Der Bau der TDI-Anlage verbessert Infrastruktur und Stoffverbund am Chemiestandort Dormagen.
24.02.2014 -
Der Bau der TDI-Anlage verbessert Infrastruktur und Stoffverbund am Chemiestandort Dormagen
Der Chempark Dormagen ist ein gefragter Standort: Derzeit bauen und planen dort verschiedene Unternehmen neue Anlagen und umfangreiche Erweiterungen, darunter Bayer MaterialScience (BMS), Air Liquide und Kemira. Um diesen und weiteren Firmen auch zukünftig gute Bedingungen bieten zu können, trägt Chempark-Betreiber Currenta mit umfangreichen Investitionen zur Entwicklung des Standortes und Attraktivität der Verbundstruktur bei.
Wie eng der Chemieparkmanager dabei mit seinen Partnern zusammenarbeitet, zeigt das Beispiel des aktuellen Großprojektes von Bayer MaterialScience: In Dormagen errichtet das Unternehmen eine Anlage zur Herstellung der Chemikalie Toluol-Diisocyanat - kurz TDI. Auch für den Standortbetreiber ist dies eines der größten aktuellen Vorhaben, denn es gilt, die 2014 in Betrieb gehende Anlage perfekt in die bestehende Infrastruktur einzubinden. Dazu muss das Gebäude mit einer Vielzahl unterschiedlicher Energiearten versorgt werden, die für die Produktion von TDI nötig sind. So bezieht die Anlage nicht nur Dampf in unterschiedlichen Druckstufen aus dem Netz des Chempark, sondern auch Strom, Kälte, technische Gase sowie Kühl-, Betriebs- und vollentsalztes Wasser. „Mit der Erweiterung der Infrastruktur reagieren wir auf die aktuellen Neuansiedlungen, von denen die TDI-Anlage nur eine, allerdings die mit Abstand größte darstellt", erläutert Dr. Ernst Grigat, der seit vergangenem Jahr Leiter aller drei Chempark-Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen ist.
Investitionen in technisches Umfeld
Die Energieversorgung der TDI-Anlage erfolgt durch unterirdische Leitungen sowie über bestehende oder neue Rohrbrücken: Bereits im Jahr 2010 errichtete der Standortdienstleister - unmittelbar nach Abriss des ehemaligen Kraftwerks - eine 250 m lange Rohrbrücke, die die TDI-Anlage umspannt. Zudem werden neue Energieverteilnetze mit einer Gesamtlänge von rund 8 km verlegt. Direkt neben der neuen Anlage entsteht darüber hinaus ein Versorgungszentrum mit Kälteerzeuger, Kühlturmanlage und Transformatorstation. Um die Produktionsstätten in die Infrastruktur zu integrieren, hat der Chempark-Betreiber allein im Jahr 2012 rund 40 Mio. € investiert.
Eine zentrale Kälteversorgung war für die Partnerunternehmen schon immer besonders wirtschaftlich, da diese dann keine eigenen Anlagen betreiben müssen. Das gilt auch für die Zukunft. Denn um den zu erwartenden Mehrbedarf am Standort Dormagen zu decken, hat sich Currenta zum Bau einer zweiten Kälteanlage innerhalb eines neuen Versorgungszentrums entschlossen. Mit rund 15 Mio. € ist die Kälteanlage die größte Einzelinvestition innerhalb des Zentrums. Die neue Kältezentrale wird in das bestehende Netz eingebunden und beliefert auch andere Unternehmen am Standort, unter anderem Lanxess, Bayer CropScience, Dralon und Asahi Kasei. Beide Kältezentralen sind modular aufgebaut. „Die Stückelung in mehrere Einzelanlagen ermöglicht es, die Kälteversorgung je nach Werkslast energieoptimal zu steuern", betont Frank Schneider, Betriebsleiter Kälteerzeugung . Zudem sei durch Leistungsreserven eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet
Der neue Kühlturm, einer weiterer Baustein des Versorgungszentrums, dient zur Abführung von Wärme aus der TDI-Anlage sowie der Anlage von Air Liquide. Der an das Kreislaufwassernetz in Dormagen angeschlossene Turm wird pro Stunde 8.500 m³ Wasser auf maximal 27°C abkühlen. „Dabei benötigen wir nur 2 % Frischwasser bezogen auf die umlaufende Wassermenge", erklärt Projektleiter Armin Kreimer. „Der Kühlturm erhält eine umweltschonende Biozid-Behandlung auf der Basis von Chlordioxid. Sie schützt das Wasser vor einer Belastung mit Keimen, gleichzeitig verfügt das Kreislaufwasser über eine so hohe Qualität, dass wir geringe Mengen daraus als Abflutwasser direkt in den Vorfluter einleiten dürfen." Neu ist auch die Bauform des Kühlturms. Die Wasserführende Konstruktion besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Er ist leichter als die früheren Betonkonstruktionen mit Holzständerwerk, korrosionsfrei und zudem verrottungssicher.
