Chlor, Fluor und mehr
07.04.2022 - Vor wenigen Wochen nahm WeylChem in Frankfurt-Höchst eine neue Multi-Purpose-Anlage zur aromatischen Ringchlorierung in Betrieb.
Nach dem Anlaufen des Halex-Betriebs in Frankfurt-Fechenheim im vergangenen August ist dies bereits die zweite hochmoderne Fertigung in Deutschland binnen weniger Monate.
Gut 7 Mio. EUR hat das Unternehmen in die weitgehend automatisierte, mit Schrittketten gesteuerte Anlage investiert, die neben ihrer primären Aufgabe der Kernchlorierung auch die Produkte der bestehenden Seitenkettenchlorierung hydrolysieren kann. Dadurch entstehen zusätzliche Kapazitäten bei seitenkettenchlorierten Derivaten.
„Die neue Ringchlorierung ergänzt unser Gesamtkonzept technisch und ökonomisch hervorragend“, sagt Betriebsleiter David Crouse. „Damit können wir nicht nur Bestandskunden umfassender unterstützen, sondern künftig auch auf kurzfristige Marktbedürfnisse reagieren.“
Fokus auf Nachhaltigkeit
Generell spielte der Nachhaltigkeitsfaktor im Prozessdesign eine große Rolle. So werden Leichtsieder weiterverarbeitet und anfallende Schwersieder gehen in die thermische Verwertung. Die großen Mengen an Chlorwasserstoffgas, die bei der Chlorierung anfallenden, werden als hochreine 30-prozentige Salzsäure wiedergewonnen.
Wie in der Seitenkettenchlorierung handelt es sich dabei um wasserfreie Verfahren. Die benötigte thermische Energie stammt aus innerbetrieblichen Wärmerückgewinnungsmaßnahmen. Energieströme, die sich nicht für eine Wärmerückgewinnung nutzen lassen, werden durch einen intelligenten Kreislauf so verteilt, dass nur minimales Heizen oder Kühlen notwendig ist.
Integrierte Wertschöpfungskette
Besonders spannend ist die Kombination von Chlorierung und Halex in einer Entfernung von nur wenigen Kilometern. WeylChem kann nun in Frankfurt-Höchst direkt am aromatischen Ring oder alternativ die Seitenketten des aromatischen Rings chlorieren und im Stadtteil Fechenheim die Chlor- durch Fluoratome ersetzen.
„Daraus ergibt sich eine Vielzahl ringchlorierter, seitenkettenchlorierter und ringfluorierter Produkte sowie eine Bandbreite gemischter Chlor-Fluor-Verbindungen mit nahezu grenzenlosen Kombinationsmöglichkeiten“, sagt Michael Badine, Head of Technical Marketing. „Besonders für europäische Kunden sind auch die damit verbundenen kurzen Transportwege interessant.“
Chlorierte Verbindungen eignen sich als Bausteine oder Zwischenprodukte in der Synthese unterschiedlichster Endanwendungen wie zum Beispiel agrochemischer und pharmazeutischer Wirkstoffe und auch Farben. Dabei kann das Chloratom als reaktive Gruppe verwendet werden oder in der Endverbindung vorhanden sein. Fluorierte aromatische Moleküle sind zudem wertvolle Zwischenprodukte in der chemischen Synthese.
Internationale Initiative
Die Projekte in Frankfurt sind Teil einer umfassenderen Initiative der WeylChem zum Ausbau ihrer Multi-Purpose-Infrastruktur. An ihrem französischen Standort Lamotte hat die Gruppe kürzlich ebenfalls eine neue Anlage eingeweiht. Dort war eine bestehende Produktionslinie grunderneuert und mit neuen Elementen wie einem säurebeständigen 4m2-Hastelloy-Filtertrockner, einem Dünnschichtverdampfer und einem 10m3-Edelstahlreaktor ergänzt worden.
Uwe Brunk, President der WeylChem Group of Companies, sagt dazu: „Die drei Projekte Halex, Ringchlorierung und Ausbau Lamotte repräsentieren ein Investitionsvolumen von insgesamt fast 25 Mio. EUR. Damit bauen wir strategisch unsere Kapazitäten aus und stärken die Fähigkeit, unsere Kunden langfristig partnerschaftlich zu begleiten und sie beim Aufbau robuster europäischer Lieferketten zu unterstützen.“
Weitere Informationen erhalten Sie von Michael Badine (Halex) und David Crouse (Ringchlorierung).