Logistik & Supply Chain

Simulation optimiert die Disposition

ASK Chemicals führt Absatz- und Bedarfsplanung ein

24.02.2015 -

Steigende Komplexität und unsichere Beschaffungsmärkte sind eine große Herausforderung für jede Supply Chain. ASK Chemicals hat diese schwierige Marktsituation gut pariert: Der Absatz- und Bedarfsplanungsprozess wird nun durch den Einsatz eines Softwaretools für Forecast und Verbunddisposition optimiert. In Verbindung mit dem ERP-System sind durchgängige Absatz- und Bedarfsplanungsprozesse entstanden, die trotz minimiertem Aufwand zu besseren Ergebnissen führen. Bei verminderten Lagerbeständen wird nun dennoch eine höhere Lieferbereitschaft erzielt.


Die ASK Chemicals Gruppe beschäftigt 1.700 Mitarbeiter und ist weltweit als Zulieferer für die Gießerei-Industrie tätig. Maßgeschneiderte Produkte und technische Services vor Ort zeichnen das Unternehmen aus. Im Produktportfolio finden sich Binder, Schlichten, Speiser, Filter und Trennmittel sowie metallurgische Produkte. Das Unternehmen versteht sich als Anbieter eines Vollsortimentes für seine Kunden. Ein solches Portfolio zu managen, ist nicht einfach. Erst recht nicht, wenn es wie bei ASK Chemicals aus mehreren Einzel-Unternehmen zusammengetragen wurde.

Planungs-Prozess war zu harmonisieren
Entstanden ist das Unternehmen im Jahre 2010 aus einem Joint Venture von Clariant - damals noch Süd-Chemie und Ashland. Fabian Gasczak, Manager Supply Chain Planning bei ASK Chemicals im deutschen Stammwerk Wülfrath: „Die heterogenen Strukturen zur Planung und Steuerung der Supply Chain müssen standardisiert werden, aber dennoch die individuellen Anforderungen des jeweiligen Geschäftsmodells berücksichtigen."
Durch die schwankenden und zum Teil sehr kurzfristigen Bedarfe waren die Abläufe bei ASK Chemicals von ad hoc Planungs- und Steuerungsaktionen geprägt. Der hohe Aufwand und Abstimmungsbedarf in der Feinplanung der Produktion war nicht auf die mangelnde Planungskompetenz zurückzuführen. Die Ursache lag in der übergeordneten Planung, denn das aktuelle Marktgeschehen floss nicht durchgängig in den Planungsprozess ein. Es wurde entschieden, den Planungsprozess grundlegend neu aufzusetzen und mittels einer geeigneten Software zu unterstützen.
Nach einer umfassenden Analyse, begleitet von einer Unternehmensberatung, wurden bei ASK Chemicals passende Methoden und geeignete Tools eingeführt, welche die notwendig gewordenen neuen Strukturen zementierten. Die Planung wird nun durch den Einsatz eines Softwaretools für Forecast und Verbunddisposition optimiert, das speziell auf die Optimierung der Disposition bei komplexen Supply Chains ausgelegt ist.

Minimaler Aufwand, maximaler Nutzen
Der neue Prozess muss bei möglichst geringem Aufwand zu besseren Planungsergebnissen kommen. Gasczak erklärt: „Über statistische und manuelle Prognosen sollten die zukünftigen Bedarfe - also alle zu disponierenden Produkte -geplant werden. Die Vertriebsinformationen ergänzen die statistische Prognose, um aktuelles Marktgeschehen berücksichtigen zu können. Der Absatzplaner prüft im Anschluss nur noch die Konsistenz der Daten - was viel Zeit und Aufwand spart." Um zu diesem Status zu gelangen, müssen aber auch passende Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Dabei gibt es keine Regel ohne Ausnahme, denn neben der automatisierten Disposition müssen alle Fälle berücksichtigt werden, die nicht standardisiert prognostiziert werden können. Neue Produkte und Produktvarianten, die aufgrund fehlender Vergangenheitswerte nicht prognostizierbar sind, müssen ebenso manuell geplant werden wie auslaufende Produkte, für die keine statistischen Prognosen mehr gerechnet werden.