Der Bedarf für einen neuen Einspeisetransformator ergab sich vor allem durch die TDI-Anlage des Werkstoffherstellers, den Steamreformer von Air Liquide zur Produktion von Wasserstoff und Kohlenmonoxid aus Erdgas, den Kühlturm sowie die Kälteanlage von Currenta. „Durch die neuen Anlagen steigt die benötigte Anschlussleistung bezüglich elektrischer Energie am Standort Dormagen. Die Leistungssteigerung erfordert den Austausch eines Einspeisetransformators durch einen größeren", erklärt Tobias Küter, zuständiger Projektleiter. Der Transformator reduziert die Spannung der extern gelieferten Leistung von 110 Kilovolt (kV) auf 20 kV. Er verfügt mit 63 Megavoltampere nun über die doppelte Anschlussleistung. Das entspricht rund 4.000 angeschlossenen Haushalten. Mit dem neuen Trafo garantiert das Serviceunternehmen seinen Kunden nicht nur die erforderliche Versorgungsstabilität für die energieintensiven Anlagen. Durch seine große Leistungsfähigkeit hat der Transformator darüber hinaus genügend Reserven, um - zusammen mit den anderen Transformatoren - auch in Zukunft im gesamten Chemiepark weiterhin die Netz-Stabilität sicherstellen zu können.
Verbundstruktur wächst weiter
Der Stoffverbund wird weiterentwickelt: Denn für die TDI-Anlage wird Wasserstoff und Kohlenmonoxid benötigt - zwei Rohstoffe, die für die Produktion einer Vielzahl von Zwischenprodukten in der Chemie- und Kunststoffindustrie dienen. Die beiden Gase stellt BMS jedoch nicht selbst her. Sie sollen zukünftig aus einem neuen Steamreformer des Industriegasherstellers Air Liquide kommen, die in unmittelbarer Nähe der TDI-Anlage entsteht. In die neue Anlage mit einer Jahreskapazität von 22.000 t Wasserstoff und 120.000 t Kohlenmonoxid hat Air Liquide 100 Mio. € investiert und rund 20 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Die Neuansiedlung von Kemira in Dormagen basiert ebenfalls auf einer Partnerschaft mit BMS, durch die beide Unternehmen die Vorteile des Stoffverbundes nutzen. Denn bei der Produktion von TDI entsteht Salzsäure, eine Chemikalie, die das Unternehmen wiederum für die Herstellung von Flockungsmitteln benötigt. Flockungsmitteln werden für die Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung eingesetzt. Der Produktverbund sichert dem finnischen Chemiekonzern eine langfristige und rentable Versorgung mit Salzsäure, die direkt aus dem internen Rohrleitungsnetz übernommen werden kann. Darüber hinaus entstehen durch die Anlage rund 15 neue Arbeitsplätze.
„Als Chemieparkbetreiber wollen wir unseren Kunden sowohl optimale Dienstleistungen bieten als uns auch als Standort-Architekt und -Botschafter für die Zukunftsfähigkeit der Industriestandorte engagieren", erklärt Dr. Grigat. Die nachhaltige Investition in bestehende und neue Infrastruktur sowie in den Chemiepark-Verbund garantiere, dass der Chempark auch morgen noch zu den attraktivsten Chemiestandorten in Europa gehört.