Anlagenbau & Prozesstechnik
Reinräume im 21. Jahrhundert
Veränderte Anforderungen in der Welt der Reinräume
Seit mehr als 50 Jahren gibt es definierte Reinraumbereiche in Forschung und Industrie.
Dass die damals geschaffenen Grundlagen zum Teil bis heute Bestand haben, liegt zum einen daran, dass die Definitionen von den damaligen Wissenschaftlern vorausschauend dargestellt werden konnten, und zum anderen daran, dass erforderliche Veränderungen an neue, teils niedrigere Anwendungen und die Vermenschlichung der reinen Arbeitsumgebungen kaum Platz in der Gedankenwelt der Wissenschaft um partikuläre, mikrobiologische oder gasförmige Kontaminationen fanden. Das wird in der heutigen Zeit zu einer erheblichen Herausforderung.
Wer arbeitet gerne im Reinraum
Wenn wir im deutschsprachigen Raum von nahezu Vollbeschäftigung sprechen, die reinen Arbeitsplätze dazunehmen, und wir dafür geeignetes und motiviertes Personal finden und begeistern müssen, steht das im direkten Widerspruch zu dem, was sich ein Mitarbeiter von einem Arbeitsplatz oder zumindest von der Umgebung wünscht. Da geht es nicht nur um Farbe und Design, um Musikberieselung und Lichteinflüsse, sondern vielmehr auch um die Teilnahme an dem, was draußen in der Welt passiert. Zufällige Unterhaltungen mit Kollegen auf dem Flur sind im Reinraum nicht üblich, ebenso wie die Benutzung von Mobilgeräten. Eben mal schnell ein Softgetränk oder einen Kaffee trinken, dabei vielleicht noch ein kleiner Plausch oder die Emails abrufen, das alles geht im Reinraum nicht. Ebenso wenig wie Singen, tanzen, pfeifen, lachen, einen Kollegen mal in den Arm nehmen, ein Lob mit Schulter klopfen zum Ausdruck bringen oder ein motivierender Freudenausbruch über Gelungenes. Alle Dinge, die in der „freien“ Umgebung die Dinge sind, die uns Spaß und Freude am Arbeitsplatz vermitteln, sind im Reinraum nicht möglich. Reinraumanwender und Zulieferer sind hier gefragt, diese Ansprüche zu optimieren. z. B. mit digitalen Wandsystemen, mehr Bildschirmen, intelligenten digitalen Oberflächen von Maschinen und Anlagen, auf denen Sportereignisse und News zu sehen sind, Emails abgerufen werden können und dekorative Muster abwechselnd erscheinen, um die Tagesstimmung zu verbessern. Das heißt, weg vom tristen Weiß mit Glas und Edelstahl, nur auf den ersten Blick ein cooler Look, doch nicht leistungssteigernd und motivierend für die Mitarbeiter.
Die Reinraumbranche ist längst keine kleine Familie mehr Die Reinheitsanforderungen an Produkte und Prozesse steigen zunehmend. Damit verbunden ist auch die wachsende Zahl der reinen Produktionsstätten. Ob Sauberraum oder definierter Reinraumbereich nach Klassifizierung. Die Industrie boomt. Was vor 15–20 Jahren gefühlt von einer Handvoll bekannter etablierter Unternehmen im Zulieferbereich ausgeführt und auf kleinen Events angepriesen wurde, hat sich maßgeblich verändert. Inzwischen kennen nicht mehr alle Anbieter alle Wettbewerber. Aus unterschiedlichen Branchen heraus haben sich Unternehmen den lukrativen Reinraummarkt zunutze gemacht. Auch wenn viele mit ihren ersten Projekten gescheitert sind, so konnten sie das als Erfahrung aufnehmen und sich mit jedem neuen Auftrag verbessern. Da der innovative Anspruch bei den etablierten Unternehmen fehlte, und alle alles wie bisher machten, haben sich einige neue Anbieter diesem Vergleich stellen können und oftmals überzeugt, nicht nur preislich. Durch die Zunahme von Anwendungen mit niedrigeren Anforderungen wie bspw. in der Montage und anfänglich im Druck-, Oberflächen- und Kunststoffberreich konnten Neueinsteiger nützliche Erfahrungen sammeln. Innovationen, die die etablierten Unternehmen zu einem Vorsprung verhelfen hätten können, waren und sind teils bis heute Fehlanzeige. Das spiegelt sich auch im Messeangebot wieder. Mit der Installierung der zentralen, weltweiten Fachmesse „Cleanzone“ in Frankfurt könnenen sich Anbieter einem breiten internationalen Publikum stellen. Nicht überraschend ist, dass diese Veranstaltung der einschlägigen Branchen-Expertise Visionen und Innovationen zufügt und gerade neue, kleine Unternehmen beim Cleanroom Award für Innovationen, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz punkten. Durch die breite internationale Ausrichtung von Reinraumanwendern, die Öffnung zahlreicher Märkte und dank vereinfachter Logistik setzt sich der Trend zu neuen Anbietern im Zuliefererbereich global fort.