Richtiges Prognoseverfahren ist entscheidend
Um präzise Analysen durchführen zu können, muss es die Software dem Vertrieb leicht machen, Ausnahmen zu identifizieren. Mathematisch-statistisch sollte die Software außerdem automatisch ermitteln können, welche Prognose- und Sicherheitsbestandsverfahren am besten geeignet sind, um die gewünschte Lieferbereitschaft mit möglichst geringem Bestand zu erreichen. In der Praxis ist gerade diese Auswahl meistens nicht optimal, weil das Know-how über die unterschiedlichsten Verfahren fehlt und die eingesetzten ERP-Systeme solche Variantentests meist nicht zulassen.
Nun mag man denken, dass so viele Spezialfunktionen nicht zwingend zur Steigerung der Planungseffizienz betragen. Genau das ist aber der Fall: Analysen bei ASK Chemicals zeigten, dass der Anteil der automatisch prognostizierten Artikel sehr hoch ist. So wird eine Reihe von Artikeln verbrauchsgesteuert über Meldebestandsverfahren disponiert - insbesondere im Bereich der Rohstoffe. Mit Hilfe der Absatz- und Prognosezahlen werden dabei stets neue Meldebestände ermittelt und an das SAP-System übergeben. Andere Artikel werden mit Planprimärbedarfen geplant.
Die wenigen noch verbleibenden Ausnahmen kann der Vertrieb bequem von jedem Punkt der Welt aus „manuell" planen. Aus den integrierten Optimierungsalgorithmen, die im Rahmen der Simulation angewendet werden, ergibt sich zudem eine deutlich verbesserte Planungsqualität. Dabei werden die Planungssituationen der Vergangenheit nachgestellt und alternative Methoden zur Bestimmung der Sicherheitsbestände, Prognosen und Disposition sowie deren Parameter angewendet, um letztlich zu einer möglichst optimalen Disposition zu gelangen.

Software muss flexibel sein
Das Softwaretool musste in der Lage sein, ERP-Systeme bei der Planungsoptimierung und Disposition bestmöglich zu unterstützten. „Wir haben uns für Diskover SCO von SCT entschieden, da bei diesem System sowohl die Programmiertechnologie als auch die Methodenkompetenz am meisten überzeugte", erklärt Gasczak. „Die Advanced Planning and Scheduling (APS) Software, die wir für Sales-Forecast und die Verbunddisposition einsetzen, ist mit modernsten Java-Technologien entwickelt worden - sie lässt sich also schnell und leicht möglichen neuen Anforderungen anpassen."
Auf Knopfdruck lassen sich die angebotenen Methoden auf die Möglichkeiten des zum Einsatz kommenden ERP-Systems reduzieren. Im Fall von ASK können die Daten, die aus dem ERP-System über Standardschnittstellen bezogen werden, durch die Software analysiert und mit aktualisierten Werten an das ERP-System zurückgegeben werden. Bereits geschulte ERP-Benutzeroberflächen lassen sich deshalb weiterhin einsetzen. Hierbei bestimmt Diskover, wie die Artikel einzustellen sind und in welcher Form die Absatzzahlen in die Planung und Disposition einfließen sollen.
Bei ASK Chemicals ist zudem das Diskover-Modul „Sales Forecast" im Einsatz. Dieses Modul nutzen die Vertriebsmitarbeiter als Frontend, um ihre Forecasts auf Artikel-Kunden-Ebene zu erfassen und damit in die Planung einfließen zu lassen. Die Daten können weltweit erfasst und zentral verarbeitet werden - unabhängig vom Standort.

Autor:
Andreas Capellmann, Geschäftsführer, SCT