Die Chemie- und Pharmabranche hat digital dazugelernt
Studie von Bitkom und TCS bescheinigt Unternehmen Aufgeschlossenheit gegenüber der Digitalisierung
Acht von zehn Chemie- und Pharmaunternehmen (79%) stehen der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüber – eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (65%). Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53%) legt das Thema in die Hände einer zentralen Person. Ein Drittel (32%) verfügt über ein Expertenteam für die Digitalisierung. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research im Auftrag von Tata Consultancy Services (TCS).
Dennoch besteht in der Branche noch Verbesserungspotenzial. So nutzen erst 4% der Unternehmen Blockchain. Dabei bietet die Technologie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel zur Steigerung der Sicherheit und Transparenz der Lieferkette. Aktuell findet Blockchain jedoch ebenso wie in anderen Branchen (5%) kaum Anwendung in der Praxis.
Besonders häufig nutzen Chemie- und Pharmaunternehmen hingegen 3D-Druck: Fast vier von zehn Unternehmen (38%) nutzen die additive Fertigung – doppelt so viele wie Unternehmen in anderen Branchen (19%). Im Vergleich zum Vorjahr hat der Einsatz von 3D-Druck in der Chemie- und Pharmabranche um zehn Prozentpunkte zugenommen. Die Technologie eröffnet viele neue Möglichkeiten. So lassen sich Medikamente bedarfsgerecht produzieren oder Dosierungen in hohem Grad individualisieren.
Auch beim Einsatz von Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) nehmen Chemie- und Pharmaunternehmen eine Vorreiterrolle ein: 23% verwenden die Technologien (gesamt: 15%). Mit den Datenbrillen lassen sich chemische Reaktionen oder die Wirkung von Medikamenten veranschaulichen. Unternehmen anderer Branchen setzen die Technologien deutlich seltener ein (15%). Der häufige Einsatz von VR und AR spiegelt sich auch in den geschaffenen und geplanten Stellen wider: Fast ein Viertel (23%) der Chemie- und Pharmaunternehmen haben bereits entsprechende Spezialisten eingestellt. Weitere 16% planen, Stellen für AR- und VR-Designer zu schaffen.
Wie auch in anderen Branchen werden IT-Sicherheitsberater am häufigsten gesucht: 37% der Unternehmen wollen Stellen schaffen (gesamt: 30%) – zusätzlich zu den 32% der Unternehmen, die bereits IT-Sicherheitsberater eingestellt haben (gesamt: 28%).
Vier von zehn Chemie- und Pharmaunternehmen (39%) haben zudem Stellen für Social-Marketing-Manager geschaffen – im Schnitt sind es lediglich 25% der befragten Unternehmen. Allerdings sind die Herausforderungen in der Chemie- und Pharmaunternehmen größer – schließlich müssen die Unternehmen der Branche besonders strenge Reglementierungen und Richtlinien einhalten.
Die Branche zeigt sich besonders kooperationsfreudig: Fast die Hälfte der Unternehmen (48%) kooperiert für die Digitalisierung mit Verbänden (gesamt: 36%). Von sechs im Vorjahr auf nun 15% gestiegen sind Kooperationen mit Start-ups – diese bestehen fast doppelt so häufig wie beim Durchschnitt (8%). Auch mit Wettbewerbern (10%) arbeiten Chemie- und Pharmaunternehmen häufiger zusammen als Firmen anderer Branchen (3%). Weitere Ergebnisse der Trendstudie „Don’t Panic – Gelassen zur Digitalisierung“ sind online verfügbar.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Unternehmensbefragung, die Bitkom Research im Auftrag des IT-Beratungsunternehmen Tata Consultancy Services im Juni und Juli 2019 durchgeführt hat. Dabei wurden 953 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern befragt, darunter mehr als 100 Chemie- und Pharma-Unternehmen. Die Interviews wurden mit Führungskräften durchgeführt, die in ihrem Unternehmen für das Thema Digitalisierung verantwortlich sind. Dazu zählen Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder ebenso wie Entscheider aus den Bereichen Digitale Technologien, Informationstechnik, Operatives Geschäft und Finanzwesen. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Gesamtwirtschaft ab 100 Mitarbeitern. Nach 2016, 2017 und 2018 ist dies die vierte gemeinsame Studie von TCS und Bitkom Research.