Große Reinraumflächen sind out Gebaut werden nicht mehr große Hallen an Reinräumen. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die kritischsten Arbeitsprozesse heute in abgeschirmten Bereichen bearbeitet werden und gleichzeitig die Automation zunimmt. Somit ist das Verunreinigungspotential bei diesen Prozessschritten deutlich reduziert. Deshalb nimmt die Nutzung von Mini-Environments, Containment, Isolatoren, RABS (Restricted-Access Barrier Systems) zu. Diese Anlagen sind hochkomplex und nur wenige Anbieter beherrschen diese Anforderungen. Die Verbindung von Zulieferer und Anwender ist bei derartigen Anforderungen Basis für den Erfolg. State of the Art ist hier nahezu ausgeschlossen. Derartige Anlagen werden individuell erstellt. Fast so wie in früheren Zeiten. Dank flexiblerer Bauweisen setzt sich der Trend hin zu Kabinen, Modulen und aufblasbaren Reinräumen fort.
Mikrotechnologie und Mikrobiologie treffen aufeinander Die Ingenieure von mikrotechnologischen Produkten hatten es stets einfacher. Zumindest oberflächlich betrachtet. Partikel mussten aus dem Prozess verschwinden. Sie konnten über Luftpartikelmessungen, optische Prüfungen und letztlich über Ausschuss definiert werden. Dank Messmethoden, die in real time möglich waren und sind. Auch bei mikrobiologischen Anforderungen wünscht man sich diese real time Messergebnisse. Doch davon ist die Technologie noch zu weit entfernt. Ausschuss jedenfalls darf dabei kein Messparameter sein, da es sich um Produkte handelt, die im und am menschlichen Körper zur Anwendung kommen und zu Irritationen bis zum Tod führen können. Doch das Zusammenwachsen mikrobiologischer mit mikrotechnologischen Anforderungen nimmt zu. Im Zuge der Digitalisierung werden elektronische Bauelemente auf Medizinprodukte auf- oder eingebracht, damit diese im Körper gezielt genutzt werden können. Zum Beispiel Kamerasysteme, die Bilder aus dem Inneren des Körpers und von Krankheitsbildern liefern. Oder auf Folien aufgebrachte Sicherheitselektronik, die sich in flüssigen Arzneimitteln befindet und mit Signalen vor Fälschungen schützen soll. Diese elektronischen Teile kann man nicht mit Hitze, Gas und Tauchbad sterilisieren. Bei der Herstellung solcher Produkte werden keimfreiere Prozessschritte auch in die Mikroelektronik Einzug halten.
Mitarbeiterschulungen verändern sich Sowohl operatives Stammpersonal als auch externe Service-Dienstleister müssen das gleiche Wissensniveau haben, um die Prozessumgebung geschützt und definiert sicherzustellen. Die Dokumente und Arbeitsanweisungen müssen von allen gleich beherrschbar sein. Doch mit zunehmenden Fremdsprachen in den Produktionen ist die Verständigung und die Wissensvermittlung grenzwertig. Legen Betreiber großen Wert auf die Qualifizierung aller Mitarbeiter im Reinraum, müssen sie sich auch dafür kreative Lösungen einfallen lassen. Mehrsprachige Arbeitsanweisungen, digitale Vermittlung sowie schnell und leicht prüfbare Kenntnisstände werden die Schulungssysteme der Zukunft ausmachen. Das gilt übrigens auch für Mitarbeiter in den Altersklassen über 50, die häufig nicht bereit oder in der Lage sind, die rasanten technologischen Schritte, die mit Industrie 4.0 einhergehen, mitzugehen. Dieser Widerstand wächst meist aus einer Position der Überforderung heraus. Auch hier sollten Reinraumanwender die neuen Entwicklungen gemeinsam mit den Betroffenen umsetzen.
