Anlagenbau & Prozesstechnik

Reinraumreinigungspersonal: Auswahl und Qualifizierung

22.06.2011 -

Die Anforderungen, die an die Reinheit von Reinräumen aller Klassen gestellt werden, sind sehr hoch. Demnach braucht es dafür qualifiziertes und motiviertes Reinigungspersonal, so genannte Clean Operators, die diese Aufgaben in hohem Maß erfüllen und die geforderten Werte im Wesentlichen durch Disziplin und Fachkenntnis sichern. Dieser Beitrag soll Verantwortliche unterstützen, die eigenen Maßnahmen mit den dargestellten Aspekten und Möglichkeiten abzugleichen.

Erwartungen
Zunächst sollte anhand der Produktumgebung und den Prozessen ermittelt werden, welche Qualität erreicht werden muss und welche Erwartungshaltungen sich daraus für den Betreiber an das einzusetzende Reinigungspersonal stellen. Es ist gleich, ob die Leistungen intern oder extern erbracht werden sollen.
Dazu kann es hilfreich sein, diese schriftlich zu formulieren. Berücksichtigt werden dabei beispielsweise sprachliche Voraussetzungen, der körperliche und gesundheitliche Zustand, aber auch Themen wie Hautirritationen, Hygiene, Rauchen, Platzangst, Leistungsbereitschaft u.v.m.. Denn all diese Punkte haben Auswirkungen auf den Einsatz geeigneter Personen.

Fähigkeiten
Sind die Erwartungshaltungen formuliert, kommen die fachlichen Anforderungen in den Fokus. Das Arbeiten im Reinraum und das Verhalten in reinen Räumen ist im Wesentlichen durch ein hohes Maß an Verständnis und dem entsprechenden Trainieren des Bewusstseins geprägt.
In welcher Umgebung finden die Reinigungsprozesse statt? Welche Größenordnung von Verunreinigungen gilt es abzureinigen? Wie geschieht das und wie werden die Verfahren angewendet? Wo können sich nicht sichtbare Kontaminationen befinden und welche Ursache könnten diese haben?
Spätestens bei diesen Fragestellungen dürfte offensichtlich werden, dass ohne eine entsprechende Qualifizierung des Reinigungspersonals kaum die erforderlichen Produktionsergebnisse sicher zu stellen sind.
Es gilt daher, die Fähigkeiten der einzelnen Personen herauszufinden. Dazu kommen Tests und Praxisanwendungen zum Einsatz. Bei schriftlichen Tests lässt sich zusätzlich das Sprachenverständnis erkennen, bei den praktischen Übungen die Motivation und Bereitschaft. Bei profi-con, einem seit 24 Jahren auf Reinraumreinigung spezialisiertem Dienstleister, werden neu einzustellende Mitarbeiter einer mindestens 14-tägigen Grundausbildung unterzogen. Seit November 2008 wird diese Grundausbildung in dem speziell gebauten Ausbildungszentrum durchgeführt, in dem an unterschiedlichen Schleusen, einem Reinraum und in einem Versuchs- und Trainingslabor geübt wird. Die Ergebnisse rechtfertigen den hohen Aufwand und bestätigen, dass es für Reinraumbetreiber sehr wichtig ist, nicht gerade zu Beginn einer Tätigkeit an Aufwand zu sparen.
Als Verantwortlicher sollte man über ein gezieltes Ausbildungsprogramm nachdenken oder dieses vom externen Anbieter verlangen. Reinräume zu reinigen hat nur im Entferntesten mit der Reinigung, wie man sie im konventionellen Sinne kennt, zu tun. Der technologische Anspruch an diese Leistung ist deswegen auch anders einzustufen.

Leistung und Leistungsüberprüfung
Sind die Mitarbeiter fachlich ausgebildet und haben das entsprechende Bewusstsein für das Arbeiten in reinen Räumen bekommen, so geht es dann an die Erstellung der Leistungsübersicht. Eine Zusammenführung von Aufgaben, Zeitrahmen und Turnus. Strukturiert lässt sich dieses in einem Reinigungsplan darstellen, der darüber hinaus weitere Faktoren berücksichtigen kann, wie einzusetzende Mittel und Methoden.
Beschränken wir uns nach wie vor auf das Personal und deren Leistung, so stellt sich die Frage, wie diese überprüft werden kann. Zunächst sollten Zeitfenster so ermittelt werden, dass die Leistung einmal durchgeführt und der Zeitbedarf ermittelt wird. Dann kann man eine Schwankungsbreite zurechnen, da nicht alle Mitarbeiter ein gleiches Tempo haben und auch eine Leistung Tagesschwankungen durch Müdigkeit oder anderen Einflüssen unterliegen kann.
Auf dem Reinigungsplan werden die Leistungen letztlich dokumentiert. Eine Überprüfung der ¬Abarbeitung des Reinigungsplans sollte regelmäßig erfolgen. Hinzu kommen visuelle Prüfung der Qualität sowie Beobachtungen, in welcher Zeit die Leistung tatsächlich erbracht wird. Häufig werden Rei¬nigungsarbeiten außerhalb der Produktionszeiten durchgeführt und können sich damit den Kontrollmöglichkeiten entziehen.
Um dem Personal eine optimale Voraussetzung zur Erbringung seiner Leistung zu ermöglichen, erreicht man das durch die Erstellung von Reinigungsvorschriften. Diese sollten so ausführlich und verständlich wie möglich geschrieben sein. Diese Vorschriften dienen als Grundlage für die Schulungen, auch für die wiederkehrenden. Somit erreicht man eine hohe Kompatibilität zu Kunden- und Behördenauflagen hinsichtlich Schulungsinhalten und Erfolgskontrollen. Weiterführende Inhalte bietet auch die VDI-Richtlinie 2083 im Blatt 15.

Schulungsinhalte
Zur klassischen Ausbildung über das allgemeine Verhalten im Reinraum, gehören unbedingt Themen wie:

  • Ein- und ggfs. Ausschleusen und Lagerung von Reinigungsmaterialien, -geräten und -mitteln
  • Handhabung, Umgang mit Reinigungsgeräten
  • Umgang und Verwendung von Tüchern (Falttechnik, Wischrichtung etc.)
  • Dokumentation
  • Umgang mit Lösemitteln
  • Dosierung und Anwendung der Reinigungsmedien

Wenn man einen gesunden Menschenverstand einsetzt und je nach technologischem Anspruch die Normen, Richtlinie und Regelwerke heranzieht, so werden die Anforderungen und gegebenenfalls auch die Defizite offensichtlich. Das sind die Ansatzpunkte für ein schnelles Handeln in Richtung Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Gerade die Reinigung hat bei den Kunden- oder Behörden-Audits in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Durch wenige konsequente Maßnahmen kann vieles in kurzer Zeit erreicht werden. Der anschließende Überwachungsaufwand bleibt dadurch überschaubar, was letztlich wieder Effizienz und somit Wirtschaftlichkeit bedeutet.