Anlagenbau & Prozesstechnik

Farbe wirkt

Physiologische und psychologische Wirkung von Farbe im Reinraum

27.02.2012 -

ReinRaumTechnik - Das Arbeiten in Rein- und Reinsträumen bringt erschwerte Arbeitsbedingungen mit sich. Das zumeist komplett weiße Arbeitsumfeld ergibt zusätzlich auch physiologische Probleme für die Mitarbeiter. Richtiger und sinnvoller Farbeinsatz verstärkt das Aussehen des Reinraums sowie den Reinproduktcharakter. Damit wird nicht nur das Arbeitsklima verbessert, es werden auch Fehler- und Unfallrisiken gesenkt und die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter erhöht.

Eine Vielfalt von Sachzwängen ergeben eine neue Kombination von Einflüssen an diesen High-Tech-Arbeitsplätzen. Den Mitarbeitern wird schon beim Betreten der Arbeitsplätze durch das Anlegen der Reinraum-Arbeitsbekleidung die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit bewusst gemacht, die durch die Komplexität der teuren Anlagen noch verdeutlicht wird. Jedoch wird durch den Phasenablauf in der Produktion und der Automatik der Maschinen selbständige Willenshandlungen unterdrückt. Hinzu kommt eine hohe Verantwortung der Mitarbeiter, da ein Fehler oder Defekt einen hohen Schaden für das Unternehmen nach sich zieht.
In der Gesamtsituation des Arbeitsplatzes ist die ständige Belastung zu beachten, die durch das Reinraumklima (erhöhter Luftdruck, gleich bleibende Raumtemperatur, bzw. Luftfeuchtigkeit) entsteht. Das zumeist komplett weiße Arbeitsumfeld ergibt zusätzlich auch physiologische Probleme für die Mitarbeiter:

  • Es gibt wenig Focusierungspunkte für das Auge.
  • Geringe Infeld-/Umfeld-Kontraste ergeben erhöhte Anstrengungen für das Auge.
  • Das Auge muss immer wieder nachfocusieren, was zu frühen Ermüdungen führt.
  • Es fehlt die vom vegetativen Nervensystem gewünschte Spannung und Entspannung (Vagus und Sympatikus).

Es findet somit ein Wechselspiel von einerseits dauernder hoher Anspannung und Konzentration, sowie andererseits einschläfernder Monotonie statt.
Unterstütztung der psychischen

Funktionen
Zum Beispiel bisherige Wafer-Fabs: Zuvor fehlte in den bisherigen Fabs durch die überwiegend weißen Oberflächen ein optischer Reiz, um diese Anspannung auszugleichen und gleichzeitig auch wieder anregend zu sein. Die Raumfarben sollen deshalb willensfördernde, also aktive und stimulierende Farben sein. Eine weitere psychische Belastung ist die Schichtabfolge, die den Biorhythmus der Mitarbeiter belastet. Durch die bisherigen monotonen und monochromen Farb-Licht-Reize wird so getan, als ob diese Veränderlichkeiten nicht existieren.
Eine sinnvolle, rhythmisierende Farb- und Lichtplanung kann der Monotonie entgegenwirken und die Aufmerksamkeit erhöhen und damit die Fehlerquote senken. Außerdem wird das Wohlbefinden der Mitarbeiter durch eine solche Farbplanung wesentlich erhöht.

Unfallgefahren und Vorbeugung
Durch den überwiegend monochromen und damit auch monotonen Gesamteindruck wird der Mitarbeiter zum Einen auf große Konzentration gebracht, andererseits birgt diese einseitige und gleichzeitige Konzentration ohne Rhythmus die Gefahr des Unachtsam werdens.
Unfall- oder auch Schadengefahren ergeben sich durch diese Monotonie sowie durch Eigenbewegung wie Stolpern, Knicken usw. Stich- und Schnittverletzungen durch Silizium-Splitter oder Kontakt mit Chemikalien sind weitere Gefahrenpunkte.
Eine sinnvolle, rhythmisierende Farb- und Lichtplanung wirkt der Monotonie entgegen, erhöht die Aufmerksamkeit und senkt damit die Fehlerquote.

