Corona: verantwortlich für den Wandel unseres Reinraum-Business!?
Fort- und Weiterbildung in Zeiten der Pandemie
Die Begriffe wie z.B.: Online-Meetings und -Messen zogen an den ehemaligen Präsenzveranstaltungen wie ein Blitz vorbei. Gleichzeitig veränderte sich unsere Arbeitswelt. Begriffe wie Homeoffice, Kurzarbeit, damit verbundene finanzielle Sorgen, zusätzlich auch noch die eigene Kinderbetreuung während der Arbeitszeit, auch die gesundheitlichen Folgen des Lockdowns werden uns auf unbestimmte Zeit begleiten. Zusätzlich belasteten die immer geringeren persönlichen Kontakte zu den Kollegen/innen sowie Kunden das eigene Nervenkostüm.
Wir, das Netzwerk „CleanRoomNet“, haben auf die veränderten Arbeitsbedingungen und Veränderungen der durch die Covid-Krise hervorgerufenen Lebensumstände kurzfristig reagiert und unsere anstehende Veranstaltung: „Die Reine 4.0“ hat ihre Fortsetzung gefunden, neu organisiert.
Mit Cleanroom Tuesday haben wir eine Möglichkeit geschaffen, prägnante und informative Inhalte zu erhalten, die in der Reinraumlandschaft zurzeit nicht aus dem Besuch von Fachmessen zu erhalten sind.
Cleanroom Tuesday
Die neue Online-Webinar-Serie Cleanroom Tuesday haben offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. Die Auftaktveranstaltung am 23. Februar 2021 zum Thema: Reinraumplanung und -Bau lag mit über 230 interessierten Teilnehmern weit über den Erwartungen.
Bisher waren die Präsenzveranstaltungen bei unseren Themen, die wir mit Anwendern der Reinraumtechnik veranstaltet haben, selbst bei Schulungsmaßnahmen, die wir zur Vorbereitung von Personal für den Reinraum anwenden, immer noch weit vor E-Learning-Einheiten. Jedoch durch die Pandemie stark infrage gestellt. Die Möglichkeit, face-to-face mit dem „Lehrenden“ zu kommunizieren erhöht die Interaktivität und lädt ein, Erfahrungen offen auszutauschen.
Dies kann wesentlich spontaner und direkter stattfinden als über digitale Medien. Ein großer Vorteil gegenüber dem digitalen Format ist außerdem, dass sowohl Lernende als auch Lehrende die Ebene der non-verbalen Kommunikation zusätzlich zur Verfügung haben. In Präsenzveranstaltungen kann man von beiden Seiten Bewegung, Gesten, Mimik, Stimmlage usw. unmittelbar aufnehmen, man kann die Person gegenüber „lesen“. Das macht die Interaktion dynamischer, man ist weniger abgelenkt, da das ganze Umfeld idealerweise auf das Seminar gerichtet ist. Jeder kann die Aktionen aller sehen und dabei sind Teilnehmer und Lehrende verpflichtet, voll und ganz bei der Sache zu bleiben. Der Lehrende hat dadurch mehr Spielraum, Themen punktuell zu vertiefen oder indirektes Feedback einzuholen.
Jedoch haben Veranstaltungen vor Ort auch einige Nachteile. Zum einen bedeuten sie einen hohen Organisationsaufwand (Terminabsprachen, Buchungen, Bewirtung, Teilnehmeranmeldungen etc.) und zum anderen sind sie mit Mehrkosten (Raumbuchungen, Übernachtungen, Reisekosten und Reisezeit etc.) verbunden. Präsenzveranstaltungen eignen sich dadurch vor allem für interaktives Lernen, bspw. mit einem intensiven Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden und dem Lehrenden.
Digitales Erlernen
Digitales Lernen kann ähnlich einer Präsenzveranstaltung mit Unterstützung digitaler Medien stattfinden, quasi „live“. Dabei bleibt die Möglichkeit der direkten Interaktion erhalten, auch wenn sie eingeschränkter ist, da die Kommunikation nicht persönlich stattfinden kann.
Durch die räumliche Trennung ist es meist schwerer sich auf den zu vermittelnden Stoff zu konzentrieren. Daher müssen Teilnehmer ein hohes Interesse mitbringen, um von den Inhalten zu profitieren.
