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Digitale Kultur

Die Zukunft des Engineering ist vernetzt, gewerkübergreifend und schnittstellenfrei.

23.10.2017 -

Der Chemieparkbetreiber InfraServ Gendorf hat eine digitale Planungsumgebung entwickelt, die gewerkübergreifende Planungsprozesse ermöglicht. Die Planungsarchitektur vernetzt Verfahrenstechnik, EMSR-Technik, Rohrleitungsbau und Instandhaltung. Planer und Ingenieure arbeiten erfolgreich in der vollintegrierten digitalen Umgebung zusammen. Jetzt können auch externe Anlagenplaner die Engineering-Lösung nutzen: Das Paket aus Engineering, IT-Architektur und Lizenzabwicklung ist gerade für mittelständische Unternehmen eine Chance, ohne riesige Eigeninvestitionen in das digitale Engineering einzusteigen. Oliver Pruys sprach mit Dr. Mickael Planasch, dem Engineering-Leiter des Unternehmens, über die Chancen des  Digital Engineering vor allem für kleinere und mittelständische Unternehmen.

CHEManager: Herr Planasch, das Schlagwort „Digital Engineering“ geistert nicht erst seit kurzem durch die gesamte Engineering-Welt. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand aus Sicht eines mittelständischen Unternehmens?

M. Planasch: Um es kurz zu sagen: Digital Engineering ist weit mehr als ein Buzzword. Die Zukunft des Engineering ist vernetzt, gewerkübergreifend, schnittstellenfrei und ein wichtiger Baustein im Industrie 4.0-Prozess – auch bei mittelständischen Unternehmen. Allerdings muss man auch ehrlich eingestehen: Zur Realität gehört, dass vieles davon für nicht wenige mittelständische Unternehmen noch graue Theorie ist. Dabei liegt das nicht unbedingt am Nicht-Wollen. Oft fehlen Ressourcen und die notwendigen Voraussetzungen, um die digitale Transformation anzugehen.

Auf welche Ressourcen und Voraussetzungen spielen Sie an? Finanzielle?

M. Planasch:  Auch – aber nicht nur. Natürlich tun sich Großunternehmen grundsätzlich leichter, bspw. Pilotprojekte zu finanzieren, um dort Erfahrungen rund um das digitale Engineering zu sammeln. Kleinere oder mittelständische Unternehmen hingegen können nicht einfach mal sechsstellige Initialkosten für ein Projekt in die Hand nehmen, ohne genau zu wissen, wie sich das Ganze grundsätzlich entwickeln wird oder ob man die richtige Software einsetzt. Wir haben z.B. bei der Entwicklung unserer digitalen Planungsumgebung die Erfahrung gemacht, dass Projekte dieser Art hochdynamisch sind und die Komplexität recht schnell steigt – vor allem wenn es um die Integration unterschiedlicher Gewerke und Planungstools geht, sowie in die Integration in den eigentlichen Lifecycle des Anlagenbaus. Aber noch viel wichtiger ist das Vorhandensein von praxiserprobter, gewerkübergreifender Denke bei gleichzeitigem digitalen Know-how.

Wie meinen Sie das?

M. Planasch: Am Markt existieren bspw. viele sehr gute Engineering-Planungstools mit ausgezeichneten Features für unterschiedliche Gewerke. Herausfordernd wird es aber, wenn man damit die schnittstellenfreie, gewerkübergreifende Zusammenarbeit umsetzen will und die durchgängige digitale Kette von der Planung bis zur Instandhaltung und Optimierung von Anlagen beabsichtigt – und das alles unter Berücksichtigung einer sicheren und belastbaren IT-Architektur. Dann wird die Luft schon dünner und Planungsabteilungen kleinerer Unternehmen stoßen schnell an ihre Grenzen. Wir selbst konnten unsere CAX 4.0-Planungsumgebung nur entwickeln, weil wir zum einen alle Planungsprozesse rund um Verfahrenstechnik, EMR, TGA, Instandhaltung usw. wirklich aus der Praxis kennen. Zum anderen verfügen wir mit unserem Geschäftsbereich IT-Services über einen professionellen Partner, der den Aufbau und den Betrieb komplexer, serverbasierter IT-Landschaften in der Industrie beherrscht. Was ich damit sagen möchte: Digitale Anlagenplanung ist weit mehr, als eine tolle Planungssoftware zu installieren. Die Musik spielt an anderer Stelle: Nämlich wenn es darum geht, digitale Werkzeuge so in die Prozesse zu integrieren, dass mit digitalen Daten auch schnittstellenfrei und durchgängig gearbeitet werden kann. Hier kann unsere Lösung ihre Stärke ausspielen.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen beim Eintritt in das Digital Engineering?

M. Planasch: Da gibt es mehrere Aspekte, die ich anführen könnte, aber ich möchte mich auf zwei Dinge beschränken: Zum einen ist es wichtig, eine „digitale Kultur“ zu schaffen, also den Mindset für die digitale Zusammenarbeit. Bildhaft ausgedrückt: Wer gewohnt war, dass beispielsweise Dokumentationen von Bestandsanlagen, Isometrien, Spezifikationen, Rohrklassen usw. in Papier abgelegt waren, muss sich umstellen. Manchmal ist das leichter gesagt als getan, wie wir aus der Praxis mitbekommen. Das bringt mich auch zum nächsten Punkt: den Umgang mit Daten. Für die vernetzte Zusammenarbeit ist es unerlässlich, die digitalen Daten auf solche Standardformate zu bringen, dass diese über alle Gewerke und Prozesse entlang der digitalen Kette hinweg genutzt werden können. Das Thema Datenmigration, Schnittstellen und Standardisieren hat uns bei der Entwicklung von CAX 4.0 stark beschäftigt und beschäftigt uns auch weiterhin. Für den Eintritt in das Digital Engineering selbst gilt: kleine Schritte machen, entsprechend realistischer Erwartungshaltungen. Und natürlich: Erfahrungen anderer Unternehmen nutzen.

Kontakt

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