Die Arbeitswelt verändert sich permanent Der Umgang mit Veränderungen wird zum zentralen Führungsthema für Verantwortliche in Reinräumen. Pauschale Bestimmungen, pauschale Schulungen und generelles Abwickeln von Einweisungen werden individuellen Bedürfnissen des Reinraumpersonals weichen. Die Erkenntnis, dass es sich beim Arbeiten in reinen Umgebungen nicht um 0815-Jobs handelt, sondern der Output in Qualität und Quantität im Wesentlichen vom Verhalten der Mitarbeiter abhängig ist, wird bei Verantwortlichen von Produktion und Management zunehmend beachtet werden müssen. Lernen lässt sich das durch Offenheit gegenüber neuen Methoden, Technologien und durch den positiven Umgang mit Menschen. Denn eines ist sicher: Nichts bleibt wie es ist. Wir können gespannt sein auf die nächsten 50 Jahre Reinraumtechnologie, die ganz bestimmt komplett anders verlaufen, als die letzten fünf Jahrzehnte.
Die Reinraumbranche ist längst keine kleine Familie mehr Die Reinheitsanforderungen an Produkte und Prozesse steigen zunehmend. Damit verbunden ist auch die wachsende Zahl der reinen Produktionsstätten. Ob Sauberraum oder definierter Reinraumbereich nach Klassifizierung. Die Industrie boomt. Was vor 15–20 Jahren gefühlt von einer Handvoll bekannter etablierter Unternehmen im Zulieferbereich ausgeführt und auf kleinen Events angepriesen wurde, hat sich maßgeblich verändert. Inzwischen kennen nicht mehr alle Anbieter alle Wettbewerber. Aus unterschiedlichen Branchen heraus haben sich Unternehmen den lukrativen Reinraummarkt zunutze gemacht. Auch wenn viele mit ihren ersten Projekten gescheitert sind, so konnten sie das als Erfahrung aufnehmen und sich mit jedem neuen Auftrag verbessern. Da der innovative Anspruch bei den etablierten Unternehmen fehlte, und alle alles wie bisher machten, haben sich einige neue Anbieter diesem Vergleich stellen können und oftmals überzeugt, nicht nur preislich. Durch die Zunahme von Anwendungen mit niedrigeren Anforderungen wie bspw. in der Montage und anfänglich im Druck-, Oberflächen- und Kunststoffberreich konnten Neueinsteiger nützliche Erfahrungen sammeln. Innovationen, die die etablierten Unternehmen zu einem Vorsprung verhelfen hätten können, waren und sind teils bis heute Fehlanzeige. Das spiegelt sich auch im Messeangebot wieder. Mit der Installierung der zentralen, weltweiten Fachmesse „Cleanzone“ in Frankfurt könnenen sich Anbieter einem breiten internationalen Publikum stellen. Nicht überraschend ist, dass diese Veranstaltung der einschlägigen Branchen-Expertise Visionen und Innovationen zufügt und gerade neue, kleine Unternehmen beim Cleanroom Award für Innovationen, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz punkten. Durch die breite internationale Ausrichtung von Reinraumanwendern, die Öffnung zahlreicher Märkte und dank vereinfachter Logistik setzt sich der Trend zu neuen Anbietern im Zuliefererbereich global fort.
Große Reinraumflächen sind out Gebaut werden nicht mehr große Hallen an Reinräumen. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die kritischsten Arbeitsprozesse heute in abgeschirmten Bereichen bearbeitet werden und gleichzeitig die Automation zunimmt. Somit ist das Verunreinigungspotential bei diesen Prozessschritten deutlich reduziert. Deshalb nimmt die Nutzung von Mini-Environments, Containment, Isolatoren, RABS (Restricted-Access Barrier Systems) zu. Diese Anlagen sind hochkomplex und nur wenige Anbieter beherrschen diese Anforderungen. Die Verbindung von Zulieferer und Anwender ist bei derartigen Anforderungen Basis für den Erfolg. State of the Art ist hier nahezu ausgeschlossen. Derartige Anlagen werden individuell erstellt. Fast so wie in früheren Zeiten. Dank flexiblerer Bauweisen setzt sich der Trend hin zu Kabinen, Modulen und aufblasbaren Reinräumen fort.