Der Hauptnachteil bei diesem Vorgehen ist der fehlende Austausch mit dem Lehrenden, der getrennt von der Lerneinheit stattfindet – sofern er überhaupt stattfindet. Die Teilnehmer müssen daher mehr Disziplin mitbringen, als es bei einer Präsenzveranstaltung nötig ist. Zudem müssen die Inhalte aufwändig erstellt werden, damit sie den medienerfahrenen Sehgewohnheiten der Teilnehmer gerecht werden und Anpassungen sind ein enormer Zusatzaufwand.
Um nochmals auf die Veranstaltung: „Cleanroom Tuesday“ zurückzukommen, einer der wesentlichen Faktoren, die das Netzwerk CleanRoomNet auf seiner Agenda stehen hat, ist der Wissens- und Technologieaustausch mit Reinraumpartnern. Da man einen Austausch von Technologien auch zeitnah vermitteln soll, blieb uns nur die Möglichkeit der digitalen Übermittlung. Die Covid-19-Pandemie war der Auslöser, im eigenen Netzwerk Forschung und Entwicklung zu betreiben, die die Pandemie eindämmen sollte. Da wir über keine speziellen pharmazeutischen Kenntnisse verfügen, blieb nur noch die Optimierung und Verbesserungen unserer eigenen Portfolien übrig. Denn die Veranstaltung von Reinraummessen findet aktuell nicht statt. Die persönlichen Kontakte fehlen. Es musste eine neue Variante erfunden werden, die die Akquise von Neukunden ermöglicht.
„Wir haben mit unserem Netzwerk überlegt, wie wir unsere Inhalte jetzt digital vermitteln können und konnten dabei von der Erfahrung eines unserer Netzwerkpartner mit Webinaren profitieren. Schnell hatten wir die Themen aufgestellt und eine Serie von vier Veranstaltungen aufgebaut“, so Herr Paul Jochem über die Vorgehensweise. Die Resonanz des ersten Webinars war verblüffend. Über 220 Teilnehmer, damit hatte keiner gerechnet. Die Interessenten haben sich sehr positiv über die Veranstaltung ausgelassen. „Wir waren auf dem richtigen Weg, also weiter so. Unsere gute Fee: Frau Corina Marquart (Project Manager Content Marketing) Mitarbeiterin unseres Netzwerkpartners Elpro, die die Ablauforganisation unseres Webinars nicht nur organisierte, sondern auch während der vier Veranstaltungen betreut hatte, war es zu verdanken, dass man positiv und nachhaltig über uns spricht,“ so Jochem.
„Von hier aus möchte ich mich nochmals, auch im Namen aller unserer Netzwerkpartner recht, recht herzlich bei Frau Corina Marquart bedanken. Mögen die „Cleanroom Tuesday“ Anlass sein, dass eine lange Ära entsteht,“ so Jochem. Wann wieder eine präsenzerlaubte Kontaktierung ohne Ansteckung mit dem Coronavirus möglich ist, können wir zurzeit nicht sagen. Das soll jedoch kein Grund sein, dass das Netzwerk seine Fachkompetenz nicht auf eine andere Art und Weise an die Reinraumbetreiber übermitteln kann.
Die Webinare
Am 23. Februar 2021 war der Startschuss der neuen Vortragsserie. Dirk Steil, Geschäftsführer der Becker Reinraumtechnik sprach über die größten Fehler bei der Reinraumplanung sowie dem Reinraumbau und wie man sie vermeiden kann. Im Anschluss referierte Herr Wolfgang Konle, Leiter Projektmanagement StoCretec über Beschichtungssysteme für Reinräume und deren Anforderungen.
An Objektbeispielen erhielten die Zuhörer einen praxisnahen Einblick zu den Systemen für Boden, Wand und Decke für den Reinraum. Dabei erläuterte Herr Konle auch die relevanten Arbeitsschritte bei der Ausführung. Basis hierfür dient die VDI-Richtlinie 2083.
In der zweiten Webinar Folge instruierte Herr Severin Littmann, Cleanroom Spezialist bei Pure 11, wenn es um Verbrauchsmaterialien geht, über das Einmaleins der Kontamination im Reinraum, die Teilnehmer. Dr. Christoph Strubl, Geschäftsführer bei Strubl klärte die Teilnehmer über Herausforderungen und Lösungen zum Schutz vor Kontamination im Bereich der Packmittel für Pharmazie und Medizintechnik auf.
