Reinraum Engineering verlangt Interdisziplinarität
05.09.2016 - Willers ist seit seiner Gründung 1989 in Rheinfelden dem Pharma und Life Sciences Cluster Basel nicht nur geografisch sehr nahe.
Angefangen mit Automationskonzepten, Lüftungsplanungen und seit einigen Jahren mit der Übernahme von Gesamtplanungsmandaten ist es ein führendes Ingenieurunternehmen für diese spannende Branche. Im Interview mit ReinRaumTechnik stehen Chef Ingenieur Andreas Rieben und Branchenexperte Nikolas Ferstl.
RRT: Wie haben sich die Anforderungen an Gebäudetechnik Ingenieure in den letzten Jahren entwickelt?
Andreas Rieben: In Pharma-, Labor- und Spital-Projekten stellen wir fest, dass die Anforderungen an Mensch (Organisation) und Technik (Hygiene und Reinheit) zunehmen. Wir richten die Konzepte sehr spezifisch am Prozess aus, für welche die Reinräume gebaut werden. Damit wir das Prozessverständnis und so die Grundlagen für gute Konzepte sicherstellen können, haben wir eigene Teams gebildet, die ausschliesslich für Pharma, Labore und Spitäler arbeiten.
Nikolaus Ferstl: Herr Rieben hat das sehr gut erkannt – die Anforderungen nehmen zweifelsohne zu. Besonders an einem Universitätsspital hat man eine riesige Diversifikation technischer Anforderungen (z. B. in den Bereichen Arzneimittelherstellung, Stammzellenlabor, Isolier- oder Intensivstationen, etc.). Interdisziplinäre Teamarbeit ist unabdingbar.
RRT: Erfahrung ist in diesen anspruchsvollen Projekten das wichtigste Gut: In welchen Themenbereichen ist besondere Kompetenz gefragt?
Andreas Rieben: Einerseits ist am Anfang ein starkes Verständnis für die Gesamtzusammenhänge eines Planungsperimeters verlangt, damit ein vom Bauherrn unterschriebenes Raumlayout, ein Zonenkonzept und ein Lüftungskonzept entwickelt warden können. Andererseits braucht es im Anschluss spezialisiertes Wissen der einzelnen Fachingenieure, also zum Beispiel des HLK-Planers oder des Reinraum-Architekten. Die einzelnen Ingenieursdisziplinen entwickeln sich derart dynamisch, dass es bei den Detailkonzepten ohne Spezialisten nicht geht. Erfahrung erfordert vor allem das interdisziplinäre Zusammenfügen aller Fachdisziplinen zu einem erfolgreichen Gesamtprojekt. Trotz neuer Planungstools und Digitalisierung bleibt dies herausfordernd, da viele unterschiedliche Gewerke sowie oft auch Mitarbeiter verschiedener Firmen involviert sind.
Nikolaus Ferstl: Jedes Projekt hat seine spezifischen Eigenheiten, die es rechtzeitig zu erkennen gilt. Als wichtigste Erfolgsfaktoren sehe ich die Kompetenz in den Zusammenhängen der Hygiene und Lüftungskonzeption mit der Mess-Steuer-Regel-Technik und dem Monitoring. Auch der frühzeitige Einbezug des Betriebs, also der zuständigen Personen für den Unterhalt der Technik, wird häufig unterschätzt.
RRT: Das Projektmanagement ist in Reinraum-Projekten noch wichtiger als sonst: Was sind die Erfolgsfaktoren?
Andreas Rieben: Das Erkennen des kritischen Pfades in der Flut der Aufgaben ist für mich der wichtigste Erfolgsfaktor. Genauso entscheidend wie ein durchdachtes Projektmanagement ist auch der unbedingte Wille zum Gelingen des Projekts. Die leitenden Ingenieure müssen von ihrem Team und den beteiligten Partnern alles einfordern, was auf diesem Weg notwendig ist.
Nikolaus Ferstl: Hier empfehle ich generell ein Projektverfahrenshandbuch, in dem die wichtigsten Grundlagen wie Verantwortlichkeiten, Termin- und Kostenverfolgung, Dokumentationsstrategie, Änderungsmanagement, Kommunikationsstrategie, etc. klar geregelt sind. Diese Vorgaben sind von der Projektleitung strikt einzufordern, jedoch soll das Gleichgewicht von Bring- und Hohlschuld im Projektteam gewahrt bleiben.
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