Hessische Gesundheitsindustrie fragt nach dem Wandel in der Arbeitswelt
04.12.2018 -
Die Arbeit der Zukunft – besteht sie aus flexiblen Arbeitszeiten, wechselnden Projektgruppen, flachen Hierarchien und Roboter-Kollegen? Was davon ist sinnvoll und was ist lediglich übertrieben? Welche Ideen sind geeignet für die unterschiedlichen Arbeitsplätze, die Mitarbeiter und die verschiedenen Unternehmen?
Die knapp 100 Teilnehmer der Veranstaltung „Raumschiff Surprise – wie arbeiten wir morgen?“ trafen sich im neuen „Merck Innovation Center“ in Darmstadt, um Konzepte für die Arbeitswelt von Morgen aus Sicht der Unternehmen der hessischen Gesundheitsindustrie zu beleuchten. Wie das konkret aussieht, stellten die Unternehmensvertreter von AbbVie, B. Braun, Fresenius Kabi und Merck in Kurzvorträgen vor. Dabei kamen die Themen Arbeitszeitgestaltung, Arbeitsorganisation, aber auch Arbeitsort und eine vermehrte Start-up Mentalität in den Unternehmen zur Sprache. Für sie alle stand fest: es sind die Unternehmen und ihre Mitarbeiter, die die Arbeitswelt von morgen gestalten – wer sonst?
AbbVie hat seine Mitarbeiter zu Super-Navigatoren befähigt. Mit einem „Life Navigation Agreement“ haben diese die Option, an verschiedenen Orten unter freier Zeiteinteilung zu arbeiten. Vertrauen, stärkere Teamkommunikation und monatliche Trainingsangebote ermöglichen das flexible Konzept.
Fresenius Kabi zeigte eindrucksvoll, wie sich digitale Transformation auf alle Geschäftsbereiche und letztlich das Geschäftsmodell auswirkt. So laufen im eigens eingerichteten DigitalLab wesentliche Themen wie die Suche nach digitalen Talenten, User-Experience und Co-Working als neue Art der Kooperation zusammen.
Eine innovative Formel für bessere Zusammenarbeit hat B. Braun gefunden. Die Zutaten: Selbstorganisation, Agilität, Transparenz - gepaart mit mehr Spielraum zum Ausprobieren und flachen Hierarchien - machen das Erfolgsrezept aus, mit dem sich B. Braun für die zunehmende Komplexität in der Arbeitswelt bestens aufgestellt sieht.
Gastgeber Merck kann ebenfalls auf eine spannende Reise zurückblicken. Am Anfang stand die Idee, agiles und modernes Arbeiten zu fördern. Entstanden sind u.a. flexible Arbeitszeitkonzepte, agile Teams und flache Organisationsformen mit der Erkenntnis, dass neue Arbeitszeitformen Spaß machen und Wettbewerbsvorteile schaffen.
„Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wird die Gewinnung und Weiterqualifizierung von Fachkräften an Bedeutung weiter zunehmen“, betonte der Hessische Arbeitsminister Stefan Grüttner. „Dabei erfordert Fachkräftesicherung im Sinne der Dachmarke ‚Arbeitswelt Hessen‘ eine nachhaltige, soziale und innovative Ausgestaltung von Arbeitsplätzen. Erkennbar sind bereits jetzt Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelten, insbesondere auf die Arbeitsbedingungen, aber auch an die Gestaltungsverantwortung der Arbeitgeber. Um diese Veränderungen zu bewältigen, muss die Arbeitswelt Hessen von all ihren Akteuren aktiv gestalten werden“, hob Grüttner hervor.
Untermalt mit einem Kurzfilm diskutierte im Anschluss ein studentischer Debattierclub das Für und Wider der neuen Arbeitswelt und ging gleichsam Ängsten und Chancen auf den Grund.
Josephine Hofmann vom Fraunhofer Institut spannte den Bogen von der Wissenschaft zur Unternehmensrealität, z.B. in KMUs. Deutlich wurde für die knapp 100 Teilnehmer, dass „New Work“ eine Aufgabe für alle Unternehmen und deren Bereiche sein sollte.
Auch die Sozialpartner, vertreten von Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer der Hessenchemie und Volker Weber, Landesvorsitzender und -bezirksleiter der IG BCE Hessen-Thüringen beleuchteten Herausforderungen und Chancen der Änderungen im Arbeitsalltag für Arbeitgeber und -nehmer. Durch das Programm führte Niklas Leicht, Head of Competence Center Agile Transformation an der Universität St. Gallen.
Die Veranstaltung ist Teil der im Jahr 2017 gestarteten Reihe „Moderne Arbeitswelten“ und wird in Kooperation mit dem Arbeitgeberverband Hessenchemie durchgeführt.
Initiative Gesundheitsindustrie Hessen (IGH)
Die IGH ist ein Zusammenschluss von vier Partnergruppen: Hessische Landesregierung, Unternehmen der hessischen Gesundheitsindustrie, der Landesbezirk Hessen/Thüringen der IG BCE und Vertreter aus Wissenschaft und Forschung. Ziele der Initiative sind die Sicherung bestehender Arbeitsplätze und die Schaffung neuer und hochqualifizierter Stellen durch Steigerung der Attraktivität Hessens für Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion. Innovation und optimale Rahmenbedingungen für Produktion sollen die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbaren, qualitativ hochwertigen Arzneimitteln und Medizinprodukten sichern.