberwachung der ISU 2.0.  In einer aktuellen Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation zum Thema Industrie 4.0 wird unter anderem das Potenzial mobiler Kommunikation behandelt, was das Entwicklungsteam der Ortner Reinraumtechnik in der Ausrichtung dieses neuen Produktes enorm bestärkte. Das Tablett basiert auf einem 64-Bit Betriebssystem und das Programm läuft auf WinCC Basis.

Der Mehrwert in dieser Industrie 4.0 Anwendung – zusätzliche Sicherheit
Der wesentliche Vorteil gegenüber der bisherigen Arbeitsweise bei Raumdekontaminationen ist nun, dass Anwender auch außerhalb des gefährdeten Bereichs den Prozess überwachen können. Bislang war die übliche Praxis, dass über ein Sichtfenster in den Raum eine Alarmampel beobachtet werden musste, und im Alarmfall auch nur über eine externe Stromabschaltung der Dekontaminationsprozess abgebrochen werden konnten. Mit der neuen Lösung ist es nunmehr möglich, den gesamten Prozess extern zu Monitoren, einen Dekontaminationsprozess kontrolliert im Bedarfsfall zu unterbrechen und fortzusetzen, und das ohne das Bedienpersonal einer Gefahr auszusetzen. Durch die Möglichkeit, ganze Raumkonzepte in der Anlage als Programm zu hinterlegen, wird das Abrufen sicherer Begasungsprogramme extrem leicht gemacht.

Der Paradigmenwechsel in der Raumdekontamination
So wie die moderne Navigationstechnik diese seinerzeitige „Kunst“ nun jedermann zugänglich macht und verfügbar ist, so ist auch die Raumdekontamination mit diesen modernen Systemen für die Anwendungstechnik durch die Betreiber oder durch Reinigungsunternehmen verfügbar. Die Einschränkung auf „Begasungsspezialisten“ kann somit der Geschichte angehören bzw. werden nur ganz wenige spezielle Themen eine Frage der Spezialisten bleiben.

Sterilisation bei Zimmertemperatur mit H2O2 als Zukunftstechnologie
Zahlreiche Produkte in der Phar­mazeutischen Industrie verlangen nach schonendem Prozess, unter anderem nach Temperaturen garantiert unter 30 °C bei Schleusenvor­gängen mit Dekontaminationsprozessen. Mit der neuen Technologie ISU2.0 ist es möglich, solche ­Sterilisationsprozesse unter 28 °C zu betreiben und dabei eine zuverlässige, reproduzierbare und nachweisliche Sterilisation zu erreichen.

Zukunftsaspekte
Durch das Konzept der ISU 2.0 wird es in der Zukunft möglich sein, die Dekontaminationstechnik mit H2O2 auch in andere Branchen wie z. B. die Luftfahrt zur Erhöhung der Passagiersicherheit vor Krankheitserregern zwischen Passagierwechseln einzusetzen. Weiterhin erlaubt diese Technologie einen routinemäßigen Einsatz der Raumdekontamination in Krankenhäusern durch geschulte Reinigungsunternehmen.

Kontakt

Ortner Reinraumtechnik GmbH

Uferweg 7
9500 Villach
Österreich