Coronavirus: Unternehmen fangen an zu hamstern
Deutsche Manager befürchten Produktionsstillstände und Lieferengpässe
Wie soll eine Supply Chain funktionieren, wenn die Menschen Angst vor Ansteckung haben, die Logistik von einem Tag auf den anderen abgeschnitten wird und Entscheider sich nicht mehr sehen können? Und sind diese Ängste begründet oder aufgebauscht? Um Licht ins Dunkle zu bringen, haben die Einkaufsberater der Kloepfel Group 243 Fach- und Führungskräfte der deutschen Industrie und des deutschen Handels im Rahmen einer Online-Blitzumfrage befragt. Die stichprobenartige Umfrage wurde branchenübergreifend vom 3. bis zum 6. Februar 2020 durchgeführt.
Mehrheit hat Verbindung zu China
Bei dieser Frage konnten die Teilnehmer mehrere Antworten abgeben. So sagten 81%, dass sie von wichtigen Lieferanten aus China beliefert werden. Rund jeder Dritte (35%) arbeite dort mit wichtigen Kunden zusammen. Ein Drittel (33%) produziert direkt in China. 4% haben keine Verbindung zum Riesenreich.
Jeder Dritte findet Medienberichte überzogen
Mit 63% gab die Mehrheit der befragten Manager und Fachkräfte an, dass sie froh sind, über die Medien aufgeklärt zu werden. Nur gut jeder Dritte (37%) findet die aktuelle Berichterstattung völlig überzogen.
Maßnahmen von Regierungen oder Airlines notwendig
58% halten die Maßnahmen von Regierungen und Fluggesellschaften zum Schutz vor Ansteckung für sinnvoll. 42% hingegen finden die Maßnahmen teilweise sinnvoll und teilweise übertrieben. Alle Befragten sind aber grundsätzlich der Meinung, dass weiterhin Vorsorge getroffen werden muss. Niemand hielt die Mittel zur Bekämpfung des Coronavirus für unnötig.
19% haben Angst vor Produktionsstillstand
Die Mehrheit (42%) ist bisher noch nicht von Lieferantenausfällen betroffen. 28% verzeichnen zwar Ausfälle von Lieferanten, können aber kurz- bis mittelfristig alternative Lieferanten aktivieren. 19% befürchten, dass Lieferengpässe ihre Produktion stilllegen. Unterdessen haben 9% Lieferengpässe, aber diese werden nicht zu einem Produktionsstillstand führen. Nur gut 2% der Teilnehmer ist in keiner Weise von Lieferantenausfällen betroffen.
41% müssen Projekte unter Mehrkosten verschieben
Auch hier berichtet die große Mehrheit der Befragten mit 42%, dass sie Projekte weiterhin wie geplant durchführen können. Allerdings müssen mit knapp 41% fast genauso viele Projekte verschieben, was sie laut Umfrage viel Geld kostet. 9% können Projektpläne nicht einhalten und befürchten, dass dies sogar deren Existenz gefährdet. Weitere 8% müssen zwar ein geplantes Projekt terminlich verschieben, jedoch sei dies problemlos.
Einkaufsberatung für die Wirtschaft verzeichnet zahlreiche Eilanfragen – Unternehmen hamstern
Marc Kloepfel, CEO von den Einkaufspezialisten der Kloepfel Group, stellt fest: „Anfänglich haben wir viele Anfragen unserer Kunden mit Standorten in China nach Mundschutzmasken bekommen. Da sich die Lage aber nicht verbessert, bekommen wir in diesen Tagen viele Eilaufträge für weitere Warengruppe. Die Firmen fangen an, zu hamstern und füllen ihre Lager vorsorglich auf. Dies betrifft neben der produzierenden Industrie auch sehr stark den Handel.“