Sachbuch über Chemiker im „Dritten Reich“ ausgezeichnet
Sonderpreis der chemischen Industrie für Helmut Maier
Der Fonds der Chemischen Industrie zeichnet in diesem Jahr den Bochumer Wissenschafts- und Technikhistoriker Helmut Maier mit einem Sonderpreis in Höhe von 10.000 EUR für sein 2015 erschienenes Buch Chemiker im „Dritten Reich“ aus.
Die Monographie ist das Ergebnis umfassender wissenschaftshistorischer Recherchen, die der Autor durchgeführt hat. Den Auftrag für die mehrjährige Studie hatte die Gesellschaft Deutscher Chemiker vergeben. Damit hat sich die wissenschaftliche Gesellschaft zur Aufarbeitung der Geschichte ihrer Vorgängergesellschaften bekannt.
In der Begründung des Fonds der Chemischen Industrie heißt es: „Professor Maier hat ein Werk vorgelegt, das für die deutschsprachige wissenschafts- und chemiehistorische Literatur zum „Dritten Reich“ zweifellos einen Meilenstein darstellt.“ Das Buch untersucht die Geschichte der deutschen technisch-wissenschaftlichen Vereine der Chemie in der Zeit des Nationalsozialismus. Es belegt, dass viele ihrer damaligen führenden Köpfe darin verstrickt waren und dass ihre Beteiligung auch nach dem Zweiten Weltkrieg von interessierten Kreisen in Deutschland noch lange im Dunkel gehalten wurde. „Professor Maier hat mit seinem Werk Maßstäbe wissenschaftlicher Gründlichkeit und Sorgfalt gesetzt“, heißt es in der Begründung für den Sonderpreis. Auf der Grundlage einer systematischen Erschließung der zugänglichen Quellen sei es ihm gelungen, „den umfangreichen und sperrigen historischen Gegenstand samt seiner vielfältigen Quervernetzungen aus wirkungsgeschichtlicher Perspektive souverän aufzubereiten.“
Helmut Maier, Jahrgang 1957, studierte Elektrotechnik und Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt Geschichte der Naturwissenschaften an der TU Braunschweig. Er promovierte dort in der Abteilung für Geschichte der Pharmazie und Naturwissenschaften mit einer Arbeit über ein ingenieurhistorisches Thema. Von 1999 bis 2004 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprogramm der Max-Planck-Gesellschaft zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Er koordinierte den Schwerpunkt „Rüstungsforschung“. 2005 habilitierte sich Maier an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus im Fach Technik-, Wissenschafts- und Umweltgeschichte. Zwei Jahre später erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Technik- und Umweltgeschichte der Ruhr-Universität Bochum.
„Chemiker im "Dritten Reich“ – Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein Deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat“ von Helmut Maier ist 2015 im Verlag Wiley-VCH erschienen (ISBN: 978-3-527-33846-7).