Intralogistisches Know-how für die Belange der Chemie
Die Beumer Group ist ein international agierender Hersteller von Intralogistiksystemen in den Bereichen Fördern, Verladen, Palettieren, Verpacken, Sortieren und Verteilen. Mit 5.400 Mitarbeitern erwirtschaftet die Gruppe einen Jahresumsatz von etwa 1 Mrd. EUR. Die Chemie/Petrochemie wird von der Beumer Group als eigene Sparte betreut. Rafael Imberg, Head of Sales Chemicals, Beumer Group, spricht über aktuelle Themen, die seinen Bereich betreffen.
CHEManager: Herr Imberg, warum ist es sinnvoll, die Chemie/Petrochemie als eigene Sparte zu betreuen?
Rafael Imberg: In der Petrochemie gibt es zahlreiche Produktspezifikationen. Um darauf reagieren zu können, stellen unsere Kunden besondere Anforderungen an die Ausführung und Sicherheit der Maschinen und Anlagen. Für eine hohe Maschinenverfügbarkeit spielt ein ausgedehntes Customer-Support-Netzwerk mit verschiedenen Service-Vereinbarungen eine immer wichtigere Rolle. Als Anbieter gilt es für uns zudem, die Anlagen in den gesamtheitlichen petrochemischen Komplex einbinden zu können. Das erfordert sehr viel Know-how in der Maschinentechnik und bei den Prozessen. Wir haben deshalb für unsere Kunden aus dieser Branche ein Team aufgestellt, das Anwender mit sehr viel Know-how unterstützen kann.
In der Produktion und im Betrieb von Verpackungs- sowie Fördermaschinen gewinnt der CO2-Fußabdruck zunehmende Bedeutung. Wie stellt sich die Beumer Group dieser Anforderung?
R. Imberg: Wir setzen auf die neuesten Komponenten, zum Beispiel auf Antriebe mit niedrigem Energieverbrauch. Dazu kommen in den Verpackungsmaschinen Kühlaggregate mit internem Kühlkreislauf zum Einsatz. Damit können wir den Druckluftverbrauch minimieren. Auch achten wir darauf, dass die von uns verwendeten FFS- und Stretch-Folien minimale Folienstärken besitzen. Optimalerweise sind diese aus Rezyklat hergestellt. Unsere Maschinen passen wir daran an. Wir stehen in engem Kontakt mit den Folienherstellern, um die richtige Rezeptur in Abstimmung mit der Maschinentechnologie zu erarbeiten. So entwickeln wir ganzheitliche Ansätze für unsere Kunden. In unserem Technikum haben wir auch dünne Folien unterschiedlicher Hersteller, um diese zu testen. All das beeinflusst den CO2-Footprint entscheidend.
Welche Möglichkeiten bieten sich – auch im Zusammenhang mit einer verstärkten Digitalisierung – künftig für den Einsatz von Robotertechnik in Chemieanlagen?
R. Imberg: Hier komme ich auf die fahrerlosen Transportsysteme zurück. Sie können die Anlage zum Beispiel mit Leerpaletten beschicken und die Folie automatisch zum Stretcher und zur Absackmaschine anliefern. Am Ende der Linie nehmen sie die vollen Paletten ab und transportieren sie ins Lager. Dies können wir für unsere Kunden bereits umsetzen. Wir automatisieren auch den anschließenden Prozess, etwa um Container oder Lkw automatisch zu beschicken.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung in der Verpackungs-, Lager- und Förderlogistik für die chemische Industrie in den kommenden Jahren? Wo werden die Schwerpunkte liegen?
R. Imberg: Die wichtigsten Fokusthemen sehen wir in der Industrie 4.0. Die ‚Smart Factories‘ geben die Themenschwerpunkte vor. Um Prozesse zu optimieren, wird es für unsere Kunden immer wichtiger, eine bessere Kontrolle über ihre Prozesse zu haben, um schneller eingreifen zu können. Auch Gefahrenstellen müssen minimiert werden. Ein Beispiel ist der manuelle Staplerverkehr. Voranschreiten wird auch die Automatisierung für weniger arbeitsintensive Abläufe.
Wir sehen einen kommenden Wandel innerhalb der Industrie. Wir setzen Kunststoffe ein, die intelligent sind, also selbstständig auf Grund ihrer inneren Struktur auf Reize von außen reagieren können. Damit ist auch eine immer höhere Flexibilität unserer Systeme gefordert – frei nach dem Motto: ‘Kleinere Mengen und speziellere Produkte‘. Mit dieser Aufgabenstellung werden unsere Kunden künftig immer häufiger konfrontiert sein.