Das Schwerpunktthema seitens Herrn Prof. Dr. rer. nat. Gerhard Winter, Berater Reinraum Süd bei Dorfner „Nur geprüfte Reinigungs- und Desinfektionsmittel sorgen in der richtigen Konzentration, Wassertemperatur und Einwirkzeit für optimale Ergebnisse“. Er präsentierte die professionelle Reinigung und Desinfektion eines Reinraums. Christian Stark, Geschäftsführer der Klima Becker Full Service, zeigte die verschiedenen Methoden einer fachgerechten Entkeimung der Raumluft auf.
In der letzten Online-Konferenz stellte Herr Jörn Dreier von Elpro Messtechnik Monitoring-Lösungen für den individuellen Reinraum vor. Lange und teure Gerichtsverfahren durch angemessene Anlagenabnahme und Qualifizierung vermeiden. Dipl.-Ing. Walter Ritz, Senior Consultant Cleanroom Technology bei TÜV Süd Industrie Service, stellte Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen bei der Abnahme von Reinräumen vor:
Paul Jochem von ReinRaumTechnik Jochem hatte die Moderation übernommen und bedankte sich anschließend bei den ca. 700 Teilnehmern (Gesamtzahl der vier Veranstaltungen) recht herzlich für ihr Interesse an dem sehr rege genutzten Informationsaustausch. Gleichzeitig wies er darauf hin: „Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung“. Daraus ist zu lesen, dass diese positiv verlaufenen Online-Veranstaltungen keine Eintagsfliegen waren. Der Informations- und Wissensaustausch zwischen dem CleanRoomNet und den Reinraumbetreibern wird weiter fortgesetzt. Alle Folgen von Cleanroom Tuesday sind online unter www.cleanroomnet.de abrufbar.
Fazit
Eine durch die Covid-19-Pandemie verursachte neue Variante der Kommunikation (unter erschwerten Bedingungen) wurde getestet und kennen gelernt. Die Unsicherheit, schlug in den vier veranstalteten Webinaren von Mal zu Mal in Begeisterung um. Nach und nach schwand die Unsicherheit. Jedoch das beklommene Gefühl, seine Gegenüber nicht zu sehen, sein Interesse nicht wahrnehmen zu können, oder auch seine Skepsis in seinem Gesicht wahrnehmen zu können, damit man ihn doch noch durch Beispiele überzeugen kann, ist bei solchen Veranstaltungen leider nicht gegeben.
Präsenzveranstaltungen sind die wohl bekanntesten Lern- bzw. Informationsmethoden, die jeder schon einmal durchlaufen hat. Präsenzveranstaltungen rangieren bei Schulungsmaßnahmen immer noch weit vor E-Learning-Einheiten, auch wenn dies durch die Pandemie jetzt stark infrage gestellt wird. Die Möglichkeit, face-to-face mit dem „Lehrenden“ zu kommunizieren erhöht die Interaktivität und lädt ein, Erfahrungen offen auszutauschen. Dies kann wesentlich spontaner und direkter stattfinden als über digitale Medien. Diese Erfahrung mache ich ebenfalls bei der Schulung von Reinraumpersonal. In Präsenzveranstaltungen kann man von beiden Seiten Bewegung, Gesten, Mimik, Stimmlage usw. unmittelbar aufnehmen. Das macht die Interaktion dynamischer, man ist weniger abgelenkt, da das ganze Umfeld idealerweise auf das Seminar gerichtet ist.
Die Vorteile von Online-Veranstaltungen:
- höhere Teilnehmerzahl möglich
- lange Anfahrtswege der Teilnehmer fallen weg
- keine Aufwandsentschädigung der Teilnehmer
- weitaus geringerer Organisationsaufwand,
- hohe Flexibilität
- Umfangreiche Bewertung der Veranstaltung möglich
Im Vergleich zu den Nachteilen:
- keine Interaktion zwischen allen Teilnehmern möglich
- direkter Austausch unter den Anwesenden nicht möglich
- Platz für Spontanität, wie für Verständnis-
- oder Zwischenfragen begrenzt
- die Motivation der Teilnehmer nicht sichtbar
- die Spontanität eingeschränkt (…)
- Da dies jedoch außer Telefon, E-Mails, persönlicher Kontakt (extrem eingeschränkt) die einzigen Möglichkeiten einer Kommunikation erlaubt, sollte die Zukunft der Digitalisierung Tür und Tor geöffnet werden.
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