Mikrotechnologie und Mikrobiologie treffen aufeinander Die Ingenieure von mikrotechnologischen Produkten hatten es stets einfacher. Zumindest oberflächlich betrachtet. Partikel mussten aus dem Prozess verschwinden. Sie konnten über Luftpartikelmessungen, optische Prüfungen und letztlich über Ausschuss definiert werden. Dank Messmethoden, die in real time möglich waren und sind. Auch bei mikrobiologischen Anforderungen wünscht man sich diese real time Messergebnisse. Doch davon ist die Technologie noch zu weit entfernt. Ausschuss jedenfalls darf dabei kein Messparameter sein, da es sich um Produkte handelt, die im und am menschlichen Körper zur Anwendung kommen und zu Irritationen bis zum Tod führen können. Doch das Zusammenwachsen mikrobiologischer mit mikrotechnologischen Anforderungen nimmt zu. Im Zuge der Digitalisierung werden elektronische Bauelemente auf Medizinprodukte auf- oder eingebracht, damit diese im Körper gezielt genutzt werden können. Zum Beispiel Kamerasysteme, die Bilder aus dem Inneren des Körpers und von Krankheitsbildern liefern. Oder auf Folien aufgebrachte Sicherheitselektronik, die sich in flüssigen Arzneimitteln befindet und mit Signalen vor Fälschungen schützen soll. Diese elektronischen Teile kann man nicht mit Hitze, Gas und Tauchbad sterilisieren. Bei der Herstellung solcher Produkte werden keimfreiere Prozessschritte auch in die Mikroelektronik Einzug halten.
Mitarbeiterschulungen verändern sich Sowohl operatives Stammpersonal als auch externe Service-Dienstleister müssen das gleiche Wissensniveau haben, um die Prozessumgebung geschützt und definiert sicherzustellen. Die Dokumente und Arbeitsanweisungen müssen von allen gleich beherrschbar sein. Doch mit zunehmenden Fremdsprachen in den Produktionen ist die Verständigung und die Wissensvermittlung grenzwertig. Legen Betreiber großen Wert auf die Qualifizierung aller Mitarbeiter im Reinraum, müssen sie sich auch dafür kreative Lösungen einfallen lassen. Mehrsprachige Arbeitsanweisungen, digitale Vermittlung sowie schnell und leicht prüfbare Kenntnisstände werden die Schulungssysteme der Zukunft ausmachen. Das gilt übrigens auch für Mitarbeiter in den Altersklassen über 50, die häufig nicht bereit oder in der Lage sind, die rasanten technologischen Schritte, die mit Industrie 4.0 einhergehen, mitzugehen. Dieser Widerstand wächst meist aus einer Position der Überforderung heraus. Auch hier sollten Reinraumanwender die neuen Entwicklungen gemeinsam mit den Betroffenen umsetzen.
Die Arbeitswelt verändert sich permanent Der Umgang mit Veränderungen wird zum zentralen Führungsthema für Verantwortliche in Reinräumen. Pauschale Bestimmungen, pauschale Schulungen und generelles Abwickeln von Einweisungen werden individuellen Bedürfnissen des Reinraumpersonals weichen. Die Erkenntnis, dass es sich beim Arbeiten in reinen Umgebungen nicht um 0815-Jobs handelt, sondern der Output in Qualität und Quantität im Wesentlichen vom Verhalten der Mitarbeiter abhängig ist, wird bei Verantwortlichen von Produktion und Management zunehmend beachtet werden müssen. Lernen lässt sich das durch Offenheit gegenüber neuen Methoden, Technologien und durch den positiven Umgang mit Menschen. Denn eines ist sicher: Nichts bleibt wie es ist. Wir können gespannt sein auf die nächsten 50 Jahre Reinraumtechnologie, die ganz bestimmt komplett anders verlaufen, als die letzten fünf Jahrzehnte.