Robust und zugleich flexibel
Eine resiliente Lieferkette stärkt Chemieunternehmen auch in Notsituationen
Zahlreiche Faktoren können dazu führen, dass sich ein Unternehmen in einer wirtschaftlichen Notsituation befindet und einen Turnaround-Prozess einleiten muss. Die Lieferkette während dieses Prozesses zu verändern, birgt Risiken, kann aber auch eine Chance bedeuten. Denn neben zu hohen Lagerbeständen, schlechter On-Time-Leistungsrate oder Abhängigkeit von Erträgen aus Joint Ventures, kann auch die Lieferkette selbst ein Faktor für die Notlage sein - nämlich dann, wenn sie risikoreich und somit verlustbringend ist. Daher kann gerade in einer Investition in die Supply Chain-Resilienz der Schlüssel zum erfolgreichen Turnaround liegen.
Doch was gehört zu einer resilienten Lieferkette und wie gelingt die Resilienzsteigerung im Turnaround?
Resiliente Lieferketten
Resilienz ist die Fähigkeit eines Unternehmens, sich im Falle einer Betriebsunterbrechung schnell zu erholen. Je widerstandsfähiger die Lieferkette ist, desto schneller kann der Normalbetrieb wieder aufgenommen werden, desto resilienter und erfolgreicher ist ein Unternehmen. Bei der Risikobewertung stehen meist finanzielle, geopolitische oder rechtliche Fragen im Vordergrund. Aber auch standortbezogene Kriterien wie die Wirtschaftslage, Infrastruktur, vorherrschende Elementarrisiken und das Risikomanagement sind wichtige Aspekte bei der Risiko- und Resilienz-Beurteilung. Hier geben Berichte wie der FM Global Resilience Index eine erste Orientierung. Der Index gibt Überblick über die Resilienz von Lieferketten in 130 Ländern weltweit und fasst dabei neun Treiber, die sich auf die Resilienz der Supply Chain auswirken, zu drei Faktoren zusammen: Wirtschaft, Risikoqualität und die Lieferkette selbst.
Transparenz schaffen
Um die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette bestmöglich zu stärken, sollte die Supply Chain genau analysiert werden. Der dabei wohl wichtigste Aspekt ist Transparenz. Nur wer jederzeit Einsicht auf die gesamte Supply Chain hat, kann Risiken frühzeitig erkennen und handeln. Meist kennen Unternehmen die Abläufe, Standorte und damit auch Schwachstellen ihrer Tier 1-Zulieferer sehr gut und suchen sich auf dieser Ebene gezielt zuverlässige und sichere Partner. Was ist aber mit deren Zulieferern und den Zulieferern der Tier 2-Zulieferer? Es gilt: je mehr Transparenz desto besser. Ein Unternehmen ist nur so resilient wie das resilienteste Glied in seiner Lieferkette. Um Schwachstellen zu identifizieren, lohnt sich auch oder gerade in einem Turnaround-Prozess die genaue Betrachtung des Lieferketten-Geflechts. Zu den Fragen, die sich das Management stellen muss, zählen u.a.: Wo sind unsere Produktionsstandorte? Welche Gefahren herrschen dort vor? Woher kommen Produktionsteile, wohin werden sie geliefert? Welche Logistik-Netzwerke sorgen für unsere Distribution, welche Händler verkaufen unsere Produkte?
Flexibel werden
Um Ausfälle zu vermeiden, spielt auch der Faktor Flexibilität eine entscheidende Rolle. Unternehmer sollten Schlüssel-Zulieferer identifizieren und bereits im gut laufenden Betrieb alternative Bezugsquellen ausfindig machen und etablieren. Im Falle einer Lieferkettenunterbrechung können Zulieferer so schnell gewechselt werden. Von welchem Lieferanten werden gleich mehrere Bestandteile oder Teilprodukte bezogen? Für welche Komponenten besteht zum Zeitpunkt der Analyse nur eine einzige Bezugsquelle? Das sind nur zwei der Fragen, die sich das Unternehmen stellen sollte, um Lieferabhängigkeiten abzubauen und flexibel zu werden bzw. zu bleiben. Die Anzahl der Lieferanten zu vergrößern, kann aber mitunter kostspielig sein und daher im Turnaround-Prozess zunächst abwegig scheinen. Der mit dieser Investition verbundene Flexibilitäts- und Sicherheitsgewinn kann im Falle einer Unterbrechung aber auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Mitbewerbern darstellen.
Schäden vorbeugen
Wichtiger Aspekt einer resilienten Lieferkette ist auch die Schadenprävention. Das fängt bei Investitionen in die Arbeitssicherheit sowie den Brandschutz an, z.B. durch die Installation passender Sprinkleranlagen an strategisch wichtigen Punkten im Betrieb, und geht bis hin zur Ermittlung und dem Schutz vor Elementareinflüssen. Viele Chemieunternehmen sind beispielsweise in der Nähe von Wasserstraßen oder in Küstennähe angesiedelt, was Kühlung und Transportwege erleichtert. Dies bedeutet aber auch eine erhöhte Gefahr von Schäden durch Hochwasser. Es lohnen daher beispielsweise Investitionen in die Installation von Fluttoren, um dieses nicht zu behebende Restrisiko zu managen und die Resilienz zu steigern.
Denn klar ist, eine resiliente Lieferkette kann Unternehmen helfen, den Turnaround zu beschleunigen oder nicht erneut in eine derartige Notlage zu gelangen.
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