Namur beschreibt Integration der Informationssysteme und Schnittstellen
17.04.2012 -
Eine optimale Nutzung der Möglichkeiten der betrieblichen Informationswelt in der Prozessindustrie erfordert eine zunehmende Integration der Informationssysteme und Informationsmodelle über die Ebenen des Ebenenmodells hinweg, entlang der Supply-Chain und entlang des Anlagenlebenszyklus.
Eine effiziente Integration ist jedoch nur auf der Grundlage eines erweiterten Systemdesigns möglich.
In Zukunft werden neben den bewährten Strukturen neue, modellgetriebene, serviceorientierte und flexibel und dynamisch zu handhabende Konzepte Einzug in die Welt der Leittechnik halten. Oft wird es dann nicht mehr sinnvoll sein, die leittechnischen Systemfunktionen fest einer Ebene zuzuordnen, sondern man wird sie als allgemeine Dienste betrachten, die allen Ebenen bei Bedarf zur Verfügung stehen. Solche Strukturen erfordern neue, offenere und leistungsstärkere Schnittstellen. Die Namur hat jetzt zwei neue Empfehlungen zu diesem Themenkreis veröffentlicht.
NE 139: Informationsschnittstellen in der Prozessautomatisierung
Um für den Anwender eine nachhaltige, barrierefreie und effiziente Nutzung allgemeiner IT- Dienste sicherzustellen, ist eine technologieneutrale Standardisierung der auszutauschenden Information erforderlich. Neben der funktionalen Festlegung der einzelnen Schnittstellen ist insbesondere ein allgemeines Schema wünschenswert, das es dem Anwender erlaubt, die nichtfunktionalen Anforderungen an eine Schnittstelle, also z.B. Anforderungen an die Informationssicherheit, die Verfügbarkeit, das Echtzeitverhalten, die Übertragungsleistung oder die Fehlersicherheit im Einzelfall einfach und einheitlich zu formulieren.
Die Namur-Empfehlung 139 verfolgt zwei Ziele: Erstens formuliert sie ein allgemeines Schnittstellenkonzept, das als Grundlage für weitere Schnittstellenspezifikationen verwendet werden kann und die Arbeit anderer Namur -Arbeitskreise und Normungsgremien unterstützt und zweitens definiert sie Qualitätsmerkmale, mit denen sich die nichtfunktionalen Eigenschaften einer Schnittstelle quantitativ beschreiben lassen. Diese Qualitätsmerkmale ermöglichen es den Anwendern, in konkreten Projekten Anforderungen an die Qualität einer Schnittstelle einfach, standardisiert und eindeutig zu formulieren.
NE 141: Schnittstelle zwischen Batch- und MES-Systemen
Diese Namur -Empfehlung definiert Anforderungen an die Schnittstelle zwischen Batch- Systemen und MES-Lösungen (Manufacturing Execution System) und ergänzt damit wesentliche, in der Prozessindustrie bisher fehlende Aspekte der Standardisierung. Die Anforderungsbeschreibung ist technologieneutral formuliert und basiert auf internationalen Standardisierungsarbeiten wie IEC 61512 (ISA S88), IEC 62264 (S95) und den davon abgeleiteten Kommunikationsstandards BatchML und B2MML.
Die NE 141 findet Anwendung für Schnittstellen zu Batch-Systemen wie zum Beispiel PLS/MES mit Batch-Funktionalität, PIMS mit Batch-Historie oder Produktionsfeinplanungssysteme. Der nachhaltigen Integration von Batch-Systemen und MES-Lösungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Die Integration sollte nur über standardisierte, offene und systemunabhängige Schnittstellen erfolgen.
Anlagenbetreibern und Systemanbietern wird mit dieser Empfehlung eine Anforderungsspezifikation zur Verfügung gestellt, die bei der Auswahl und Entwicklung von Schnittstellen zu Batch-Systemen Unterstützung bietet. Mit der angestrebten Vereinheitlichung können Kosteneinsparungen beim Aufbau und der langfristigen Pflege von Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Systemen zum Austausch von Batch-Informationen erzielt werden. Außerdem ergeben sich neuartige Dienstestrukturen und applikative Möglichkeiten für eine vertikale und horizontale Systemintegration.
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