Licht und Arbeitsplatz
Bisher wurde durch eine hohe und gleichmäßige Lichtleistung ein differenziertes Sehen ermüdend. Es verstärkt sich noch durch die überwiegend weißen Oberflächen von Decke, Wänden, Boden und Maschinen. Das menschliche Auge findet keine „Haltepunkte".
Durch eine Rhythmisierung von Licht und Farbe wird eine Dynamisierung hervorgerufen, die sich auf das Befinden der Mitarbeiter wie auch auf die Arbeitsleistung auswirkt. Denkbar sind auch farbige Licht-Schwerpunkte. Wir können ganz bewusst dunklere Lichtzonen schaffen, die sich z.B. bei Annäherung eines Mitarbeiters leicht aufhellen (Sensoren).
Es lässt sich durch unterschiedliche Luxstärken bewirken, zum einen durch entsprechende Leuchten oder auch durch elektronisch geregeltes, langsam wechselndes Licht. Außerdem sollte das Licht auch den tatsächlichen Tagesverlauf in etwa nachempfinden, um dem Biorhythmus der Menschen Gelegenheit zu geben, etwas zur veränderten Arbeitssituation beizutragen.
Die Beleuchtung sollte blendfrei sein, und so angeordnet werden, dass sich Schatten bilden können. Wechselnde Schatten schalten das Vegetativum von Stress- auf Glückshormone um.
Wichtig ist die Bereitstellung von optimalen Licht- und Lichtfarbbedingungen auch dort, wo kein Tageslicht hereinkommt. Lichtschleusen in Wege- und Schleusenbereichen sorgen auch für verhaltensregelnde Orientierung und Ordnung. Dringend notwendig ist auch deshalb eine optische Rhythmisierung des Arbeitsumfeldes durch Architektur-Struktur, Farbe und Licht.

Gestaltung der Anlagen
Die normalen idealen Maschinenfarben wurden früher in den Helligkeitsstufen 20-50% angesehen. Dies ist sicher auch im Bereich der Schwerindustrie richtig. Da sich die Fertigungsart wie die Anforderungen sehr verändert haben, soll man bei der Maschinengestaltung neue Wege gehen. In einem Reinraum sollen auch diese nicht schmutzig sein, dürfen deshalb auch in der Anmutung nicht so wirken. Dazu kommen noch die hohen Anforderungen an die Mitarbeiter wie auch an das Produkt: hohe Konzentration und Anspannung oll unterstützt werden.

Farbkonzeption
Für die Gestaltung von Reinraumanlagen haben wir eine spezielle Farbtoncollection entwickelt. Der Einsatz der Farben erfolgte nach den Gesichtspunkten:

  • Reinraumklasse
  • Raumfunktion
  • Anlagenfunktion
  • Anlagengröße
  • Anlagenstruktur (Sockel, Korpus, Türen)
  • Proportionen
  • Wirkung

Insgesamt erhalten wir ein sinnvolles Farbkonzept /-konzert, das in seiner Kombination aus Fußboden, Wände und Anlagen einen versöhnlichen, harmonischen Raumklang bildet und einen humaneren Arbeitsplatz den motivierten Mitarbeitern anbietet. „Ordnende Farbverhältnisse" bringen Leichtigkeit und Klarheit und vermindern den Stressfaktor.

Fazit
Wir empfinden Farben als leicht oder schwer, passiv oder aktiv, kalt oder warm, hell oder dunkel. Farbe wirkt auf unsere Empfindungen und auf unsere Sinne, aber ebenso auf das Unterbewusstsein. Eine gekonnte und sinnvolle Farbgebung verhilft zu einer humaneren, lebenswerteren Umwelt und Arbeitsumfeld.
Farbgebung sollte nicht nur eine Sache des persönlichen „Geschmacks" des Unternehmers sein, sondern sich an objektiven Kriterien und an der Identität des Unternehmens orientieren, um den Menschen und ihren Bedürfnissen zu dienen. Außerdem unterstützt die farbliche Gestaltung das Unternehmen dabei, eine bestimmte Botschaft nach außen an die Kunden und nach innen an die Mitarbeiter zu senden.  

Kontakt

Farbatelier Raum für Farbe

Putlitzstraße 13
76137 Karlsruhe
Deutschland

+49 721 18316606